„Race of Champions“ auf Michelin- und BFGoodrich-Reifen
17 Top-Piloten aus neun Ländern auf fünf sehr unterschiedlichen Renn- und Rallye-Autos: Beim „Race of Champions 2006“ lieferten sich die großen Motorsport-Asse aller Disziplinen auf Pneus von Michelin und BFGoodrich heiße Sekundenduelle um den Sieg in der Einzelwertung und beim „Nations Cup“. Das Staraufgebot konnte sich mehr als sehen lassen – dachten am Samstagabend mehr als 50.000 Zuschauer im Pariser „Stade de France“ sowie mehrere Millionen Menschen vor ihren TV-Geräten in der ganzen Welt. Es siegten Mattias Ekström und Team Finnland.
Beim Showdown in der französischen Hauptstadt spielte einzig Petrus nicht mit: Am Tag des „Race of Champions“ zeigte sich das Wetter in Paris von seiner unbeständigen Seite. Beim Duell der größten Motorsportler der vergangenen Saison verwandelten Regenschauer die 1,2 Kilometer lange Strecke im „Stade de France“ teilweise zu einer Rutschbahn. Die ohnehin schon glatte Oberfläche bot noch weniger Haftung als erwartet.
„In der ersten Linkskurve befand sich eine große Wasserpfütze. Selbst auf Intermediate-Reifen war das Fahren eine haarige Angelegenheit, weil die Pneus wegen des Regens über wenig Grip verfügten“, erklärte Champ-Car-Meister Sébastien Bourdais nach dem Viertelfinale des „Nations Cups“. Was einem Pneuhersteller wie Michelin im Wettbewerb Kopfzerbrechen bereiten würde, sorgte beim Kräftemessen der Champions für ein besonderes Spektakel, wie es Armin Schwarz treffend zusammenfasste: „Wenn die Strecke so nass ist, verlierst du durch Untersteuern sehr viel Zeit. Deswegen musst du immer im Drift bleiben“, beschrieb der BFGoodrich-Partner.
Dass die Wetterbedingungen dennoch ihre Tücken aufwiesen, erfuhr der Deutsche am eigenen Leib. Beim „Race of Champions“ drehte sich Schwarz im Viertelfinale und unterlag deswegen seinem spanischen Kontrahenten Dani Sordo. Mit seinem Ausrutscher befand sich Schwarz allerdings in guter Gesellschaft. Stéphane Peterhansel beispielsweise drehte sich gleich zweimal. Andere Fahrer wie Bourdais oder Tourenwagen-Spezialist James Thompson – der kurzfristig für den verletzten Michelin-Partner Jenson Button aufrückte – touchierten die Streckenbegrenzung unsanft.
Abwechslung bei den Autos, gleiches Material bei den Reifen
So unterschiedlich wie die Piloten waren auch die Renngeräte, mit denen die Gladiatoren die Arena unsicher machten. Als schnellstes Auto erwies sich dabei der Renault Mégane Trophy auf Pneus von Michelin. Auf dem Silhouetten-Fahrzeug verbuchte Mattias Ekström mit 2.12,0659 Minuten die schnellste Zeit des Tages. Doch auch die anderen Boliden hatten es in sich: Neben einem Michelin-bereiften Porsche 911 GT3 Road Challenge begeisterte auch der neue Aston Martin V8 Rally GT, der ebenfalls auf Pneus aus Clermont-Ferrand rollte. „Ich mochte den Aston Martin“, strahlte Yvan Muller, der bei der Eisrennserie Trophée Andros seit Jahren das Maß der Dinge darstellt. „Ich hoffe, der Weihnachtsmann bringt mir einen.“
Erwartungsgemäß freundeten sich die Rallyefahrer schneller mit den für sie gewohnten Autos an: „Ich habe den Citroën am meisten genossen“, erklärt der amerikanische Rallye-Champion Travis Pastrana. Dieses Gefühl könnte allerdings auch an den für ihn vertrauten BFGoodrich-Pneus gelegen haben. Den ROC-Buggy mit Reifen von Michelin fand der Amerikaner ebenfalls gut.
Kovalainen und Grönholm steuern Finnland auf Rang eins
Mit den gegebenen Bedingungen kamen die Skandinavier am besten zurecht: Beim „Nations Cup“ bewiesen Renault-F1-Ass Heikki Kovalainen und Ford-Pilot Marcus Grönholm, dass aller guten Dinge drei sind. Die Finnen – beide während der Saison ebenfalls auf Pneus aus Clermont-Ferrand unterwegs – traten zum dritten Mal gemeinsam beim „RoC“ an und gewannen erstmalig die Länderwertung. Das Kuriose am Sieg der beiden Nordlichter: Kovalainen setzte sich bei jedem einzelnen Lauf gegen seinen Konkurrenten durch, Grönholm hingegen musste sich jedes Mal geschlagen geben. „In Wahrheit gewann Team Heikki und nicht Team Finnland diesen Wettbewerb. Das ist das erste Mal, dass ich einen Pokal erhalte, ohne überhaupt gewonnen zu haben. Aber vielleicht wendet sich ja das Blatt und ich siege ab sofort …“, merkte Grönholm mit einem Augenzwinkern an. Der Doppelweltmeister kämpft in der kommenden Saison auf seinem BFGoodrich-bereiften Ford Focus erneut um den Titel in der Rallye-WM.
Auf sich allein gestellt war auch Travis Pastrana für das Team USA, das sich den Finnen im Finale nur knapp geschlagen geben musste. Der neue amerikanische Rallyemeister auf BFGoodrich-Pneus trat im „Stade de France“ ohne Teamkollegen an, weil sowohl sein angestammter Stallgefährte Jimmie Johnson als auch Nachrücker Scott Speed ihre Starts verletzungsbedingt absagen mussten. Der „Wonder Boy“ vollbrachte auch auf dem für ihn ungewohnten Asphalt wahre Wunder und schaltete Deutschland und Schottland aus.
Mattias Ekström krönt sich zum „Champion of Champions“
In der Einzelwertung sorgte Mattias Ekström für die große Sensation: In der Rennfahrer-Wertung setzte sich der Schwede zunächst gegen seinen DTM-Kollegen Bernd Schneider durch. Im Halbfinale schickte er zudem Heikki Kovalainen nach einer Millimeterentscheidung nach Hause. Der Michelin-bereifte Renault Mégane Trophy von Ekström überquerte die Ziellinie lediglich 0,0002 Sekunden früher als der Hecktriebler des Finnen. Durch einen Sieg gegen Bourdais zog der Allrounder – der diese Saison auch zwei Gastspiele in der Rallye-WM feierte – ins Super-Finale ein, wo der beste Rallyepilot auf ihn wartete.
Bei den Spezialisten für unbefestigte Straßen machte erwartungsgemäß Lokalmatador Sébastien Loeb das Rennen. Der BFGoodrich-Partner siegte beim „Race of Champions“ bereits im Vorjahr und durfte zudem in seinem angestammten Citroën Xsara WRC antreten, auf dem der Elässer bereits drei Mal den Titel in der Rallye-WM errungen hatte. Sein Weg führte über Nani Roma, Travis Pastrana und Colin McRae ins Super-Finale und sollte ihm – wenn es nach mehrheitlichen Meinung der über 50.000 Fans ging – auch den Sieg einbringen.
Doch die Zuschauer hatten ihre Rechnung ohne Ekström aufgestellt: Der Schwede bezwang Loeb vor heimischem Publikum in seinem eigenen Arbeitsgerät mit rund zwei Zehntelsekunden Vorsprung. Der zweite Lauf im Mégane Trophy erwies sich als reine Formsache. „Eki“ verwies den Vorjahressieger mit mehr als sechs Sekunden Abstand auf Rang zwei und wurde zum „Champions of Champions“ gekürt.
20. Ausgabe des „Race of Champions“ findet in London statt
Auch wenn am Ende nur ein Pilot sowie eine Nation jubeln durfte, herrschte im Fahrerlager keineswegs Frust. „Ich hatte wie immer großen Spaß und erlebte ein fantastisches Wochenende“, resümierte Michelin-Partner David Coulthard – sonst für Red Bull in der Formel 1 unterwegs. „Ich hoffe, ich erhalte auch nächstes Jahr eine Einladung.“
Auf die kommende Ausgabe dürfte sich der Schotte besonders freuen. Schließlich findet das „20. Race of Champions“ nicht in Frankreichs Hauptstadt, sondern im neuen Londoner Wembley-Stadion statt und ist somit ein Heimspiel für alle britischen Piloten.
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