Tollhaus Team
Vor einem Monat hatte die Neue Reifenzeitung Team als eine am Scheideweg stehende Gemeinschaft gesehen, die ein von Einzelinteressen und Egoismen zerfressenes Bild abgibt.
Eine Übertreibung war das entgegen allen anders lautenden Erklärungen nicht. In einem jetzt auch der Redaktion vorliegenden „Offenen Brief“ an alle Gesellschafter vom 11. Juni fordert Team-Gründungsmitglied Klaus Helm den Rücktritt des Beiratsvorsitzenden Kuhn. Helm konstatiert dem Beiratsvorsitzenden sowie dem Geschäftsführer Stubenvoll Gespräche mit denkbaren Partnern zur Erstellung einer Abrechnungsplattform für das Flottengeschäft in „dilettantischer Form“ und dazu zur Unzeit geführt zu haben. Einmal um Klarheit bemüht, spricht Klaus Helm dem Team-Beirat die Kompetenz ab, diese weiterhin anstehende Aufgabe lösen zu können. Das mag aber eher taktischer Natur gewesen sein, denn im Beirat sitzen nach wie vor die wie Helm zur „G7“ zu zählenden Gesellschafter Ludwig und Ehrhardt. Für Helm jedenfalls steht fest: „In der jetzigen Zusammensetzung von Beirat und Geschäftsführung überleben wir dieses Jahr nicht.“ Weder die Geschäftsführung noch Klaus Helm waren heute bisher telefonisch erreichbar.
Den Stein des Anstoßes bildet die erst zu gründende Abrechnungsplattform für das Flottengeschäft. Fraglos ist die Kooperation recht großzügig mit dem bis dato auch stets vorhandenen Geld umgegangen. Doch die Zeiten ändern sich und zwischenzeitlich hatten die Gesellschafter schmerzlich zur Kenntnis nehmen müssen, dass ihnen Ausschüttungen verloren gehen, wenn nicht so effizient und kostengünstig wie möglich gemanagt wird. Die Consultinggesellschaft Birch Court, hinter welcher der ehemalige Continental-Generalbevollmächtigte Dr. Rainer Simon steht, hatte im Rahmen einer ebenfalls der NRZ vorliegenden Studie für eine Ausgliederung dieses Bereichs, der nicht „core business“ für Team sei, plädiert. In welcher Form dies geschehen soll, blieb einstweilen noch offen, insbesondere ist unklar, ob Team weiter wie bisher Key Account betreiben soll oder dies Sache der Gesellschafter vor Ort. In jedem Fall wären aber die Kosten zukünftig besser zuzuordnen. Ziel bleibt, diejenigen zahlen zu lassen, die auch profitieren.
Eine ausgelagerte Dienstleistungsgesellschaft braucht aber so wenig Team exklusiv zur Verfügung zu stehen wie auch das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden muss. Die Kosten ließen sich drastisch senken, wenn Großunternehmen sich zusammenfinden würden. Gedacht ist dabei an Unternehmen wie point-S, Reiff und Pneuhage. Dabei ist erfahrenen Reifenhändlern wie Helm von Beginn an klar gewesen, dass sich solche Unternehmen nicht vereinnahmen lassen, sondern peinlich genau auf Verhandlungen auf Augenhöhe achten. Geplant war ganz offenbar, die Gespräche im Kollegenkreis und von Kollege zu Kollege zu führen oder auch von einer neutralen Person, beispielsweise Dr. Simon. Das ist nun anders gelaufen. Die Herren Kuhn und Stubenvoll betrachten die –noch zu gründende- Plattform als „Team-Baby“, welches man nach einer Anlaufzeit in die Freiheit entlassen könne. Die Herren sind der Meinung, Team habe auf diesem Feld eine hohe Kompetenz und einen Vorsprung, den man gerne mit anderen Partnern teilen wolle. Damit war der entscheidende Fehler bereits gemacht. Die NRZ hat mit allen in Frage kommenden Partnern gesprochen, denen eines gemeinsam ist: Kein Interesse an einer Dienstleistungsgesellschaft, also einer Abrechnungsplattform, in welcher Team einen Führungsanspruch geltend machen könnte. Offenbar haben Helm und die meisten (wenn nicht gar alle) „G7-Mitglieder“ in Rage gebracht, dass einmal gefasste Beschlüsse eigenmächtig, unvollständig und damit falsch umgesetzt wurden mit der Folge, dass die Idee einer Abrechnungsplattform bereits gestorben ist, bevor sie in aller Ruhe ausdiskutiert werden konnte. Von der NRZ befragte denkbare Partner weisen darauf hin, es sei ihnen nicht möglich, das Geschäftsmodell verstehen zu können.
Auf Unverständnis stieß bei Helm („die Pressetreffen gingen schon letzte Woche als Witz durch die Branche“) dass Kuhn und Stubenvoll sich in der gegenwärtigen Phase mit der Fachpresse einließen. Die NRZ wird über das Gespräch aber erst im Laufe kommender Woche berichten.
Die Kooperation Team ist aus Sicht der Reifenindustrie nicht ganz einfach zu handhaben. Die “G7” -dazu zählen alle größeren Gesellschafter der Gruppe – ist sehr selbstbewußt und “ohne Schnäpschen von 2-3 Prozent” zusätzlich zu dem , was offiziell in der Geschäftsstelle in Rösrath vereinbart worden ist, nicht zufrieden. Andererseits hört man aus Industriekreisen immer wieder mal Klagen und Stöhnen, weil nie so ganz klar sei, ob man nun eine bindende Vereinbarung mit der Kooperation getroffen habe oder doch noch nicht.
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