Allrad-Fahrer rüsten zum Winter weit weniger um als Pkw-Fahrer
Im ständig größer werdenden Lager der SUV- oder Allrad-Fahrer (2004 rund 949.000 Fahrzeuge in Deutschland) lassen sich zwei Gruppierungen unterscheiden: Die unbekümmerte Gruppe der Fahrer (mein Allrad-Antrieb wird’s schon richten), die auch im Winter auf Sommerreifen in den Straßenverkehr zieht. Hier liegt mit rund 32% die Umrüstquote deutlich unter der von ca. 50% aller Pkw-Fahrer. Und die sicherheitsbewusste Fahrergruppe, die ihre Fahrzeuge auf M+S-Reifen stellen und sich damit für den kommenden Winter gerüstet sehen.
Rolf-D. Stohrer, Produktexperte von Fulda Reifen: „Allrad-angetriebene Fahrzeuge haben in Punkto Fahrphysik gegenüber front- oder heckgetriebenen Automobilen nur Vorteile – bis auf die Ausnahme des Bremsens auf festgefahrener Schneedecke oder Eis in Kurven. Hier schiebt das Allradfahrzeug über alle vier Räder und verschlechtert dadurch die Haftung. Viele Allradfahrer vertrauen allzu sehr auf diese Form des Antriebs und unterschätzen daher die wenigen Ausnahmen. Ich wünschte, jeder Allradler hätte mit seinem Fahrzeug im Winter die Gelegenheit, einmal mit Sommer- und einmal mit Winterreifen zu fahren. Bei der ersten Grenzsituation stellen sich sofort die Winterreifen-Vorteile klar heraus.“
Aber auch die Gruppe der sicherheitsbewussten Fahrer unterliegt einem Irrtum. Fast 90 Prozent ihrer als M+S (also Matsch und Schnee-tauglich) gekennzeichneten Reifen verfügen über keine Wintermischung, d. h. bei Temperaturen unter plus sieben Grad verhärtet der Gummi und bringt keinen Grip mehr bei überfrierender Nässe, festgefahrener Schneedecke oder Eis. Im Grunde genommen fährt man in solch einer Situation einen stärker profilierten Sommerreifen.
Woher kommt diese für den Laien irreführende Kennzeichnung? Ab Mitte der 80er Jahre kamen verstärkt Allrad-Fahrzeuge auf den Markt. Diese Fahrzeuge fuhren auch damals schon Geschwindigkeiten von 160/170 km/h, die dafür vorgesehenen groben Geländereifen waren aber nur für Geschwindigkeiten von 120/130 km/h ausgelegt. Also hat man bei der Herstellung eine M+S-Kennzeichnung auf die Reifen aufgebracht und einen Geschwindigkeitsaufkleber für das Armaturenbrett produziert, der dem Fahrer signalisierte: Ich muss mich an die Geschwindigkeits-Vorgabe des Aufklebers halten. Problem gelöst. Nur hat der M+S-Aufdruck dem Fahrer suggeriert, der Reifen ist wintertauglich, was nicht stimmt.
Um dem Verbraucher aber eine eindeutige Hilfestellung bei der Frage der Wintertauglichkeit von Reifen zu geben, entwickelten die Reifenhersteller einen Industriestandard. Alle Reifen mit dem Symbol eines Schneekristalls in einem Berg auf der Seitenwand sind Reifen mit geprüften Wintereigenschaften. Und nur dann enthält die Gummimischung einen thermoelastischen Zusatz, der garantiert, dass der Reifen auch unter sieben Grad plus seine Traktionsfähigkeit nicht verliert.
Also: Wo M+S draufsteht, ist bei weitem nicht immer M+S drin. Dazu gehört immer das Wintersymbol mit der Schneeflocke.
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