Zeit ist Geld
Die Firma PARI Softwaresysteme (Dierdorf-Wienau) wird von Paul Hermann geführt, den seine berufliche Geschichte bis zur EDV-Leitung eines bedeutenden Industrieunternehmens geführt hatte. Heute ist er selbstständig, in mehreren Branchen tätig und eben auch im Reifenfachhandel engagiert. Hermann: „Als Softwarehaus mit einer eigenen Warenwirtschaft für den Reifenhandel (TR1, steht für Tires & Rims) beschäftigen wir uns schon seit geraumer Zeit mit dem Thema schneller Informationsgewinnung und kurze Kommunikationswege zwischen Geschäftspartnern.“
Seine Leitschnur bzw. die seines Unternehmens ist, Einsparpotenziale beim Reifenhandel zu erschließen, wobei seine Klientel im Allgemeinen weniger die großen, sondern die kleineren und mittelgroßen Betriebe sind, in denen er auch noch oftmals einiges an Überzeugungsarbeit leisten muss, sieht allerdings die Phase früher anzutreffender Ressentiments gegen elektronische Datenverarbeitung und die Nutzung moderner Kommunikationswege weitgehend überwunden und eine Generation für zeitgemäße Technologien durchaus aufgeschlossene Reifenhändler heranwachsen. Wobei seine Kunden sich keineswegs ausschließlich aus dem Kreis der noch freien Reifenhändler der Branche rekrutieren. Auch mit Händlern, die in Kooperationen organisiert sind, hat er gute Geschäftsbeziehungen aufgebaut, haben doch die Zentralen solcher Organisationen ein derartiges Tool gar nicht im Angebot. Den Verdacht, hier sollen Händler kräftig zur Kasse gebeten werden, kann Paul Hermann leicht entkräften. Er verkaufe keine Software, sein Ertrag liege in einer durchaus übersichtlichen monatlichen Wartungsgebühr.
Hermanns Fokus ist auf das Zeitmanagement von Firmen gerichtet, er hat einen Wust an Telefonaten, Faxen, E-Mails, Drucken von Preislisten, Publizieren von Angebotslisten ausgemacht, der unbedingt der Minimierung bedarf. Aktuelles Projekt ist die Informationsgewinnung und daraus resultierend mögliche Bestellungen in Internet-Shops. Hier wird eine Unmenge an Zeit für Klick- und Tipparbeiten aufgebracht, bis endlich die gewünschte Information auf dem Bildschirm erscheint in Form einer Verfügbarkeitsmeldung bzw. des aktuell im Markt günstigsten Preises. Wobei das schon mal zur Sisyphusarbeit wird, denn bekanntlich sagt schon Murphy’s Law, dass man immer auf einen günstigeren Preis stoße, sobald man sich für den vermeintlich Billigsten entschieden habe.
PARI hat in Zusammenarbeit mit einigen Kunden aus der Branche – Reifengroß- und -einzelhändler – ein kleines Tool entwickelt, mit dem online aus einer Warenwirtschaft heraus (wobei Informationen wie Reifendimension oder -marke bereits eingegeben sind) der Zugang in verschiedene Internet-Shops möglich ist, der absolut aktuelle Vergleich beispielsweise von Preisen wird erreicht, weil ohne Aufwand von einem Shop zum nächsten gesprungen werden kann. Für jedermann, der online und hier Reifen einkauft, liegt die Zeitersparnis auf der Hand, Paul Hermanns Schätzung – aus Beobachtungen bei seinen Kunden Rechnung errechnet – ergibt eine Zeitersparnis von 20 Minuten pro Tag, was umgerechnet auf 240 Tage im Jahr zwei Wochen Arbeitszeit entspricht.
PARI versucht, der individuellen Besonderheiten, was die Bedienung der im Markt genutzten Online-Shops anbelangt, so weit wie möglich zu vereinfachen. Die Anbieter dieser Shops nutzen unterschiedliche Standards und machen es zwar so für Hermann nach gegenwärtigem Stand der Technik unmöglich, automatisch eine einzige Liste zu generieren, auf der alle Bedingungen vergleichend berücksichtigt werden. Mit dem von ihm entwickelten Tool hätte er zwar diesen „Idealzustand“ nicht erreicht, wäre aber immerhin direkt auf der Stufe davor. Zur Optimierung des Tools sucht Hermann die Kooperation mit den Shopbetreibern, die ja ein eigenes Interesse daran haben müssen, dass ihr Angebot intensiv genutzt wird.
Die „Zauberformel“ lautet dabei: Erstens eine Anmeldemöglichkeit zu schaffen, bei der die Kundendaten nicht jedes Mal neu eingegeben werden müssen (bei einigen Shops ist diese Funktionalität bereits gegeben), und zweitens, durch Übergabe der Suchvorgaben direkt auf die Ergebnisliste des Online-Shops zu gelangen, so dass ein erneutes Eintippen der Suchvorgaben entfällt.
Die Individualität der einzelnen Shops würde dabei nicht verloren gehen. Für die Zukunft wäre gar ein „Zurückliefern der Daten“ denkbar, was heute sowohl technisch kein großes Problem mehr darstellt als auch ohne die Einberufung eines „Normungsgremiums“ auskommen würde.
Dass er damit gewissermaßen der „Geiz ist Geil“-Mentalität Vorschub leistet, lässt Hermann nicht gelten, denn er wendet sich ja ausschließlich an den B2B-Bereich, also nicht an den Endverbraucher. Inwiefern ein Händler seinen möglichen Einkaufsvorteil an den Endverbraucher weitergibt und nicht für eine bessere Marge nutzt, ist natürlich nicht sein Problem, sondern eines der Reifenhandelsbranche.
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!