“Einheitsreifen in der MotoGP wären eine Schande für den Sport”
Edouard Michelin, Vorstandsvorsitzender der Michelin-Gruppe, wandte sich beim Besuch des deutschen MotoGP-WM-Laufs auf dem Sachsenring gegen Einheitsreifen in der Königsklasse des Motorrad-Rennsports. Zwar sind dem französischen Reifenkonzern von offizieller Seite keine Pläne bekannt, das Reglement zugunsten so genannter “Control Tyres” zu ändern, dennoch Michelin der von einigen Wenigen immer wieder geschürten Diskussion eine klare Absage erteilt.
“Das wesentliche Merkmal des Rennsports ist der Konkurrenzkampf”, erläuterte der Vorstandsvorsitzende, der gemeinsam mit Pierre Dupasquier – dem Sportdirektor des Michelin-Konzerns – dem MotoGP-Rennen auf dem Sachsenring beiwohnte. “Im Motorsport messen die Fahrer ihr Talent und die beteiligten Unternehmen ihr technisches Know-how. Gerade in der MotoGP spielen Reifen eine so bedeutende Rolle wie vermutlich in keiner zweiten Rennkategorie. Die Chance, seine Pneus frei auszuwählen, gehört dabei aus unserer Sicht zu den fundamentalen Besonderheiten dieses Sports und des Wettbewerbs allgemein. Eine Beschneidung dieser Möglichkeit zugunsten eines Einheitsreifen-Reglements wäre meines Erachtens eine katastrophale Entscheidung und ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Ein-Marken-Rennserie, in der alle Fahrer auf identischen Maschinen und mit dem gleichen Reifenmaterial starten. Dies ist zwar ein Konzept, das in vielen Nachwuchsklassen funktioniert. In der Königsklasse des Motorrad-Rennsports jedoch wäre es eine Schande, die nicht nur uns als Reifenhersteller betrifft, sondern auch die Fans. Denn die Zuschauer erwarten zu Recht, dass alle Protagonisten auf der Suche nach der bestmöglichen Performance das Limit ständig neu definieren.”
Ein negatives Beispiel, wie sich ein solches Einheitsreifen-Reglement auf den Sport auswirkt, liefert in diesem Jahr die Superbike-WM: Am vergangenen Wochenende drehten in Laguna Seca die Teilnehmer eines nationalen Rahmenrennens, die ihre Rennpneus frei bestimmen konnten, um eine Sekunde schnellere Rundenzeiten als die Stars im Hauptprogramm.
Während sich Edouard Michelin eindeutig für die freie Reifenwahl in der MotoGP ausspricht, wünscht sich der Konzern-Chef für diese Kategorie zugleich einen stärkeren Wettbewerb zwischen den Reifenmarken. “Vor dem Sachsenring habe ich das letzte Mal vor drei Jahren im spanischen Valencia einen WM-Lauf besucht, also noch vor Beginn der Viertakter-Ära. Das Einzige, was mir damals nicht gefiel, war die fehlende Herausforderung durch andere Reifenhersteller”, so Michelin. “Ich habe damals betont, dass eine solche Situation für uns langweilig und ungewohnt ist. Unser MotoGP-Team arbeitet Rennen für Rennen und Jahr für Jahr mit großem Einsatz daran, unsere Produkte kontinuierlich zu verbessern. Heute werden wir dank des Engagements eines konkurrierenden Unternehmens wieder so gefordert, wie wir uns das wünschen. Dies macht die Rennen für uns und die Zuschauer spannend. Der Wettbewerb gehört zur Firmenphilosophie von Michelin untrennbar dazu – wir möchten, dass sich unsere Produkte ihre Reputation durch exzellente Performance verdienen. Das ist es, was uns antreibt.”
Michelin betont zugleich, dass die freie Wahl der Rennreifen in der Königsklasse des Motorradsports in ein wohlüberlegt formuliertes technisches Reglement eingebettet sein muss, um auch in Zukunft alle Sicherheitsanforderungen sowie die Qualität der Show und eine effiziente Kostenkontrolle zu garantieren.
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