Im Premiumsegment der Maschinen für den Reifenservice
Die immer und immer wieder aufgekochten Gerüchte um die Zukunft der Marke Hofmann dürften sich inzwischen abgenutzt haben. Die Übernahme der vormaligen Hofmann Werkstatt-Technik durch den US-Konzern Snap-on liegt schließlich schon fast ein Jahrzehnt zurück und die Integration als Maschinenmarke für den Reifenservice im Premiumsegment auch. Der Konzern mit Sitz in Kenosha (Wisconsin/USA) setzt knapp drei Milliarden US-Dollar um und hat sich in Europa durch diverse Akquisitionen zu einem marktführenden Unternehmen rund um die Kfz-Werkstatt entwickelt. Neben der Traditionsmarke Hofmann, die jedenfalls aus deutschen Reifenwerkstätten kaum wegzudenken wäre, zählt Judith Huppert, im Unternehmen für Marketing und Kommunikation europaweit verantwortlich, ebenfalls bestens bekannte Namen wie John Bean, Boxer oder die Cartec GmbH aus Unterneukirchen, die im September 2006 zu hundert Prozent übernommen worden ist, auf.
„Jede dieser Marken hat ihre Positionierung“, erklärt Jürgen F. Kalesse (45), Direktor Vertrieb und Service bei der Snap-on Equipment GmbH am Hofmann-Stammsitz Pfungstadt. Kalesse ist für den wichtigen deutschen und den österreichischen Markt, aufgrund seiner beruflichen Biografie aber auch für das südliche Afrika verantwortlich. Mit der Integration von Neuerwerbungen, die zum Produktportfolio passen, hat Snap-on also reichlich Erfahrung. Wobei es natürlich immer Ziel eines Käufers ist, mit einem neuen Firmenmitglied gewinnbringend zu wachsen.
Eine Schlüsselrolle kommt dabei dem ehemaligen Boxer-Standort und der heutigen Europa-Zentrale in Correggio (Italien) zu, an dem mittlerweile auch die Forschung und Entwicklung für die europäischen Märkte sowie Afrika und den Mittleren Osten konzentriert ist. Montiergeräte der Marke Hofmann werden schon seit langem in Correggio gefertigt, seit 2004 auch die Auswuchtmaschinen. Natürlich findet auch ein Austausch in technologischer Hinsicht mit den Kollegen in den USA statt, aber der Verschiedenartigkeit in den Reifenwerkstätten wird mit jeweils eigenen F+E-Zentren für die jeweiligen Weltregionen Europa, Amerika und Asien Rechnung getragen.
Jürgen Kalesse erinnert an die Tradition der Marke Hofmann, die es immer wieder geschafft hat, neue Standards in den Reifenwerkstätten zu setzen. Beispielhaft seien die vielen patentierten Innovationen im Bereich der Auswuchttechnik in der zweiten Hälfte der 90er Jahre genannt und dabei der schon fast legendäre „geodata“-Messarm, der bis heute in Sachen Funktionalität Maßstäbe setzt. Auch in der Achsmesstechnik hat sich Hofmann mit der 3D-Messtechnik mittlerweile einen Namen gemacht. Wer technologisch die Messlatte legt, der ist schon fast automatisch ein Premiumanbieter. Dass er damit auch manchmal der teurere Anbieter ist, will der Vertriebschef gar nicht wegleugnen. Aber dieser höhere Preis beruht nicht nur auf der hohen Qualität der Maschinen, sondern auch darauf, dass sich das Unternehmen einen im Markt einmaligen Service leistet.
Service als Unterscheidungsmerkmal
Während es Usus geworden zu sein scheint im Wettbewerb, bei etwaigen Rationalisierungsmaßnahmen zuerst den Service zu beschneiden, gehen die Pfungstädter konsequent den entgegen gerichteten Weg. Kalesses Mannschaft besteht aus aktuell 32 Servicetechnikern draußen im Markt und 14 Mitarbeitern im Innendienst. Nicht zu vergessen die rund dreißig maßgeblichen Vertriebspartner im Handel („unser Rückgrat“, so J. Kalesse) mit deren insgesamt etwa 150 Personen, die über ein fundiertes Grundwissen hinsichtlich der Geräte aus dem Hause Snap-on verfügen. Auch seien „Servicepartner“ erwähnt, die quasi die Funktion eines Werkskundendienstes für die Achsmessgeräte haben. Darüber hinaus sei an dieser Stelle auch darauf hingewiesen, dass das Unternehmen über zwei hauptamtliche Trainer verfügt, die ganzjährig mit Schulungsmaßnahmen zu günstigen Preisen ausgelastet sind und überwiegend Endkunden sowie Vertriebspartner im Umgang mit den Geräten von Hofmann und John Bean unterweisen.
Die starke und bestens ausgebildete Mannschaft löst in 98,4 Prozent aller Fälle – hat eine Befragung zur Servicequalität ergeben – die Probleme gleich bei ihrem Besuch. Dieses Team – und das ist die eigentliche Qualität – „zeichnet sich durch extrem kurze Reaktionszeiten aus“, freut sich Kalesse über hochmotivierte und engagierte Mitarbeiter sowie bundesweite Flächendeckung im Service. Kurze Reaktionszeiten sind – wegen der daraus resultierenden kurzen Ausfallzeiten – wichtig für jeden Werkstattbetreiber. Ja, solch ein quantitativ starkes Team und obendrein Mitarbeiter, die nicht auf die Uhr schauen wegen des nahenden Feierabends und manchmal sogar am Wochenende im Dienste des Endkunden unterwegs sind – „das kostet“, räumt Kalesse ein. Aber diesen „Luxus“ leiste man sich als ein positives Unterscheidungsmerkmal zum Wettbewerb. Zufriedene Kunden danken’s ihm und nicht selten hört man in Reifenwerkstätten den Satz: „Die von Hofmann sind zwar etwas teurer, aber dafür …“
Die Markenphilosophie von Hofmann ist klar ausgerichtet auf höchste Präzision im Auswuchten von Rädern. Eine im Markt angebotene und von Marktteilnehmern diskutierte Technik der Einsparung von Auswuchtgewichten zu Lasten höherer Restunwuchten passt zwar nicht so recht zu diesem eigenen Ansatz, sollte der Kunde allerdings eine solche Funktion wünschen, die nach der Überzeugung der Pfungstädter Equipment-Spezialisten eher von sekundärer Bedeutung ist, dann lassen sich die Maschinen nach- bzw. entsprechend aufrüsten. Das „Baukasten-Prinzip“, das in der Entwicklungsabteilung verinnerlicht wurde, macht’s möglich.
Dass die Mitarbeiter in den Reifenservicebetrieben nicht immer das Optimum aus Hofmann-Maschinen herausholen, ist eine Aufgabe, an dem dauerhaft gearbeitet werden muss. Der Käufer – also im Allgemeinen der Reifenhändler – lässt sich von den überlegenen und auch in Roherträge umzusetzenden Funktionen einer Hofmann-Maschine überzeugen, aber damit weiß der Mechaniker in der Werkstatt noch lange nicht um die Nutzung dieser Funktionen. Darum ist die Schulung der Mitarbeiter so wichtig und wird sogar immer wichtiger. Je anspruchsvoller die Reifen, je größer dimensioniert sie sind oder Notlaufeigenschaften haben, desto stärker steigen auch die Anforderungen an das Equipment. Wer nicht entsprechend an der Maschine ausgebildet ist, der kann deren Potenzial auch nicht voll ausschöpfen. Manche Fachbetriebe und Ketten seien hier vorbildhaft, andere verschenken schlicht die Möglichkeiten, die sie mit den modernen Hofmann-Maschinen hätten, weiß Kalesse. Übrigens muss eine Schulung an Hofmann- und John-Bean-Maschinen nicht notwendigerweise in den dafür bestens ausgestatteten Räumlichkeiten in Pfungstadt stattfinden, sondern kann bei Bedarf auch vor Ort beim Kunden erfolgen.
Judith Huppert erzählt von dem Investitionsbedarf, der angesichts der aktuellen Reifengeneration und der neuen Fahrwerkstechniken in vielen Werkstätten herrscht. Dem Einwand, dass die im eigenen Hause angebotenen Marken Hofmann, John Bean und Cartec je nach Produktgruppe über immer ähnlichere Leistungsmerkmale verfügten, stimmt Kalesse nur sehr bedingt zu. Gerade im Auswuchtbereich und bei der Achsvermessung gebe es sehr wohl noch markenspezifische Unterschiede. Und im Übrigen wenden sich die Marken auch an unterschiedliche Zielgruppen.
Bei der Frage nach Marktanteilen übt sich der Direktor der Snap-on Equipment in Zurückhaltung, zumal es da auch eine Grauzone gibt, die selbst langjährige Werkstattexperten nicht bis in den letzten Winkel durchblicken. „Man kann aber wohl ohne in den Verdacht des Aufschneidens zu geraten sagen, dass unser Haus in den Bereichen Montieren, Wuchten und Achsvermessung weit vorne ist, wir sehen uns als Marktführer“, so Jürgen F. Kalesse.
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