Apollo Vredestein stellt sich deutlich breiter am Markt auf
Für die deutsche Apollo Vredestein GmbH war 2013 ein spannendes Reifenjahr. Ein schwieriges Marktumfeld hat die Verantwortlichen in Vallendar vor große Herausforderungen gestellt. Nichtsdestotrotz ist man dort nicht unzufrieden mit dem Erreichten, gehören dazu doch auch gewisse strategische Neuausrichtungen in Bezug auf den Vertrieb, aber auch in Bezug auf die interne Verwaltung. Weitere Entscheidungen werden zum Anfang des neuen Jahres umgesetzt, wie die NEUE REIFENZEITUNG im Gespräch mit Apollo-Vredestein-Geschäftsführer Michael Lutz erfuhr.
Dieser Beitrag ist in der Dezember-Ausgabe der NEUE REIFENZEITUNG erschienen, die Abonnenten hier als E-Paper lesen können.
Der Sommerreifenmarkt lief in Deutschland – den Umständen entsprechend – noch vergleichsweise gut, wenn man ein Wachstum von einem Prozent beim Sell-in laut ERMC in der Zeit von Januar bis Oktober denn als „gut“ einstufen will. Apollo Vredestein jedenfalls konnte seinen Reinverkauf der Marke Vredestein „deutlich stärker“ steigern, erläutert Michael Lutz. Dies liege seiner Meinung nach an dem modernen Sortiment mit neuen Produkten und einer stark steigenden Nachfrage nach Ganzjahresreifen, einem Segment, in dem Vredestein traditionell sehr stark ist.
Auch Apollo konnte sich etwas besser als der Markt entwickeln, so Lutz, was nicht zuletzt auch an der zunehmenden Präsenz der Marke im deutschen Reifenfachhandel liege. Aktuell werden Apollo-Reifen über rund 600 Verkaufspunkte – darunter auch point S – in Deutschland vertrieben.
Der Winterreifen-Sell-in hingegen war 2013 bisher (Januar bis Oktober) schlecht und lag Lutz zufolge in Deutschland bei einem Minus von zehn Prozent. Apollo hingegen lag beim Sell-in sogar im Plus. „Unsere Marke Apollo erlebte in diesem Jahr ein stabiles, kontinuierliches Wachstum“, bilanziert der deutsche Apollo-Vredestein-Geschäftsführer. Auch das Apollo-Sortiment ist überaus modern. Was Winterreifen ganz allgemein betrifft, sei man für den Markt indes „nicht sonderlich euphorisch“, zu schlecht ist da die Nachfrage in Deutschland.
Für Apollo Vredestein, das bisher eine klare und nahezu exklusive Ausrichtung auf den Reifenfachhandel hatte, brachte 2013 eine strategische Neuausrichtung beim Vertrieb. Seit dem Sommer beschäftigt die deutsche Gesellschaft einen Key Account Manager. Volker Schlecker soll sich speziell um das branchenweit wachsende Autohausgeschäft kümmern und hier einen neuen Vertriebskanal für das Unternehmen aufbauen. Wie Michael Lutz dazu betont, sollen über diesen Kanal vorwiegend Reifen der Marke Apollo vertrieben werden, der im Konzern bekanntermaßen der Status einer weltweiten OE-Marke zukommt. Verschiedenen Verlautbarungen zufolge ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Apollo auch in Europa einen ersten Abschluss mit einem Erstausrüstungskunden zeichnet. Es werde zwar auch Absätze der Marke Vredestein über den neuen Autohauskanal geben, nur sei dies nicht das Ziel der strategischen Neuausrichtung im Vertrieb. Vredestein sei und bleibe die „Premiummarke für den Reifenfachhandel“, so Lutz weiter.
Für Apollo Vredestein gilt beim Autohaus, was auch andernorts gilt: Man will das Geschäft langsam, dafür aber kontinuierlich und vor allem nachhaltig entwickeln. Das Autohausgeschäft sei für die deutsche Organisation komplett neu, erläutert Lutz, weswegen man sich zunächst einmal das Know-how sowie das notwendige Netzwerk aufbauen müsse. Unter einem nennenswerten Absatzdruck sehen sich die Verantwortlichen in Vallendar indes nicht. Die Entscheidung, sich in Zukunft intensiver um den Autohauskanal zu kümmern, sei jedenfalls nicht durch freie Kapazitäten in der Produktionsstätte im niederländischen Enschede oder „die Marktsituation 2013“ bedingt gewesen. Die Fabrik in Enschede produziert mit rund 5,5 Millionen Pkw- und 500.000 Landwirtschaftsreifen am Limit. Der deutsche Markt ist dabei so etwas wie ein Testballon für den indisch-niederländischen Reifenhersteller; läuft das Autohausgeschäft hierzulande gut, sollte dieser Kanal wohl auch auf anderen Märkten verstärkt angegangen werden.
Gerade was die Marke Apollo betrifft, wird sich in naher Zukunft noch Weiteres ändern bzw. weiterentwickeln. Nachdem das Unternehmen in diesem Herbst bereits die Reifenmarke Maloya mit einem neuen Ganzjahresreifen wiederbelebt hat, soll auch für Apollo demnächst ein Ganzjahresreifen folgen. Das Unternehmen will seine Präsenz auf diesem gerade in Deutschland so wichtigen Wachstumsmarkt weiter ausbauen.
Eine noch weiter reichende Änderung wird die Einführung von Apollo-Lkw-Reifen in Deutschland und darüber hinaus sein. Wie Michael Lutz erläutert, seien diese ab dem 1. Januar hierzulande erhältlich. Apollo Tyres zählt in Indien zwar zu den Newcomern bei radialen Lkw-Reifen, hat man doch erst vor einigen Jahren mit der Produktion begonnen. Dennoch hat sich Apollo Tyres auf seinem Heimatmarkt bereits den Titel „Marktführer“ bei Lkw-Reifen erarbeitet. Das Sortiment besteht Lutz zufolge zunächst aus zwölf Größen für Standardanwendungen; auch 17,5 Zoll große Reifen werden dabei sein, allesamt aus indischer Produktion. Neben Deutschland sollen Apollo-Reifen im neuen Jahr auch in den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und Österreich eingeführt werden. Diese schrittweise Markteinführung habe auch schon bei Apollo-Pkw-Reifen funktioniert. In einem zweiten Schritt sollen dann weitere Märkte folgen. Damit das Lkw-Reifengeschäft in Deutschland vernünftig in Gang kommt, wird Michael Lutz ab dem 1. Februar einen eigenen Key Account Manager für Lkw-Reifen in seinem Vertriebsteam haben.
Auch beim Geschäft mit Lkw-Reifen soll gelten, was beim Geschäft mit Pkw-Reifen gilt: die Orientierung auf den Fachhandel. Dieser soll dabei gestärkt werden, betont der Geschäftsführer weiter. Deswegen wolle man auch kein direktes Flottengeschäft angehen, wie dies viele andere Hersteller tun. Man muss dabei natürlich hinzufügen, dass Apollo Vredestein – anders als einige seiner großen Wettbewerber – nicht über einen eigenen Vertriebskanal bzw. eine industrienahe Reifenhandelsorganisation verfügen kann, die den dann im direkten Flottengeschäft notwendig werdenden Service beim Flottenkunden erbringen könnte. Den Einstieg in das Geschäft mit Lkw-Reifen werde man dabei über bestehende Kunden suchen – dies liege nahe, soll aber neue Geschäftsbeziehungen natürlich nicht verhindern.
Die Organisation der deutschen Apollo Vredestein GmbH ist in den vergangenen Jahren deutlich angewachsen. Zum Ende des Jahres hin zählt Michael Lutz insgesamt 43 Mitarbeiter. 27 dieser Mitarbeiter arbeiten demnach im Innendienst. Erst diesen Herbst hatte das Unternehmen am Sitz in Vallendar zusätzlich zu den zwei belegten Etagen eine dritten Etage hinzugemietet, zu eng waren im Laufe der Jahre die Räumlichkeiten für das stetig wachsende Team geworden. Apollo Vredestein verfügt jetzt über rund 700 m² Bürofläche, wozu seit Neustem auch ein großzügiger, modern ausgestatteter Schulungsraum gehört. Neben dem Innendienst sind aktuell 16 Außendienstler unter der Apollo-Vredestein-Flagge in Deutschland unterwegs – wie gesagt: Tendenz weiter steigend.
Mit dem neuen Jahr wird sich ebenfalls der Logistikdienstleister für Apollo Vredestein in Deutschland ändern. Das bestehende Lager in Eppertshausen südlich von Frankfurt wird derzeit vom branchenbekannten Kontraktlogistiker Fiege übernommen, der dann in Zukunft auch Apollo-Vredestein-Partner sein wird. arno.borchers@reifenpresse.de
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[…] die Reifenmarke Maloya wieder vom Markt genommen. Der indisch-niederländische Hersteller hatte Ende 2013 den „Maloya Quadris“ – einen Ganzjahresreifen für das Segment der Klein- und Kompak…, und zwar nur anderthalb Jahre, nachdem der Hersteller Anfang 2013 noch betont hatte, „keine […]
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