Brock investiert in die Zukunft
In Weilerswist-Derkum ist in den letzten Monaten das wohl größte Lager für Pkw-Felgen in Deutschland entstanden. In die Regale passen locker eine halbe Million Felgen, womit im Übrigen Leichtmetallfelgen gemeint sind. Denn errichtet hat dieses Großlager die Brock-Gruppe, und die ist Hersteller von Felgen diesen Typs mit zwei Werken für den Niederdruckguss und die Bearbeitung in Jajce/Bosnien-Herzegowina und die Lackierung in Deutschland (Metec/Schlüchtern). Die vier Säulen des Geschäftes seien nach wie vor das Ursprungsgeschäft des Einzelhändlers Reifen-Brock (Mitglied der Kooperation point S), der Großhandel von Felgen und Reifen namens Rad Center Derkum, die Felgenmarke Brock Car Fashion und schließlich die Brock Alloy Wheels Deutschland GmbH, sagt Bert Brock, der zudem betont, trotz des enormen Wachstums in den letzten Jahren – für 2005 erwartet er einen konsolidierten Gruppenumsatz von 90 Millionen Euro – habe sich an der Gesellschafterstruktur nichts geändert: Brock ist ein klassisches Familienunternehmen, und alle machen in verantwortlicher Stellung mit. Ehefrau Elisabeth wacht über die Finanzen und Verwaltung, die eine Tochter ist im Immobilienbereich der Gruppe tätig, in der Felgenbranche hat sich die zweite Tochter Claudia in den letzten Jahren Branchenreputation erworben. Zwar sind irgendwie – so ist das nun einmal bei Familienbetrieben – alle für alles verantwortlich: Claudia Brock aber hat dem Erfolg des Leichtmetallrädergeschäftes in den letzten Jahren ein Gesicht gegeben: Mit den Marken „Brock Car Fashion“ und RC Design ist das Unternehmen zu einem der größten deutschen Marktteilnehmer im Ersatzgeschäft avanciert, wächst aber auch dank des Exportes.
„Tief hängen“ möchte Bert Brock, dass das Unternehmen auch in kleinen Serien in die Erstausrüstung involviert und dank einer Komplettradmontage auch darüber hinaus mit Automobilherstellern im Geschäft ist. Dass die Tochterfirma Metec den Speziallack auf die Felgen (die im Übrigen bei OZ in Italien gegossen werden) für den neuen und Maßstäbe sprengenden Bugatti Veyron aufbringt (Größe wegen der PAX-Technologie nur so ungefähr 11×20“), erwähnt er gar nicht. Dabei wäre das doch ein Prestigeobjekt und so richtig schön für Imagezwecke zu nutzen. Nein, zwar schaffe man durch entsprechende Zertifikate die Voraussetzung, um in der Erstausrüstung mitzumischen, aber das habe überhaupt keine Priorität, auch künftig werde es nur punktuelle OE-Aktivitäten geben.
In Jajce sind – je nach Saison – so hundert bis 130 Mitarbeiter tätig, bei der Metec sind es derzeit etwa 45, aber gerade hier kündigt Brock für nächstes Jahr kräftige Investitionen an. Angefangen im letzten und weitgehend abgeschlossen in diesem Jahr hat die Unternehmensgruppe einen 10-Millionen-Kraftakt: Entstanden sind ein Großlager für 16.000 Paletten entsprechend gut einer halben Million Felgen und ein angeschlossenes Gebäude, in das sukzessive die gesamte Verwaltung umzieht. Wobei der Umzugsweg nicht so weit ist, man wechselt nur die Straßenseite. Auch die Geschäftsleitung und die Entwicklungsabteilung finden in dem neuen Gebäude optimale Bedingungen.
Priorität beim neuen Lager hat, dass die Felgen möglichst schnell „rauskommen“, nach wenigen Minuten soll ein Lkw den Hof auch schon wieder verlassen haben: Mit EDV soll das im Sekundenbereich geschehen, bei einem möglichen Ausfall der EDV sollen die Räder aber auch nach zwei bis drei Minuten gefunden und abholbereit sein. Auf das jetzt anstehende Wintergeschäft sieht sich die Unternehmensgruppe damit bestens vorbereitet. Im Hochregallager (bis zu 20 Meter) lagern spezielle Stapler 3.000 Felgen täglich ein und aus. Alle Räder sind mit einem speziellen Code versehen, der übrigens auch das Handling bei den Kunden, die über einen entsprechenden Scanner verfügen, erleichtern kann. Hinzuweisen noch darauf, dass auch die Montage mehrteiliger Räder im eigenen Hause erfolgt. „Das ist unsere Philosophie“, sagt Bert Brock, „vom Bau der Straße, die zu unserem neuen Lager führt, über das Zuschneiden der Büromöbel in der neuen Verwaltung bis hin zur Produktion und zur Distribution – wir machen alles selber und können daher auch bei allen Kundenwünschen Komplettangebote machen.“
Gerade bei Winterrädern sind die Marken Brock und RC Vorreiter und gehören zu den Marktführern. Das hängt damit zusammen, dass es recht gut gelungen ist in der Vergangenheit, das bei der Metec entwickelte und in der Branche weitgehend konkurrenzlose Lackierverfahren zu kommunizieren, das beinhaltet, dass die wertvollen Alus gerade bei winterlichen Bedingungen mit Streusalz und zusätzlichen Korrosionsgefährdungen besonders geschützt sind. Das liegt an einer Acrylbeschichtung, die zwar den Herstellprozess verteuert, aber gerade bei Winterrädern für zufriedene Kunden sorgt. Die Reklamationsquoten liegen im Branchenvergleich hervorragend und bewegen sich „nahe null“.
Claudia Brock ist längst eine Expertin auch in produktionstechnischen Fragen geworden. In dem bosnischen Werk ließen sich mit den 13 Gießmaschinen bis zu 700.000 Felgen jährlich produzieren, tatsächlich sind es etwa eine halbe Million: Der „Flaschenhals“ steckt in der Bearbeitung. Aber das erreichte Volumen entspricht darüber hinaus auch dem, was absetzbar ist: 350.000 Minimum, wenn’s gut läuft sogar 400.000 unter den beiden Eigenmarken in diesem Jahr. Das restliche Volumen ist Fremdfertigung und sorgt für Auslastung. Freilich haben sich die hauseigenen Bedürfnisse in den letzten Jahren dermaßen entwickelt, dass Fremdaufträge derzeit nicht akquiriert werden und wohl auch künftig nicht zu erwarten sind.
Vom Lack her „liegen Welten zwischen unserem Lackierverfahren und herkömmlichen“, zeigt sich die ansonsten zurückhaltend agierende Rädermanagerin Brock überzeugt, gerade für das jetzt anstehende Wintergeschäft bestens gewappnet zu sein, zumal man dank des neuen (und bereits gut gefüllten) Lagers sowie der ausgefeilten Distribution in der Lage ist, in recht kurzer Zeit zu liefern. Übrigens: Nicht zufällig hat sich point S bei der Distribution von Kompletträdern erst kürzlich für Brock als neuen Logistiker entschieden.
Alufelgen aus der eigenen Lackieranlage sind aber nicht nur besonders widerstandsfähig, sondern haben auch ein ganz besonderes Finish, das ihnen einen einmaligen Glanz verleiht (und darum zur natürlichen Adresse wird für ein 1,16 Millionen Euro teures Auto wie den Bugatti Veyron). Gemeint ist das so genannte – und auch in dieser Zeitschrift bereits vorgestellte – SLC-Verfahren, wobei das Kürzel für „Surface like Chrome“ steht und eine im Detail geheime Kombination von Pulverlack- und PVD-Technik ist.
In Deutschland steht aktuell das Thema „Winterlackierung“ obenan auf der Agenda, in den meisten Exportmärkten ist das Geschäft stärker über das Jahr verteilt und nicht so saisongebunden wie hierzulande. Im Ausland haben „made in Germany“ und speziell dank der außerordentlichen Metec-Lackierung die Alufelgen beste Resonanz. Während das Rad Center mit seinem Programm eher deutschlandorientiert ist, entwickelt sich das Sortiment mit dem Namen Brock Car Fashion im Export auf die „50-Prozent-vom-Absatz-Schwelle“ zu. Hilfreich, dass beide Marken sehr unterschiedlich aufgestellt sind: Während RC sehr breit streut, arbeitet Brock bevorzugt mit ausgesuchten und sehr qualifizierten Stützpunkthändlern zusammen. „Daher kommen wir einander höchst selten ins Gehege“, so Claudia Brock, man kann Synergien nutzen, ohne der Schwestermarke irgendwo das Wasser abzugraben. Klar dass ein Zweigbetrieb in Taucha bei Leipzig (seit 1994) und damit zur Versorgung des ostdeutschen Marktes ebenso beiden dient wie eine Investition in Zagreb (eine erst im letzten Jahr gegründete Dependance) ein „Wechsel auf die Zukunft“ ist.
Auf das jetzt anstehende Wintergeschäft sind das Rad Center Derkum und Brock Car Fashion bestens vorbereitet, zumal auch gezielt Fahrzeugnischen abgedeckt worden sind: Neben den Highlights des letzten Jahres B11, RCD5 und RCD6 werden die Radfamilien RCM2 und RCD6 jeweils um eine Größe erweitert und gleich drei neue Designs – RCD7, RCD8 und RCD9 – vergrößern das Sortiment beträchtlich. Ein Hinweis darauf, dass die Marke RC Design auch angesichts des sehr preissensiblen Winterrädermarktes anders positioniert ist als die auch für Tuner interessante Marke Brock: Brock B15 und das mehrteilige B16 sowie übrigens auch RC11 mögen nicht explizit als Winterräder ausgewiesen sein, eine Bereicherung des Marktes sind sie allemal.
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