Borbet-Stammwerk wird ausgebaut
Um Kapazitätsengpässe weiß seit Jahren kaum einer besser als die Borbet-Verkaufsleiterin Birgit Grebe-Frese. Die Auslastungsgrade in den aktuell sieben Räderfabriken innerhalb der Gruppe sind hoch (als weiterer Standort kommt noch CW Fahrzeugtechnik in Niederneuching hinzu): Ob am Stammsitz Hallenberg-Hesborn oder Medebach (beide Hochsauerland), Bad Langensalza (Thüringen) oder Solingen (Nordrhein-Westfalen), ob knapp jenseits der Landesgrenzen in Soultzmatt (Frankreich) oder Ranshofen (Österreich) sowie im fernen Port Elizabeth (Südafrika) – im Zweifelsfalle gehen Erstausrüstungsräder schon mal vor. Daran dürfte sich im Prinzip auch nichts ändern, sollte Borbet den Zuschlag für das vormalige ATS-Werk im amerikanischen Auburn (Alabama) erhalten. Ob dafür Borbet – wie zu hören war – der Favorit sei, wollte oder konnte Grebe-Frese im Rahmen der Essener REIFEN nicht beantworten. Equipment des zweiten vormaligen ATS-US-Werkes in Warsaw (Kentucky) wird übrigens dieser Tage versteigert, kann also als Räderstandort von der Landkarte gestrichen werden.
Während in Warsaw Equipment demontiert wird, herrscht in Hallenberg-Hesborn aktuell reger Baubetrieb: Das ist die Keimzelle des Unternehmens, von hier aus – irgendwann in den 80-er Jahren, hatte sich Firmenchef Peter Wilhelm Borbet aufgemacht, die Räderwelt zu erobern. Das war der Start für einen Siegeszug: Heute befinden sich er, Ronal und Hayes Lemmerz weltweit auf Augenhöhe und – um im Bild zu bleiben – auf Sichtweite zum internationalen Primus bei Aluminiumgussfelgen Superior. Klar, dass das, was fertigungstechnisch in den 80-er Jahren „state of the art“ war, trotz aller Investitionen in den Folgejahren nicht mehr dem Standard genügen kann, der in den anderen Werken in der Borbet-Gruppe (wie den eigenen Neugründungen in Medebach und Bad Langensalza) mittlerweile gesetzt wird. Kurz: Es besteht Investitionsbedarf.
Dass dabei keine „kleine Lösung“ gewählt wurde, sondern eine Rundumerneuerung, die fast einem Neubau gleichkommt, kann Birgit Grebe-Frese nicht nur berichten, sondern erfreut sie: Denn einen Unterschied gibt es zu den hochautomatisierten anderen Werken in der Gruppe: Hallenberg-Hesborn wird in noch höherem Maße als bislang schon den Anforderungen an Kleinserien genügen. Die fallen zwar gelegentlich auch in der Erstausrüstung an, sind im Ersatzmarkt allerdings Tagesgeschäft, mithin dürften die aktuell laufenden Investitionen überproportional den Borbet- und CW-Rädern, die für den Aftermarket bestimmt sind, zugute kommen. Aber auch dem Geschäft mit der Kundenklientel Tuner bzw. Fremdkunden, von denen in den letzten Jahren immer mehr zu Borbet als Hersteller gewechselt sind. Ein Ausschnitt aus der Liste: AZEV, Brabus, Lorinser, Platin … Sie alle werden wie Grebe-Frese von den Investitionen in die Bearbeitung und von der komplett neuen Lackieranlage ihren Nutzen ziehen können.
Auf die Kleinserien angesprochen, verweist die Borbet-Vertriebsleiterin beispielhaft auf die Oberfläche „Weiß“: Das seien nun wirklich nicht die großen Stückzahlen, diese Räder (Design XL in 8×18 Zoll nicht mehr nur in „blackchrome“- oder schwarz-poliert, sondern auch in „Rallyeweiß“) müssen aber auch nicht als „Ladenhüter“ verbucht werden, sondern fließen so mit ab. Anders ist es schon bei dunklen Rädern, die liegen im Trend, sind aufgrund der Farbgebung (eventuelle Verschmutzungen sieht man weniger) aber auch geradezu die prädestinierten Kandidaten fürs Wintergeschäft.
Womit der Variantenreichtum noch etwas vergrößert wird, verspricht sich Grebe-Frese viel von der besonders „trendigen“ Farbgebung „mistral-anthrazit matt“, die zum Beispiel auf dem BSU-Radstyling zum Einsatz kommt, das sich somit nicht nur durch seine enormen Ausmaße (10×22“) für einen „Straßentyp“ wie den Audi Q7 anbietet, sondern auch und vielleicht gerade für einen „Geländetyp“ wie den Hummer H3. Ebenfalls in dieser noch recht neuen Farbgebung kommen LV4 und LV5 daher: Bei der ersteren Variante handelt es sich um eine 4-Loch-Konstruktion mit acht, bei zweiterer um eine 5-Loch-Konstruktion mit zehn Speichen. Last, but not least wird auf dem Borbet-Messestand während der REIFEN natürlich auch die zweite Marke nicht unterschlagen: Von Tochtergesellschaft CW Fahrzeugtechnik stammt die CWE-Serie, eine 7-Speichen-Felge in alternativ kristallsilber-lackiert oder mistral-anthrazit glanzpoliert in 16 bis 19 Zoll für alle gängigen Fahrzeuge mit 5- und 6-Loch-Anwendungen.
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