Michelin fährt Produktion in Alabama runter
Michelin North America wird in seiner 43 Jahre alten Fabrik in Opelika (Alabama/USA) im vierten Quartal dieses Jahres 390 bis 520 gewerkschaftlich organisierte Arbeiter entlassen. Dies sei die Folge eines Produktionsrückgangs um 30 bis 40 Prozent, heißt es dazu in amerikanischen Medien. In der Fabrik werden standardmäßige Pkw-, Llkw- und SUV-Reifen der Marken BFGoodrich und Uniroyal (gehört in Nordamerika zu Michelin) sowie Private und so genannte Associate Brands gefertigt, für die die Nachfrage in den vergangenen Jahren deutlich gesunken sei. Die Alabama-Fabrik ist bereits die zweite in Nordamerika, in der Michelin die Produktion herunterfährt und Arbeiter entlässt. In diesen Tagen wird die ebenfalls gewerkschaftlich organisierte Pkw-/Llkw-Fabrik in Kitchener (Ontario/Kanada) geschlossen. Hier waren kürzlich noch über 1.000 Arbeiter beschäftigt.
Laut Michelin seien die neuerlichen Einschnitte notwendig. Der Hersteller verweist auf einen zunehmenden Wettbewerbsdruck durch günstige Importreifen, die gerade im mittleren und unteren Segment immer beliebter werden, auch in Nordamerika. Die Gewerkschaft United Steelworkers (USW) entgegnet dem Hersteller allerdings, dass die Fabrik kein Produktivitätsproblem habe, so Ron Hoover, Executive Vice President der USW. Es handele sich vielmehr um ein Vermarktungsproblem, weswegen man auch Investitionen in den Aufbau von Kapazitäten zur Herstellung von Premiumreifen von Michelin fordert. Michelin fertige in Opelika lediglich die falschen Reifen; diese brächten zu geringe Margen am Markt. Der Reifenhersteller verhandelt derzeit mit der Gewerkschaft USW einen neuen Tarifvertrag aus, der als Vorlage für Verträge bei anderen Reifenherstellern in Nordamerika dienen soll. In Opelika beschäftigt Michelin derzeit rund 1.350 Arbeiter. Wie sich der Produktionsstandort in Alabama im kommenden Jahr weiter entwickeln wird, wurde zunächst nicht bekannt.
Wie die Deutsche Bank nachrechnet, wird Michelin demnach in diesem Jahr über 1.500 Mitarbeiter weniger auf der Gehaltsliste haben. Dies reduziere die Mitarbeiter in Nordamerika um insgesamt acht Prozent. Gleichzeitig werden etwa zwölf Prozent der nordamerikanischen Produktionskapazitäten für Pkw-Reifen (rund 10 Mio. Einheiten) abgebaut. Die Deutsche Bank sieht darin den Anfang einer bedeutenden, größeren industriellen Reorganisation der Unternehmensgruppe.
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