Alternativen zu DAE-Weichmacherölen bei Lanxess
Laut EU-Direktive 2005/69/EC wird die Reifenindustrie in der EU ab 2010 auf den Einsatz der weit verbreiteten so genannten DAE-Öle verzichten müssen. Als einer der ersten Produzenten von Performance-Kautschuken für die Reifenproduktion hat der Leverkusener Synthesekautschukhersteller Lanxess sein Lieferprogramm an Polybutadien-Kautschuken bereits Anfang 2006 um SSBR-Typen (Solution-Styrol-Butadiene-Rubber) ergänzt, die den Anwendern eine unkomplizierte Umstellung auf sichere Alternativen ermöglichen sollen. Erste Handelsprodukte dieser Kautschuke sind bereits auf dem Markt. „Mit der schnellen Bereitstellung dieser neuen Typen festigen wir unseren Ruf als Top-Zulieferer der Reifenindustrie“, sagt Christoph Kalla, Vice President Marketing der Lanxess-Geschäftseinheit Polybutadiene Rubber.
Die DAE-Öle waren ins Blickfeld der EU-Kommission geraten, da sie bei Tierversuchen zur Entwicklung von Hautkrebs geführt hatten. Als auslösender Faktor werden polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) angesehen, die in DAE-Ölen in größeren Anteilen enthalten sind. Allein über die rund 60.000 Tonnen Reifenabrieb, die jedes Jahr auf deutschen Straßen anfallen, werden schätzungsweise sechs Tonnen PAKs an die Umwelt abgegeben. „Zwar konnten bei DAE-haltigen Reifenmischungen noch keine krebserregende Effekte nachgewiesen werden“, sagt Kalla, „dennoch ist die Ächtung dieser Öle nachvollziehbar. Sie stellt die Industrie jedoch vor erhebliche Herausforderungen: DAE-Öle sind in der Reifenfertigung nicht ohne weiteres zu ersetzen.“
Denn Reifen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zu äußerst komplexen Produkten entwickelt, die nicht nur erheblich über den Fahrkomfort mitentscheiden, sondern auch die Fahrzeugsicherheit deutlich erhöht haben; auch für den Kraftstoffverbrauch seines Fahrzeugs kann man über die Wahl des richtigen Reifens einiges tun. „Dass moderne Reifen mit derart überlegenen Eigenschaften überzeugen können, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die eingesetzten Gummirezepturen über die Jahre – auch unter Mithilfe von Lanxess-Experten – stetig verbessert und ausbalanciert wurden.“
Ein wesentlicher Bestandteil moderner, hoch optimierter Gummirezepturen sind jedoch Weichmacheröle, die auch dem Kautschuk in Größenordnungen bis zu 30 Prozent zudosiert werden, um seine Verarbeitungseigenschaften zu verbessern. Da alle anderen Gummikomponenten aber auf DAE-Öle zugeschnitten wurden, ist ihr Ersatz mit Aufwand verbunden: ein einfacher Austausch durch anerkannt sichere Alternativen wie etwa die so genannten TDAE- oder MES-Öle würde zum Beispiel die Viskosität und die Glastemperatur der Gummi.ischungen verringern und die Leistungsfähigkeit der daraus gefertigten Produkte beeinträchtigen – oder eine aufwendige und damit teure Neuentwicklung der Gummimischungen erforderlich machen.
„Als ein führender Synthesekautschukhersteller sahen wir uns in der Pflicht, unseren Kunden die bevorstehende Umstellung so einfach wie möglich zu machen“, betont Kalla. „Dank einer umfassenden F&E-Infrastruktur, die es so wohl nur bei Lanxess geben dürfte – schließlich sind wir als Synthesekautschukerfinder der Hersteller mit der weltweit größten Erfahrung in Umgang und Weiterentwicklung dieser Werkstoffe –, ist uns die Entwicklung alternativer Kautschuke mit sicheren TDAE-Weichmacherölen in Rekordzeit gelungen.“ Um die Nebeneffekte des TDAE-Einsatzes aufzufangen, wurde in den Lanxess-Laboratorien die Mikro- und Makrostruktur der Kautschukmoleküle – wo erforderlich – angepasst; erste Versuche mit diesen Alternativen fanden bei Lanxess bereits 2004 statt. Kurz darauf folgten bereits Produktionstests in der Pilotanlage des Kautschuktechnikums – eine Option, über die nur sehr wenige Kautschukproduzenten verfügen. „Bereits 2005, also noch bevor die EU-Direktive in deutsches Recht umgesetzt wurde, konnten wir die ersten Kunden bemustern, um die neuen SSBR-Typen gemeinsam mit ihnen auf Maß weiterzuentwickeln“, betont Kalla. Inzwischen gibt es für alle SSBR-Typen von Lanxess DAE-Öl-freie Alternativen.
Die neuen DAE-Öl-freien Kautschuke sollen den Umstellungsaufwand bei den Reifenherstellern minimieren – und dennoch gewährleisten, dass die Produkte ihr hochwertiges Eigenschaftsprofil auch nach der Anpassung beibehalten. „Das positive Feedback, das wir für diese Entwicklung von unseren Kunden erhalten haben, bestärkt uns in unserem Kurs“, so Kalla: „Wir wollen bei unseren Partnern in der Reifenindustrie auch weiterhin vor allem mit High-Performance-Kautschuken Punkte machen, die ihnen letztlich helfen, Spitzenpositionen in ihren Märkten zu erobern und zu halten. In Projekten wie diesem wird sichtbar, wie uns die überaus enge Verzahnung von Marketing und Anwendungstechnik – ein wesentliches Kennzeichen der neuen, schlanken und effektiven Organisationsstrukturen der Lanxess – hilft, die Bedürfnisse des Kunden optimal in den Fokus zu stellen.“
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