Nicht nur Gefühlsduselei von Ford jr.
Vor zwei Wochen hatte William “Bill” Ford, 44, als Chairman ganz maßgeblich am Sturz von Jaques Nasser mitgewirkt und selbst die Führung des Konzerns übernommen. Seither lässt er kaum eine Gelegenheit ungenutzt mitteilen zu können, das zerstörte Verhältnis zwischen Ford und Firestone reparieren zu wollen. Die meisten Zeitungen verweisen gerne darauf, seine beiden Urgroßväter seien schließlich die Konzerngründer Ford und Firestone, seine Mutter sei eine geborene Firestone. Doch Gefühlsduselei allein ist meist kein starker Treiber. Praktisch im Alleingang hatte der nun zurückgetretene Ford-Chef Nasser in diesem Jahr einen Rückruf weiterer zwölf Millionen Firestone-Reifen angeordnet, der das Geschäftsergebnis mit mehr als zwei Milliarden Dollar belasten wird. Dies ist von Firestone stets als völlig unnötig bezeichnet worden. Der Reifenhersteller hatte jede Teilnahme und jede Haftung oder Mithaftung für diese Aktion abgelehnt. Nachdem sich die amerikanische Sicherheitsbehörde NHTSA und Firestone auf freiwillige Rücknahme einiger hunderttausend Reifen einigten, die den Reifenkonzern mit Kosten in zweistelliger Millionenhöhe in Dollar belasten, sieht sich der Reifenhersteller bestätigt. Ford wollte Bridgestone/Firestone zu gegebener Zeit die Rechnung präsentieren. Das hat sich nun erübrigt; juristisch dürfte der Automobilhersteller gegenüber Firestone weitgehend chancenlos sein. Lediglich im Wege freiwilliger Vereinbarungen könnte eine Lösung gefunden werden, gegenüber Aktionären doch noch das Gesicht wahren zu können. Wenn Bridgestone/Firestone erst einmal wieder als Großlieferant zur Verfügung steht, könnten unter bestimmten Umständen “Verrechnungen” plausibel dargestellt werden. Ähnlich hatten sich die Autoriesen General Motors und Volkswagen im so genannten “Lopez-Skandal” geeinigt.
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