Zwei Michelin-Piloten auf dem Podium in Hockenheim
Erwartungen übertroffen: Vor Beginn des Wochenendes gingen die Experten auf-grund von Computer-Simulationen davon aus, dass die Traninigsbestzeit für den Großen Preis von Deutschland bei rund 1.20 Minuten liegen wird. Ralf Schu-macher umrundete die 4,754 Kilometer des neugestalteten Hockenheimrings während des Abschlusstrainings in 1.14,570 Minuten und stellte seinen BMW Williams FW 24 damit auf die zweite Startposition – nur geschlagen von seinem Bruder Michael, dem frischgebackenen Weltmeister. Ralfs Teamkollege Juan Pablo Montoya – zuletzt fünf Mal in Folge Trainingsschnellster – musste sich diesmal mit dem vierten Rang im Qualifying zufrieden geben. Direkt hinter dem Kolumbianer fieberte McLaren-Mercedes-Pilot Kimi Räikkönen der Startfreigabe entgegen. Mit Erlöschen der roten Ampel entwickelte sich ein äußerst dramatisches Rennen: Während Ralf Schumacher vom zweiten Platz aus mehr und mehr Druck auf seinen führenden Bruder ausübte, begeisterte vor allem der Zweikampf um die vierte Posi-tion die Zuschauer. Montoya – der Räikkönen beim Start passieren lassen musste – versuchte mit allen Mitteln, wieder an dem jungen Finnen vorbei zu kommen. In der 13. Runde startete der Williams-Pilot Eingangs des Motodroms einen sehenswerten Überholversuch, den er trotz erbitterten Wiederstands seines Kontrahenten kurz vor der Sachs-Kurve erfolgreich abschließen konnte. Mit einer schnellsten Runde nach der anderen ließ derweil Ralf den Rückstand auf seinen Bruder auf rund zwei Se-kunden schrumpfen. Als die erste Runde der Boxenstopps begann, schien es, als würde der Williams-Pilot die Führung übernehmen. Der jüngere Schumacher blieb drei Runden länger auf der Strecke als der “Rote Baron” und erfuhr sich mit schnel-len Runden einen Vorsprung, der ausreichend schien. Doch als der Michelin-Pilot die Boxen ansteuerte, lief er auf Jacques Villeneuve auf, der seinen waidwunden BAR in langsamer Fahrt Richtung Garage schleppte – wertvolle Sekunden gingen verloren. Diese konnte sich der in Salzburg lebende Kerpener aufgrund einer taktischen Fi-nesse zumindest zum Teil zurückerobern: Ralf Schumacher verzichtete bei seinem zweiten Stopp auf den Tausch seiner Michelin-Reifen. Dadurch verkürzte sich zwar die Standzeit in der Boxengasse nicht – das Nachtanken eines Formel 1-Boliden nimmt ohnehin mehr Zeit in Anspruch als das Wechseln der Pneus -, dafür bringt dieser Schachzug einen Vorteil auf den ersten Kilometern nach einem Boxenstopp: Während frische Reifen erst auf Temperatur gebracht werden müssen, bevor sie optimalen Grip bieten, konnte Ralf Schumacher sofort nach seinem Stopp wieder auf Zeitenjagd gehen. Mit diesem Vorteil hielt der BMW Williams-Pilot die Entscheidung bis kurz vor Rennende offen. Doch vier Runden vor Schluß musste er noch einmal zum Nachtanken – allerdings verlangte der FW24 mit der Startnummer fünf nicht nach Benzin. “Es musste Luft für die pneumatische Ventilsteuerung nachgefüllt werden”, erklärte ein leicht ent-täuschter Ralf Schumacher als Drittplatzierter im Ziel. Den zweiten Rang übernahm Teamkollege Montoya. Zuvor konnte der Kolumbianer schon von einem Problem mit der Ferrari-Tankanlage profitieren, die Barrichello alle Chancen auf einen Podiums-platz nahm – eine Situation, die die Weiß-Blauen nur allzu gut kennen. “Meinen zweiten Platz habe ich dem Pech von Rubens und Ralf zu verdanken”, war sich der Williams-Pilot bewußt. “Aber so ist der Rennsport eben, solche Dinge passieren.”Auf dem Hockenheimring geschahen auch noch weitere Rennsport-typische Dinge: Die Hitzeschlacht sorgte für zahlreiche Ausfälle – von den 21 gestarteten Fahrern kamen nach 67 Runden nur neun in die Wertung. So mussten außer dem BMW Wil-liamsF1 Team alle anderen Michelin-Partner Ausfälle beklagen. Während McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard als Fünfter zwei WM-Punkte einfahren konnte, kam Teamkollege Räikkönen kurz vor Rennende nach einem Fahrfehler von der Strecke ab. Der Toyota von Allan McNish erlitt einen Hydraulikschaden. Der zweite Michelin-Pilot des japanischen Teams mit Hauptsitz in Köln, Mika Salo, erreichte das Ziel als Neunter. Pedro de la Rosa musste seinen Jaguar direkt nach dem Start mit Getrie-beproblemen abstellen. Auch der zweite Katzenbändiger sah die Ziellinie nicht: Nach Problemen mit der Traktionskontrolle beendete Eddie Irvine das Rennen schließlich aufgrund einer kollabierenden Bremsanlage. Doppelausfall auch für Re-nault: Während Jenson Button seinen RS202 mit Motorschaden abstellte, unterlief Jarno Trulli ein Fahrfehler, der den jungen Italiener ins Kiesbett beförderte.
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