MeWa zeigt neues Recyclingverfahren
Verwerten vor Verbrennen. Dieser Leitsatz gilt auch für ausgediente Pkw- und Lkw-Reifen. Die Maxime lautet, die Wertstoffe Gummi, Stahl und Textil aus den Altreifen herauszutrennen und dem Rohstoffkreislauf wieder zur Verfügung zu stellen. MeWa Recycling (Gechingen) bietet dafür komplette Verwertungsanlagen aus einer Hand an. Vorgestellt wurde das dreistufige Aufbereitungsverfahren auf der REIFEN in Essen.
Wer in eine Reifenrecyclinganlage investiert, erwartet davon einen wirtschaftlichen Betrieb. Neben einem Fixbetrag, den der Betreiber für die Entsorgung der Altreifen erhält, müssen allerdings weitere Erlöse durch sauber getrennte Wertstoffe erwirtschaftet werden. Der Verkaufserlös hängt von der Qualität des Outputmaterials ab. Und die Kostenstruktur von einem möglichst effizienten Aufbereitungsprozess.
MeWa hat dazu ein dreistufiges Aufbereitungsprinzip (Vorzerkleinerung, Granulierlinie, Feinvermahlung) entwickelt, an dessen Ende hochwertige Materialien zur Wiederverwertung zur Verfügung stehen. Das können „Shreds“ für die thermische Verwertung vornehmlich in der Zementindustrie sein, ein Gummigranulat zwischen 0 und 4 Millimeter für vielfältige Anwendungen sowie als Premiumprodukt ein Sekundärrohstoff in Form eines aktiven Gummifeinmehls. Dieses kann direkt wieder dem Rohkautschuk bei der Produktion von Gummi beigefügt werden.
Die Maschinen für das dreistufige Verfahren hat das Gechinger Unternehmen ebenfalls selbst entwickelt. Die Vorzerkleinerung erfolgt durch eine UNI-CUT-Rotorschere UC. Diese zerkleinert komplette Pkw- und Lkw-Reifen bis zu einem Durchmesser von 1,4 Meter sowie Traktorreifen bis zu 2 Meter Durchmesser. Das Besondere dabei: Der Textil- und Stahlwulst kann zunächst im Reifen belassen werden und muss nicht per Hand aufwändig herausgetrennt werden. Dieser Schritt erfolgt maschinell im Laufe des Prozesses. Die Vorzerkleinerung produziert gleichmäßige, etwa handtellergroße Reifenstücke (Shreds).
Anschließend verarbeitet eine Granulierlinie mit den UNI-CUT-Granulatoren UG und UNI-CUT-Schneidmühlen USM diese Shreds zu einem Granulat mit hoher Reinheit. In mehreren Stufen werden die Reifenstücke auf eine Korngröße zwischen 0 und 4 mm granuliert und in drei Korngrößen (0 bis 0,7 mm, 0,7 bis 2 mm sowie 2 bis 4 mm) in „Big-Bags“ verkaufsfertig abgefüllt. Nach jedem Schritt wird der Stahl mittels Magnetabscheider separiert, Textilreste (Flusen) werden mit mehreren nacheinander geschalteten Lufttrenntischen abgeschieden. Spezielle Steinausleser holen mineralische Teilchen aus dem Stoffstrom. Die Granulatreinheiten betragen am Ende etwa 99,99 Prozent befreit von Stahldraht und 99,9 Prozent befreit von Textilflusen.
Zur Veredelung kann eine Gummifeinmühle in einem dritten Verfahrensschritt das gereinigte Granulat von 2 bis 4 mm schließlich zu einem aktiven Gummimehl (<1,5 mm) verarbeiten. Nachgeschaltete Siebe können nach Bedarf Korngrößen von 0,4 bis 1,2 mm herstellen. Aktives Gummimehl heißt, dass dieses Material als Sekundärrohstoff direkt dem Kautschuk beigemischt werden kann.
Altreifen können hochwertigen Kautschukersatz liefern
Gummiprodukte benötigen Kautschuk als Ausgangsmaterial. Entweder Naturkautschuk, der oftmals auf großen Plantagen angebaut wird – mit allen Problemen einer Monokultur. Oder aber synthetischen Kautschuk, der auf der Basis von Erdöl hergestellt wird. Beide Verfahren haben einen hohen Ressourcenverbrauch. Am Ende der Kette türmen sich dann entweder Berge an ausgedienten Autoreifen in die Landschaft oder sie werden verbrannt, anstatt die enthaltenen, wertvollen Reststoffe zurückzugewinnen.
Zwar gibt es auch heute schon Altreifen- und Gummirecyclinganlagen. Diese zerteilen die Altreifen, trennen den darin enthaltenen Stahl und auch die Textilien heraus. Bestimmte Anlagentypen liefern hier ein sehr reines Gummigranulat zur Weiterverarbeitung. Das Granulat kann auf Grund seiner Materialeigenschaften allerdings nur begrenzt zur Herstellung neuer Produkte eingesetzt werden. Anwendungen finden sich beispielsweise im Sportanlagenbau, in Formteilen für den Straßenbau, als Beimischung zum Asphalt oder in der Bauindustrie.
Der Gechinger Anlagenbauer MeWa hat ein eigenes Verfahren entwickelt, um dieses Granulat aus Altreifen zu einem qualitativ hochwertigen Sekundärrohstoff weiter aufzubereiten. Das Verfahren funktioniert bei Umgebungstemperatur ohne den Zusatz von Stickstoff. Bei der aktiven Feinvermahlung von Altgummi entsteht ein Rohmaterial mit besten Eigenschaften, das je nach Anforderung zwischen zehn und 90 Prozent davon ersetzen kann. Damit eignet sich das Feinmehl für eine Vielzahl von Produkten. Denn in etwa dieselbe Gummimenge, die Reifenhersteller benötigen, wird für andere Anwendungen nochmals auf dem Markt beansprucht.
Das neue Gummimehl steht den Produzenten nach dem Recyclingprozess aktiv zur Verfügung. Das heißt, das erzeugte Material kann ohne den Zusatz von Klebstoff direkt zu Formstücken verarbeitet beziehungsweise verpresst werden. Der Verarbeitungsprozess benötigt lediglich entsprechende Druck- und Temperaturbedingungen.
Das Gummi aus dem Recyclingprozess ist nicht nur deutlich günstiger in der Herstellung als Kautschuk, sondern schont auch noch wertvolle Ressourcen. Das Endprodukt fällt nicht durch grobe Körnung auf und weist daher auch optisch keinen Unterschied mehr zum Original aus Kautschuk auf. Da das Feinmehl in der Weiterverarbeitung ohne teuren Klebstoff auskommt, ist es selbst wieder recyclingfähig. Die Nachteile des bislang erzeugten Granulats erscheinen daher beseitigt. Dieses Feinmehl kann derzeit zu Höchstpreisen am Markt veräußert werden. Denn der Bedarf an Kautschukersatz ist bedingt durch die steigenden Rohstoffpreise enorm gewachsen, Tendenz weiter steigend.
Die MeWa GmbH entwickelt und baut seit über 25 Jahren Zerkleinerungsmaschinen und schlüsselfertige Recyclinganlagen für die verschiedensten Einsatzzwecke. Im Jahr 1980 gegründet, ging das Unternehmen schnell eigene Wege und erlangte mit seinen Technologien rasch nationale und internationale Aufmerksamkeit. An den Standorten in Gechingen (Firmensitz) und Freiberg/Sachsen beschäftigt MeWa mittlerweile über 150 Mitarbeiter. Etwa 80 Prozent des Umsatzes entfallen auf den Export.
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