Branchentreffen der Großhandelsgrößen
Was früher einmal als eine lokale, bestenfalls regionale Veranstaltung nur eine begrenzte Bedeutung hatte, konnte sich in den vergangenen Jahren zu einer Messe mausern, die heute mit den großen Namen in einem Atemzug genannt werden kann: Singapur, Essen, Las Vegas. „Die Leute fangen an, die Messe als internationale Veranstaltung zu sehen“, sagt Paul Farrant, dessen Unternehmen ECI International die Tyrexpo Asia nun zum fünften Mal in Singapur ausgerichtet hat. Der Vergleich bezieht sich freilich nicht auf die Größe der drei Messen, international anerkannt ist die Tyrexpo mittlerweile allemal. „Die Besucher kamen aus 85 Ländern, von Afghanistan bis Zimbabwe“, so der ECI-Geschäftsführer im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Und die diesjährige Messe hinterlässt den Eindruck, dass sich die Tyrexpo Asia insbesondere zu einem Treffen zwischen europäischen Großhändlern und Neureifenherstellern der Region mausert, wobei insbesondere viele Händler unter den zahlreichen Ausstellern zu finden waren.
Knapp 3.000 Fachbesucher haben die fünfte Tyrexpo Asia im September in Singapur besucht. Dabei haben 100 Aussteller auf einer Fläche von rund 5.000 m2 ihre Produkte dem internationalen Publikum präsentiert. Wie auch die Jahre zuvor schon, wurde dabei kaum ein Teilbereich der Reifenbranche ausgespart: Neureifen jeglicher Art, Schläuche, Werkstattausrüstung, Runderneuerungsmaterial sowie zahlloses, weiteres Zubehör. Vorab eine Auffälligkeit: Die Runderneuerungsbranche scheint nicht mehr so stark repräsentiert gewesen zu sein, dafür traf sich an den drei Messetagen im Expo Centre im heißen Singapur (fast) alles, was im internationalen Reifengroßhandel Rang und Namen hat – entweder direkt als Aussteller oder eben als Fachbesucher.
Im Vergleich zur letzten Tyrexpo Asia, die im Frühjahr 2004 stattfand, habe sich die aktuelle Veranstaltung um 20 Prozent nach oben entwickelt, sagen die englischen Veranstalter von ECI International. „Die Messe wird stärker von Jahr zu Jahr“, stellt ECI-Geschäftsführer Paul Farrant im Interview fest. Dies wirke sich auch auf das Gesamtprofil der Aussteller und Besucher aus, das in diesem Jahr viel ausgeglichener gewesen sei. „In diesem Jahr wurden viel mehr Neureifen ausgestellt“, so Rowena Suthers, ECI-Direktorin und mitverantwortlich für die Ausrichtung der Tyrexpo, die damit einen der wesentlichen Trends der Messe aufzeichnet. „Im vergangenen Jahr gab es viel mehr Ausrüster, Runderneuerer und Maschinenhersteller.“ Weiterer wichtiger Trend: Neben den Neureifenherstellern habe es „viel mehr Großhändler und weniger Runderneuerer“ gegeben, so Suthers weiter. Dies sei das Spiegelbild eines allgemeinen Trends in Asien, ist Paul Farrant überzeugt.
Reifenmessen seien Nischenveranstaltungen, so der ECI-Geschäftsführer weiter, und es brauche lange, bis die Branche den Wert einer entsprechenden Messe zu schätzen wisse. „Die Tyrexpo Asia hat einen guten Ruf im Markt entwickelt und der Industrie bewiesen, dass sie die richtige Mischung an Ausstellern und Fachbesuchern bietet und sich somit ihren internationalen Ruf verdient.“
Wie bereits in der Vergangenheit, wurde auch 2005 die Messe wieder durch Peter Taylor, dem Sekretär des britischen Tyre Industry Council (TIC), sowie einem Vertreter der Singapurer Tourismusbehörde feierlich eröffnet. In seiner kurzen Eröffnungsansprache betonte Taylor noch einmal die Widerstandsfähigkeit der Tyrexpo Asia, die im September 2001 während der Angriffe auf das World Trade Center in New York und andere amerikanische Einrichtungen stattfand, und wegen der SARS-Epidemie in Südostasien vom Herbst 2003 auf das Frühjahr 2004 verlegt werden musste. „Dies ist bisher die größte und beste Tyrexpo“, lobte Taylor die Veranstaltung bereits zu Beginn und bezeichnete sie als „eine wirkliche Erfolgsgeschichte der Branche“.
Wie die Organisatoren im Nachgang zur Messe betonen, zeige sich der „hohe Grad der Zufriedenheit“ auch an der Anzahl der Reservierungen für die kommende Tyrexpo Asia im übernächsten Jahr. Der asiatische Markt sei äußerst lebhaft, betont Paul Farrant, aber die weltweite Reifenbranche beginne die Region erst jetzt langsam als Markt wahrzunehmen. Dennoch habe eins bisher immer gefehlt, um der Tyrexpo Asia quasi den Ritterschlag zu verpassen: ein großer, namhafter, internationaler Neureifenhersteller als Aussteller. Ein entsprechendes Unternehmen aus Japan, Korea oder etwa Taiwan könnte für ECI International und die Singapur-Messe den unwideruflichen Durchbruch bedeuten. „Besucher haben sogar gefragt, wo die internationalen Premiummarkenhersteller sind und warum sie die Branche nicht unterstützen“, beklagt Farrant weiter und bezeichnet das mangelhafte Interesse der großen Neureifenhersteller als „enttäuschend“. Daher habe man sich für 2007 überlegt, was man dieser Kundschaft zusätzlich bieten könne, um ihnen eine Teilnahme an der sechsten Tyrexpo Asia schmackhafter zu machen. „Für 2007 haben wir einige interessante, neue Pläne, die wir im Vorfeld zur nächsten Messe veröffentlichen werden“, so der Geschäftsführer, und deutet etwa das parallele Abhalten von Konferenzen als eine mögliche Option an.
Das veränderte Gesicht der Tyrexpo Asia
Wie oben angedeutet, hat sich die diesjährige Tyrexpo Asia zu allererst als Großhandelsmesse dargestellt. Es fiel auf, dass beinahe alle internationalen Reifengroßhändler zugegen waren, natürlich auch die Lokalmatadoren wie etwa Globaltraco mit Sitz in Singapur. Globaltraco International Pte Ltd. gehört zu den führenden Unternehmen in Südostasien und einigen anderen Teilen der Welt im Großhandel mit Reifen und Zubehörteilen. Darüber hinaus gehört Globaltraco zu den 50 am schnellsten wachsenden Unternehmen Singapurs, wie jüngst bei einer repräsentativen Untersuchung herausgekommen ist. Der Großhändler verkauft etwa 300.000 Reifen und rund 100.000 Felgen pro Jahr.
„Wir haben auf der Tyrexpo Asia all die Jahre ausgestellt“, erklärt Simon Hui Chee Teck. Wie der General Manager im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erläutert, sei es Teil einer Bekanntheitskampagne, in Singapur auszustellen; diese Kampagne war offensichtlich von Erfolg gekrönt, zieht man die Liste der 500 am schnellsten Wachsenden Unternehmen Singapurs als Gradmesser zu Rate. Durch die exklusive Vertretung von Gajah Tunggal (Indonesien) und Giti Tire (China) sowie zwei weiteren europäische Marken (Nokian und Matador) in einigen Ländern in Südostasien konnte sich der Großhändler in den vergangenen Jahren eine „gute Position erarbeiten auf dem anspruchsvollen Markt“, erläutert Simon Hui.
Globaltraco selbst gehört zu einer breit gefächerten Unternehmensgruppe. Der Singapurer Großhändler ist eine 100-Prozent-Tochter der SP Group, die wiederum zur Tuan Sing Group gehört, die wiederum zur GT-Gruppe gehört. Die GT-Gruppe gehört dem chinesischen Geschäftsmann Sjamsul Nursalim, der gleichzeitig auch die Mehrheitsanteile an den beiden Neureifenherstellern Gajah Tunggal und Giti Tire hält. Als Marketingarm Gajah Tunggals – selber größter Reifenhersteller Südostasiens mit Vertriebswegen in über 70 Länder – und Giti Tires hat sich der Singapurer Großhändler Globaltraco ab 1996 mit der Verfügbarkeit der vollen Produktsortimente der Hersteller beeindruckend entwickelt. Heute vertreibt Globaltraco Produkte der GT-Gruppe in wenigstens acht Ländern der Region: Singapur, Malaysia, Thailand, Brunei, Vietnam, Myanmar (Birma), Laos und Kambodscha.
„Globaltraco bemüht sich eine der wichtigsten Kräfte im Geschäft mit Gummi- und Reifenprodukten zu werden und will die Marktdurchdringung und die Markenbekanntheit durch das eigene regionale Vertriebsnetzwerk erhöhen“, betont der General Manager.
Neben Reifen, die von Schwesterunternehmen wie Gajah Tunggal oder Giti Tire hergestellt werden, verfügt Globaltraco ebenfalls exklusiv über die Aluminiumrädermarke der GT-Gruppe: GT Wheel. Die Räder werden in einer Fabrik in der Nähe von Shanghai hergestellt (Jahreskapazität: knapp 2 Mio.). In China werden die GT Wheels auch in der Erstausrüstung verbaut. Darüber hinaus hat Globaltraco die Exklusivrechte an der Vermarktung von AEZ-Rädern in Singapur. Neben Reifen und Rädern vermarktet das Unternehmen noch Autobatterien und andere Zubehörteile. Aus Anlass der Tyrexpo Asia hatte Globaltraco so ziemlich jedes aktuelle Produkt der Unternehmensgruppe ausgestellt und fiel darüber hinaus durch die Größe des Messestands auf, hinter der alle anderen Stände kaum auffielen.
Was sich unter dem Namen Mindtrac im Jahr 2000 in Singapur als B2B-Onlinehandelsunternehmen (business to business) gegründet hat, hat sich sehr schnell zu einem renommierten internationalen Großhändler sowie Vertragshersteller gemausert. Heute verteibt Mindtrac (S) Pte Ltd. – „The Tire People“, wie der Werbeslogan des Unternehmens betont – Produkte von Herstellern aus aller Welt. Mindtrac führt sogar das Marketing für bestimmte Markenreifen, so Geschäftsführer T.K. Rao. Dennoch hat sich das Unternehmen für die diesjährige Tyrexpo Asia vorwiegend auf die neuen Lkw-Reifenmarken Emtrac und Control konzentriert, die Mindtrac als Private Brands besitzt.
Mindtrac wurde vor fünf Jahren gegründet und wird finanziert durch JP Morgan Partners und International Financial Corporation. Das Unternehmen hat Vertriebsniederlassungen in Singapur, Kanada, China, Indien, Vietnam, den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie den USA. Seit dem, so das Unternehmen, hat sich Mindtrac zu einem „erfolgreichen Beschaffungs- und Herstellungsunternehmen für Reifen“ entwickelt, so der Geschäftsführer. Reifenhändler aus aller Welt hätten Mindtrac die Beschaffung von Reifen sowie die Produktentwicklung anvertraut. Darüber hinaus verfügt Mindtrac sogar über Offtake-Agreements sowie Investments mit einigen asiatischen Diagonal- und Radialreifenherstellern, darunter auch die „Top drei in China“.
Mindtrac bietet aber auch einige seiner eigenen Marken an, wie etwa die neuen Emtrac oder Control. Emtrac etwa werde als „radiale Lkw-Reifenmarke mit Premiumcharakter“ gehandelt und verfügt über eine E-Kennzeichnung. Auch Control besitze diese Kennzeichnung, werde aber auf dem europäischen Markt noch nicht vertrieben, so der Geschäftsführer. Allerdings sei auch dieser Reifen für den starken Wettbewerb auf dem europäischen Markt wie geschaffen. „Wir werden uns jetzt um Händler in Europa bemühen“, so Rao weiter. Diese Händler hätten Gebietsschutz wie bei Mindtracs Eigenmarken üblich. Mindtrac hatte übrigens in Europa sein erstes Auslandsbüro, musste die Niederlassung in London allerdings bereits kurz nach Eröffnung wieder schließen.
Die Lkw-Reifenmarke Emtrac gebe es als Radial- wie auch als Diagonalreifen; auch Emtrac-Llkw- und EM-Reifen sind in diagonaler Bauweise verfügbar. Darüber hinaus vertreibt das Singapurer Unternehmen Reifenmarken wie etwa Altura (Zweitmarke des indischen Hersteller Ceat; AS-, Industrie- und EM-Reifen), Euro Grip (AS- und Industriereifen), Falcon (aus Indien; Lkw- und Busreifen), Regal (radiale Pkw-Reifen), Triangle (China; OTR-Reifen) und Wanli (China; Pkw-Reifen).
Mindtrac besitzt ebenfalls die exklusiven und weltweiten Vermarktungsrechte an der indischen Lkw-Reifenmarke Birla Tyres. Es gebe lediglich einige wenige Länder, in denen Mindtrac die nur als Diagonalreifen hergestellte Marke Birla nicht vertreiben darf. Dazu zählen Vietnam, Bangladesch, Syrien und Pakistan. Birla-Reifen werden nur selten in Europa verkauft, schon gar nicht in Deutschland oder Großbritannien. Auf dem indischen Lkw-Reifenmarkt ist die Produktstrategie des Herstellers Birla Tyres aber durchaus nachzuvollziehen, besteht der heimische Lkw-Reifenmarkt doch noch zu fast 98 Prozent aus Diagonalreifen. Dies sei allerdings für ein Unternehmen wie Mindtrac eher zum Nachteil, da die entsprechenden Märkte „weniger einträglich“ seien.
Dennoch ist Mindtrac zu allererst ein Lkw-Reifengroßhändler. Rund 90 Prozent des Unternehmensumsatzes generiert Mindtrac mit diesen Nutzfahrzeugreifen (inkl. Industrie-, AS-Reifen, etc.). Der verbleibende Rest stammt vom Handel mit Pkw-Reifen.
Ebenfalls zu den lokalen Größen des Singapurer bzw. südostasiatischen Reifen- und Rädergroßhandels gehört Stamford Tyres. Seit der Großhändler mit Sitz in Singapur mit der Herstellung von Leichtmetallrädern begann, hat die Unternehmensentwicklung stark an Fahrt aufgenommen. Unter Gebrauch der modernsten Technologie westlicher Hersteller werden in Thailand in der Nähe von Bangkok nun High-Tech-Produkte für einen „äußerst kompetitiven Markt“ gefertigt, erläutert der Präsident des Unternehmens Wee Kok Wah und deutet im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG ein weiteres Umsatzwachstum an.
Für Wee Kok Wah sei es eine einfache Entscheidung gewesen, das Profil des Singapurer Unternehmens Stamford Tyres von einem reinen Großhändler mit internationaler Expertise hin zu einem Unternehmen zu vollführen, das die Produkte, die es vertreibt, (teilweise) auch selber herstelle. Die Idee, die dahinter stehe, sei durch die hohen Einfuhrbeschränkungen in die Staaten der ASEAN Free Trade Area entstanden (AFTA; Brunei, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam). Wie Stamfords Präsident erklärt, habe ein Hersteller innerhalb dieses Wirtschaftsraums einen Preisvorteil von etwa 40 Prozent gegenüber Unternehmen, die Einfuhrzölle zahlen müssten, wie eben Stamford Tyres bis vor kurzem. „Es gibt nicht genügend Hersteller in der Region“, freut sich Wee und hofft auf gute Umsätze.
Der Beginn der Leichtmetallräderproduktion in Thailand habe das Unternehmen insgesamt positiv beeinflusst, sagt der Präsident. Die neue Anlage, die vor kurzem eröffnet wurde, liege in ihrer Entwicklung im Soll und werde im kommenden Jahr eine Produktionskapazität von 400.000 Einheiten haben. Wee deutet sogar an, dass durch einen weiteren Kapazitätsausbau bis 2007 sogar bis zu einer Millionen Räder jährlich in der neuen Anlage gebaut werden könnten. Dies sei allerdings derzeit noch Zukunftsmusik. Die entsprechende Rädermarke, die in Thailand hergestellt wird, ist SSW (Stamford Sport Wheels). Die ersten Chargen wurden bereits nach Europa verkauft, so Wee im Gespräch, und hätten hier bereits einiges Interesse unter den Endverbrauchern geweckt. SSW-Räder werden ausnahmslos für den Ersatzmarkt hergestellt.
Gegenwärtig erzielt Stamford Tyres etwa zehn Prozent seines Jahresumsatzes von etwa 190 Millionen Singapur-Dollar (93 Mio. Euro) mit Rädern. Dies werde allerdings als Teil des Handelsgeschäfts betrachtet, betont der Unternehmenspräsident, und unterstreicht damit noch einmal das Selbstverständnis des Unternehmens als Großhändler. Im laufenden Jahr werde Stamford Tyres einen satten Umsatzsprung hinlegen können, genaue Zahlen sollen derzeit allerdings noch nicht veröffentlicht werden.
Obwohl Stamford Tyres scheinbar mit seiner Felgenproduktion Erfolg hat, werde es in naher Zukunft keine Stamford Reifenfabrik geben. „Die Investition in ein Reifenwerk ist wesentlich kostspieliger“, erklärt Wee Kok Wah. Außerdem bestehe nach wie vor eine „technologische Lücke“, insbesondere was die Herstellung von Gummimischungen betrifft, zu europäischen und westlichen Reifenherstellern. Diese seien ihren östlichen Wettbewerbern weit voraus, wenn die Letztgenannten auch aufholten. Obwohl Stamfords Präsident zugibt, „Geschmack am Risiko“ zu finden, könne er sich die Herstellung von Reifen in einer eigenen Anlage nicht vorstellen: „Wir [in Südostasien] benötigen eine Generation um aufzuschließen“ auf westliche Reifenhersteller.
Als Aussteller erstmals in Singapur dabei war in diesem Jahr Nordisk Daek Imports (NDI) aus Dänemark. Der Auftritt dort sei ein weiterer Schritt gewesen, um den internationalen Bekanntheitsgrad auszubauen. „Es ist wesentlich einfacher neue Kontakte aufzubauen, wenn man an der Messe als Aussteller beteiligt ist“, betont Carsten Andersen. Wie der dänische Exportmanager des Großhandelsunternehmens sagt, verharre man auf einer anderen Ebene, wenn man lediglich Kunden und Lieferanten auf den Gängen einer Reifenmesse begegnet, anstatt ihnen einen Stand als Anlaufpunkt anzubieten. Mit einem entsprechenden Anlaufpunkt sei es „viel einfacher neue Kontakte zu schaffen“.
Obwohl sich Dänemark gegen die Übernahme der europäischen Gemeinschaftswährung ausgesprochen hat, leide man dennoch auch unter dem schwachen Dollar. Daher: „Wir sind daran interessiert, neue Lieferanten zu finden“, so Andersen weiter. Gleichzeitig sei es überaus schwierig, Reifen und Räder auf dem stark wachsenden chinesischen Markt abzusetzen – „in China zu verkaufen ist heute unmöglich.“ Und der Einkauf bei Herstellern in China sei im Vergleich zum Einkauf bei Herstellern in Westeuropa auch nicht gerade ideal.
Es war allerdings für NDI von vornherein klar, dass man nicht nach Singapur reisen würde, um Reifen zu verkaufen, sondern eben um welche zu kaufen und – wesentlich wichtiger noch – um neue Kontakte aufzubauen. „Singapur ist eine Kontaktmesse und ihre Qualität als solche ist hoch“, so Carsten Andersen. Auf einer Messe auszustellen, die nicht nur den Ruf einer Handelsmesse hat, sondern eben auch eine ist im Vergleich zu einer Industriemesse wie vielleicht die Reifen-Messe in Essen, biete etliche Vorteile für einen Großhändler wie NDI. Denn: „Unser Ziel ist es unseren Namen zu zeigen.“
Der holländische Reifengroßhändler Tyre Trading International (TTI) verfolgt derzeit eine klare Wachstumsstrategie. Um mit dem wachsenden Geschäft fertig zu werden, musste das Unternehmen seine Organisationsabläufe optimieren sowie ein neues Zentrallager am Sitz in Numansdorp südlich von Rotterdam errichten. Ein weiterer wesentlicher Faktor dieser Wachstumsstrategie ist auch die Teilnahme an der Tyrexpo Asia 2005. „Wir haben in Singapur seit Tag eins ausgestellt“, erläutert Peter van’t Hof, der das Geschäft in der dritten Generation betreibt.
Tyre Trading International kann auf eine lange Tradition von Geschäften in Asien verweisen. Daher weiß man bei TTI auch um die Bedeutung langfristiger Kontakte für den Erfolg einer Geschäftsbeziehung. Geschäfte in Asien zu betreiben ist häufig eine Frage des gegenseitigen Vertrauens und der Partnerschaft. Daher sei es für einen Großhändler wie Tyre Trading International auch so wichtig, eine Atmosphäre des Verstehens zu schaffen – in Singapur auszustellen mache daher absolut Sinn, sagt Peter-Alexander van’t Hof, der Miteigentümer des Geschäftes ist. „Das einzige was man vermissen könnte, wären die großen Reifenhersteller“, so Peter-Alexander van’t Hof, der allerdings um die Gefahr für den Charakter der Tyrexpo Asia weiß, sollten mehr und mehr große Neureifenhersteller den Weg nach Singapur finden. In diesem Jahr wie auch die Jahre zuvor sei die Singapur-Messe stets eine Handelsmesse gewesen, so die van’t Hofs. „Für uns ist die Messe genauso, wie sie sein sollte.“ Besser noch: Über die Jahre habe sich die Messe immer weiter entwickelt und vergrößert, was durchaus im Interesse des holländischen Reifengroßhändlers gewesen sein dürfte.
Die Abwicklung eigentlicher Geschäfte habe sich allerdings im Laufe der Jahre verändert. Früher habe man zahlreiche Reifen während der Messe und im direkten Nachgang dazu in der Region verkaufen können. Dies sei heute etwas schwierig, da Unternehmen aus der Euro-Zone unter den nachteiligen Wechselkursen zum Dollar leiden. Trotzdem könne man immer noch in Asien einkaufen – heute geht es den van’t Hofs ums Einkaufen, morgen kann man auch wieder verkaufen; dies sei eben das Großhandelsgeschäft, wie TTI es betreibt. Davon unbenommen sei eine Reifenmesse wie die Tyrexpo Asia „immer eine hervorragende Gelegenheit, Kunden zu treffen und neue Kontakte zu schließen“.
Das sehen auch die Kollegen von Euro-Tyre aus Holland so. Der Großhändler hat in diesem Jahr zum dritten Mal infolge den Weg nach Singapur gefunden und wird sicherlich auch in Zukunft auf der Ausstellerliste der Messe stehen. Verglichen mit der Reifen-Messe in Essen oder der SEMA-Show in Las Vegas sei die Tyrexpo „klein, aber fein“, betont Frank van Leeuwen. In Singapur sei es viel einfacher als sonst wo, neue Geschäftskontakte aufzubauen; der Sales Manager fügt hinzu: „Das ist eine Frage des langen Atems.“
„Ich weigere mich zu glauben, dass irgendetwas unmöglich ist.“ – Dieser Satz ist Euro-Tyres Geschäftsmotto seit über 20 Jahren. Das Unternehmen wurde 1984 in Holland gegründet und ist seit 1999 in Venlo direkt an der deutsch-holländischen Grenze angesiedelt. Ebenso möglich war es, dass sich die Tyrexpo zu einer der erfolgreichsten Messen ihrer Art entwickelt hat, erklärt Michael Istel. Der designierte Nachfolger von Firmeninhaber und Geschäftsführer Siegfried Schlacks freut sich darüber, dass die Tyrexpo eben der Treffpunkt eines „elitären Kreises“ im positiven Sinne ist.
Früher war auch für Euro-Tyre die Reise nach Singapur eine Verkaufsreise; seit einiger Zeit wird in Asien allerdings vorwiegend eingekauft, was, wie bereits erwähnt, durch die Wechselkurse mit dem US-Dollar zu erklären ist. Im Übrigen misst Sales Manager Frank van Leeuwen dem so genannten Sourcing sowieso eine größere Bedeutung bei als dem Verkauf.
Euro-Tyre vertreibt unter anderem Reifen der Marken Westlake und Silverstone in Deutschland und den Benelux-Ländern. Darüber hinaus führt das Unternehmen noch zahlreiche andere Premium- bis Budgetmarken im Portfolio, die in Europa, Asien und Nordamerika verkauft werden. Gekauft werden diese Reifen beinahe ausnahmslos im Handel, sehr selten nur direkt ab Hersteller. Ein Blick auf die jährlich abgesetzten 1,2 Millionen Reifen, die für einen Umsatz in Höhe von rund 60 Millionen Euro verantwortlich sind, deutet an, dass Euro-Tyre mit seiner Herangehensweise nicht falsch liegen kann.
Die diesjährige Tyrexpo Asia war wie ein Klassentreffen des europäischen Reifengroßhandels. Dazu gehört natürlich auch der Spezialist für OTR-, Lkw- und Landwirtschaftsreifen Heuver Banden. Das Unternehmen aus dem holländischen Ham ist seit nunmehr 40 Jahren erfolgreich in der Branche unterwegs und hat sich insbesondere in der Nische für EM-Reifen einen besonderen Namen aufgebaut. Neben der ganzen Bandbreite an Premiumreifen des entsprechenden Segments nutzte Heuver Banden die Singapur-Messe ebenfalls dazu, dem Fachbesucher die Eigenmarke Maxfield vorzustellen. Diese runderneuerten EM-Reifen haben Firmenaussagen zufolge eine besondere Popularität unter den EM-Reifen erzielt. „Unsere Maxfield-Reifen haben den Ruf, qualitativ hochwertig sowie äußerst verlässlich zu sein. Darüber hinaus, was nicht unwichtig ist, können diese Reifen in Dutzenden verschiedener Dimensionen geliefert werden“, heißt es dazu weiter in einer Veröffentlichung.
Nach Jahren des Forschens und Entwickelns hat Interstate nun sein Pkw-Reifenprogramm mit der gleichnamigen Marke vervollständigt. In vielen Ländern wurden bereits exklusive Verträge unterzeichnet, dennoch sucht das holländische Unternehmen immer noch nach neuen langfristigen Geschäftspartnern, insbesondere etwa in Südostasien. Der Vertriebsansatz der Exklusivität werde durch Marketing- und Anzeigenkampagnen flankiert, erläutert Gerard van Oers.
Das Unternehmen Interstate wurde 1972 gegründet und steht heute für eine ganze Unternehmensgruppe, die eine eigenständige Produktpalette anbieten kann. Die konsequente Ausführung der eigenen Marketingstrategie habe in der Vergangenheit dafür gesorgt, beim Absatzwachstum stets vor dem Marktdurchschnitt zu liegen. Mit europäischer Technologie und Produktionsstätten im Fernen Osten stehe Interstate heute für konsistente, hochwertige Produkte, so van Oers weiter. Daher sei es nur natürlich für ein Unternehmen mit Interstates Ansprüchen gewesen, in Singapur auszustellen. „Wir haben ein gutes Feedback“, so Theo de Vries, Vizepräsident bei Interstate Tire & Rubber. Zahlreiche neue Geschäftskontakte lassen das Unternehmen auf den Abschluss neuer Verträge hoffen.
Seit über 25 Jahren habe Interstate mit internationalen Partnern kooperiert, um Reifentechnologie, Design und Produktion voranzubringen. Das Unternehmen habe „einen exzellenten Ruf bei der Herstellung von qualitativ hochwertigen Reifen zu einem wettbewerbsfähigen Preis“, so de Vries. Mit einer Range von 28 Dimensionen und zwei verschiedenen Profiltypen (Interstate Touring IST-1 und Interstate Sport IXT-1) hofft das Unternehmen, auf die zu erwartende Nachfrage vorbereitet zu sein. Die verfügbaren Größen der Interstate-Reifen deckten einen Großteil des europäischen Pkw-Reifenersatzmarktes ab. Alle Reifen hätten die E-Kennzeichnung, seien DOT-geprüft und werden in modernen ISO-zertifizierten Anlagen in China hergestellt.
Für ausstellende Großhändler ist es wichtig, dass möglichst viele potenzielle Kunden eine Messe besuchen. Und dies habe bisher auf die Tyrexpo Asia in jedem einzelnen Jahr zugetroffen, sagt Erwin Lenerz. Dies bedeutet für den Chef von Leka Reifengroßhandel, dass selbst in Zeiten, in denen der Wechselkurs zum US-Dollar nicht optimal ist, die Geschäfte in Asien immer noch gut bleiben. Leka wurde vor nunmehr acht Jahren gegründet und spielt eine zunehmend bedeutendere Rolle auf dem internationalen Parkett. Heute seien asiatische Kunden hauptsächlich an 18- und 19-Zoll-Reifen von Premiumherstellern interessiert. Die billigen Größen würde asiatische Kunden dann in Australien kaufen, so Lenerz.
Dennoch werde es vor dem Hintergrund der Wechselkurse immer schwieriger, auch große Größen zu verkaufen. „Die Absatzmöglichkeiten in Asien sind heute recht limitiert“, so Erwin Lenerz, dessen Unternehmen etwa eine Million Reifen jährlich verkauft, im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. 45 Prozent seines Absatzes macht Lenerz auf Exportmärkten, fünf Prozent allerdings nur in Asien. Der Großteil aller Exporte blieben innerhalb Europas. Dennoch sieht er die zukünftigen Absatzchancen in Asien eher positiv und rechnet mit einer Besserung früher oder später – dies sei nur eine Frage der Zeit.
Wichtiger als der Verkauf war auch für Lenerz und seine Kollegen allerdings der Einkauf. „Für uns ist es wichtig neue Kontakte zu schließen und alte auszubauen“, so der Eigentümer des Großhandelsunternehmens. Auch vor diesem Hintergrund habe sich die Tyrexpo Asia während der vergangenen Jahre gut entwickelt. Insbesondere Kontakte aus dem Reifenhandel sind dabei für das deutsche Unternehmen entscheidend, das nicht mehr ab Werk kauft. „Dann kann ich tun, was ich tun will“, betont der Reifenexperte; Verträge mit der Industrie würden seine Vertragsfreiheit zu sehr beeinträchtigen. Außerdem könne er Preise machen, die ihm gefallen, so Lenerz mit einem Schmunzeln.
Auch Burkhard Fuhrmann, Chef des deutschen Reifengroßhandels Tyre World, sieht die Tyrexpo Asia als fruchtbare Kontaktbörse. Insbesondere sei die Atmosphäre im Singapore Expo Centre mit viel Platz aber nicht zu vielen Besuchern eher ein Vorteil für Tyre Worlds Interessen. Es gebe also immer genügend Zeit, sich mit dem einen oder anderen Kunden auseinander zu setzen und sich zu unterhalten. Dies sei insbesondere bei Geschäftskontakten in Asien von großer Bedeutung, die sich erfahrungsgemäß eher langsam entwickelten. Aber auch Kontakte mit Kollegen aus Europa lassen sich – im Vergleich etwa zur Reifen-Messe – in Singapur besser pflegen. Außerdem nähmen lediglich die Entscheidungsträger an der Tyrexpo teil, fährt Fuhrmann fort; man führe in Singapur mehr Gespräche mit den richtigen Leuten.
Burkhard Fuhrmann kauft und verkauft pro Jahr etwa 500.000 Reifen und weist darauf hin, dass sich seit der Gründung des Unternehmens vor fünf Jahren der Umsatz jährlich um 50 Prozent steigern ließ. Zehn Prozent dieses Umsatzes erziele Tyre World mit Sitz in Herdecke mit dem Verkauf von Nutzfahrzeugreifen. Fuhrmann betreibt gleichzeitig ein Premio-Geschäft in Neuss.
Nordamerikaner in Singapur
Neben diesen einheimischen wie auch europäischen Reifengroßhändler wird die Tyrexpo Asia auch von nordamerikanischen Unternehmen mehr und mehr wahrgenommen. Zu diesen Unternehmen zählt auch die Hercules Tire & Rubber Co. aus Findlay, Ohio, einer der führenden Vermarkter von Reifen in den Vereinigten Staaten, Kanada und in 75 weiteren Ländern. „Hercules hat sich einen starken Ruf unter seinen Kunden für die breite Range an Qualitätsprodukten erarbeitet“, zeigt sich Joe Recchia selbstbewusst: Daher habe sich Hercules zu einem der „am meisten gesuchten Lieferanten von Private-Brand-Programmen entwickelt“. Das Unternehmen führt etwa 20 entsprechende Markenprogramme.
Teil der Gruppe ist Hercules USA, das als Vermarkter der Eigenmarken Hercules, Signet, Merit und Superior fungiert und den Handelspartnern exklusive Geschäftsgebiete bieten kann. Diese spezielle Geschäftsstrategie mache Hercules so erfolgreich, erläutert der Unternehmenspräsident. Neben seinen Eigenmarkenprogrammen führt Hercules Niederlassungen seines Einzelhandelsunternehmens TDW (Tire Dealer’s Warehouse) in einigen Schlüsselmärkten wie etwa Los Angeles, San Francisco, San Antonio, Houston, Dallas, Chicago und Findlay. Auch Hercules Canada gehört zur Unternehmensgruppe.
Ein weiterer wesentlicher Teil der Gruppe ist Hercules International bzw. Treadways Exports. Als Vertreiber der Marken Hercules, Merit sowie der neuen Marken Blackhawk und Electra sowie auch der Marken herkömmlicher Reifenhersteller sei Hercules International der größte unabhängige Reifenexporteur Nordamerikas, so Hercules-Präsident Joe Recchia weiter. Zielmärkte des Unternehmens befinden sich auf der ganzen Welt.
Zum Produktportfolio des Unternehmens gehören neben zahlreichen verschiedenen Pkw-Reifen auch Llkw-, Lkw-, OTR-, Industrie- sowie Spezialreifen. „Unsere Kunden sehen unsere Eigenmarken als qualitativ hochwertige, günstige Alternativen zu den etablierten Premium- und Zweitmarken.“
Die bezeichneten Eigenmarken werden ausnahmslos durch namhafte Reifenhersteller wie etwa Cooper in den USA oder Giti Tire in China hergestellt. Recchia verweist in diesem Zusammenhang auf die langjährigen guten Kontakte auch zu anderen Herstellern. „Hercules besitzt alle Formen für unsere Eigenmarken und kann somit die Exklusivität für den Kunden garantieren. Allein in diesem Jahr hat Hercules über vier Millionen Dollar für neue Formen im Budget.“
Wie oben bereits angedeutet, vertreibt Hercules International neben seinen Eigenmarken zahlreiche weitere Marken herkömmlicher Reifenhersteller: Cooper, Falken, Toyo, Nexen, Kenda, Yokohama, Dunlop, Goodyear, Vogue Tyres, Kumho, Double Coin, Federal, Titan, Mickey Thompson, Dick Cepek, Dirt Gripz, Denman, Solideal, Advance, Nankang, und Armour.
„Hercules setzt sich besonders für den Ausbau seiner Nischen- und Spezialmärkte ein“, so Joe Recchia: „Unsere Stärke ist es immer gewesen, die richtige Nische zu finden.“ Gleichzeitig ist Hercules derzeit um ein massives Expansionsprojekt bemüht – innerhalb der kommenden fünf Jahre wolle das Unternehmen beim Umsatz um den Faktor drei bis fünf wachsen, so der Unternehmenspräsident in Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG. Diese Expansion werde im Börsengang ihren vorläufigen Abschluss finden. Das Unternehmen werde demzufolge „organisch wie auch durch Akquisitionen“ wachsen müssen, gesteht Recchia, und sagt, man werde insbesondere in Nordamerika sehr schnell wachsen. Nähere Details wollte er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht veröffentlicht wissen. Allerdings: Auch in Europa habe man die Akquise eines großen Lagerhauses vor Augen. Es bleibt also spannend bei der Entwicklung des amerikanischen Unternehmens.
Als Delta Tire Corp. und National Tire Corp. 1989 miteinander verschmolzen, entstand eines der mächtigsten Reifenhandelsunternehmen des Landes. Beide amerikanische Unternehmen können fortan ihre Größenvorteile bei Einkauf und Vertrieb voll ausnutzen. Allein waren beide Firmen bereits seit jeweils rund 70 Jahren am Markt. Mit einer Anzahl von rund 1.500 Point-of-Sales auf dem amerikanischen Reifenmarkt bereits ein bedeutender Faktor, so will Del-Nat nun auch langsam auf dem asiatischen Markt Fuß fassen, betont Ken Coltrane in einem Gespräch mit dieser Zeitung. „Hier in Singapur versuchen wir neue Kunden für unser Programm zu finden“, so der Vizepräsident des Unternehmens. Insbesondere sucht der Großhändler von Eigenmarken dabei langfristige Geschäftspartner – mit Spotbusiness sei man schließlich nicht groß geworden. „Wir haben hier schon einige interessante Unterhaltungen gehabt“, so Coltrane. Del-Nat wolle in Singapur keine Verträge unterzeichnen. Aber: „Wir wollen, dass sie unterschreiben wollen.“ Del-Nat war in diesem Jahr bereits das zweite Mal in Singapur vertreten.
Zu Del-Nats Eingenmarken-Programm gehören natürlich zu allererst die beiden angestammten Marken Delta und National. Daneben gibt es aber noch die beiden Zweitmarken Chaparrel und Akuret. Das Unternehmen mit Zentralsitz in Memphis, Tennessee (USA), kooperiert mit einigen großen Reifenherstellern bei der Produktion dieser Reifenmarken; dazu zählen etwa Cooper, Goodyear, Hankook, Nexen oder Yokohama. Der Großteil der Del-Nat-Reifen werden im übrigen in den USA gefertigt.
Obwohl Del-Nat ein Großhändler ist, der sich auf Eigenmarken spezialisiert hat, verkaufe man nicht an jeden Reifenhändler, betont Ken Coltrane. „Unsere Kunden sind beschränkt auf unsere Anteilseigner“, beschreibt der Vizepräsident das genossenschaftliche Unternehmenskonzept. Unter den rund 70 Anteilseignern des Unternehmens befinden sich andere Großhändler wie auch Einzelhändler mit mehreren Outlets. Eine interne Konkurrenz solle dabei möglichst vermieden werden. Um dieses Netzwerk an Niederlassungen weiter ausbauen zu können, wird unter den beiden Markennamen Delta und National ein beinahe identisches Produktportfolio geliefert.
Zu den wichtigsten Exportmärkten des Unternehmens zählt neben Südamerika hauptsächlich der Mittlere Osten. In Europa sei man derzeit noch nicht besonders aktiv, so der Vizepräsident. Immerhin gelangen jährlich etwa 20.000 Einheiten auf die europäischen Märkte, von denen die meisten 4×4- und Llkw-Reifen sind. Dass Del-Nat erfolgreich ist, beinahe sein muss, zeigt bereits ein Blick auf den amerikanischen Ersatzmarkt. Bei Pkw- und Llkw-Reifen machen Eigenmarken etwa 50 Prozent dieses Marktes aus und werden in der Regel für zehn bis 20 Prozent weniger verkauft.
Neues aus dem Fernen Osten
Seit kurzem verfügt Hanksugi Japan mit North West Tyres (NWT) aus Großbritannien über einen neuen Vertriebspartner in Europa, nachdem man sich von Stamford Tyres getrennt hat. NWT-Geschäftsführer Andrew Wess hat gerade die ersten Container-Ladungen aus der Hanksugi-Fabrik in China erhalten. NWT habe derzeit die exklusiven Vermarktungsrechte an Hanksugi-Reifen, sei jedoch interessiert daran, mit nationalen Reifengroßhändlern auf den verschiedenen europäischen Märkten zu kooperieren – die ersten Kontakte seien bereits hergestellt.
NWT-Geschäftsführer Wess sowie Juan Carlos Roa, General Manager für International Sales bei Hanksugi Tyres International, erläutern während der Tyrexpo in Singapur: „Die Anzahl verfügbarer Lkw-Größen ist bis jetzt zwar relativ klein, deckt aber wesentliche Teile des europäischen Lkw-Reifenmarktes ab. Gegenwärtig sind Hanksugi-Lkw-Reifen in 295/80 R22.5, 315/80 R22.5 und 385/65 R22.5 verfügbar. Das sind 75 Prozent dessen, was auf dem europäischen Ersatzmarkt benötigt wird, und wir werden weitere Größen entwickeln.“
Hanksugi-Reifen verfügen natürlich über die üblichen Zertifizierungen, die für die Vermarktung in Europa und Nordamerika notwendig sind. Die Produkte des erst 2002 gegründeten Unternehmens werden allesamt in einer modernen Anlage in der chinesischen Provinz Henan gefertigt, so General Manager Roa. Darüber hinaus stellt Hanksugi auch eigene Stahlräder her und behauptet sogar das einzige Werk weltweit zu betreiben, das fertig montierte Lkw-Reifen liefere.
Für Federal war die diesjährige Tyrexpo Asia etwas ganz besonderes, da sie einen wichtigen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte darstellt: Nicht nur, dass der Hersteller aus Taiwan in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiern kann, in Singapur wurde gleich eine ganze Reihe neuer Produkte erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Wie Senior Manager Da-Wu Chen in einem Interview mit der NEUE REIFENZEITUNG erklärt, sei Federal durch diese – vorwiegend – Motorsportprodukte nun in der Lage, zahlreiche Rennserien mit Reifen zu beliefern, auch in Europa. Derzeit untersuche man, was die beste Markteintrittsstrategie für Europa sein könnte.
Laut Da-Wu Chen könne man die neuen Motorsportprodukte grundsätzlich ich zwei Gruppen einteilen. Zunächst gibt es die Serie „595 Competition“, daneben besteht die Serie „FZ Combat“, dies seien reine Rennreifen (Slicks und Semi-Slicks). Die Competition-Serie basiere hauptsächlich auf dem bereits seit längerem am UHP-Markt etablierten SS-595, der vorerst auch weiter produziert werden soll. Die parallel dazu eingeführten Nachfolgemodelle sind der „595Evo Street Competition“ wie auch der „595RS Sport Competition“. Insbesondere im Evo sieht Da-Wu Chen den designierten Nachfolger des alten 595; der Nachfolger sei ein „State-of-the-Art-Reifen für die ultimative Fahrerfahrung auf der Straße“. Der RS hingegen ist ein straßenzugelassener Wettbewerbsreifen, der im August erfolgreich in Taiwan vorgestellt wurde. „Wir wollen diese Erfolgsgeschichte auf Europa übertragen“, sagt der General Manager mit Blick auf die jetzt anstehende Markteinführung. Für den deutschen Markt hat der holländische Reifengroßhändler Van den Ban die Rechte. Um den neuen Produkten einen Durchbruch auf dem UHP-Markt leichter zu machen, sei Federal bestrebt, einige der Profile gegen die starke westliche Konkurrenz testen zu lassen, verrät Da-Wu Chen.
Auch Kenda Rubber aus Taiwan macht sich derzeit intensiv Gedanken über den europäischen UHP-Reifenmarkt. Wie Deputy Director James Lo im Interview und mit Blick auf die Einführung des neuen KR20-Profils erklärt, dem neuen „Flaggschiff des Unternehmens“, solle sich der europäische Markt für den Hersteller künftig noch stärker entwickeln als bisher. Der KR20 ist zwar bisher nur in 22 Größen zwischen 17 und 20 Zoll verfügbar, weitere Größen würden aber demnächst folgen. Daneben hat Kenda auch einen neuen Winterreifen als Prototypen vorgestellt, der allerdings erst zur kommenden Saison 2006/2007 verfügbar sein wird.
In Deutschland werden Kenda-Reifen etwa durch die Delticom AG oder durch Mefo Sport vertrieben. Insgesamt auf den europäischen Markt gesehen suche man aber weitere Vertriebspartner und auch weitere Vertriebswege im herkömmlichen Reifenhandel.
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