„Erhebliche Geldentnahmen“ bei Schwarz
Wie sich bei einer Gläubigerversammlung der zahlungsunfähigen Firma Reifen Schwarz am vergangenen Freitag in Passau noch einmal bestätigt hat, werden wohl etliche der vormals knapp 400 Mitarbeiter auf ihren noch ausstehenden Lohnforderungen in Gesamthöhe von bis zu 750.000 Euro sitzen bleiben. Insolvenzverwalterin Silke Hasenöhrl bedauere insbesondere die fehlenden Zusammenarbeit mit der Familie Schwarz und sei mit der Vermögensaufstellung des Unternehmers Gotthard Schwarz nicht ganz zufrieden, wie die Passauer Neue Presse in ihrer Wochenendausgabe schreibt. „Da bedarf es noch genauer Überprüfungen, was an Besitz wem gehört, und was letztendlich unter die Insolvenzmasse fällt und nicht“, so Hasenöhrl vor der Gläubigerversammlung.
Die 40 anwesenden Gläubiger folgten einem Antrag, wonach Gotthard Schwarz die Richtig- und Vollständigkeit seiner Vermögensaufstellung „an Eides statt“ versichern muss; Silke Hasenöhrl sprach diesbezüglich von 80 bis 100 möglicherweise anfechtbaren Rechtsgeschäften der Familie Schwarz wie etwa die Veräußerung von Vermögenswerten in jüngster Zeit. Raunend hätten die anwesenden Gläubiger zur Kenntnis genommen, dass Gotthard Schwarz einen Antrag gestellt habe, aus der Insolvenzmasse Unterhalt zu beziehen. Dies habe der Gläubigerausschuss, so die Passauer Neue Presse (PNP), bereits abgelehnt. Über einen weiteren Schwarz-Antrag auf Restschuldbefreiung werde erst zu einem späteren Zeitpunkt entschieden, hieß es am Freitag in Passau auf der Versammlung.
Laut Hasenöhrl belaufen sich die derzeitigen Gläubigerforderungen auf insgesamt 36 Millionen Euro. Davon wollten rund sechs Millionen Euro die Banken und bis zu 750.00 Euro ehemalige Reifen Schwarz-Mitarbeiter haben. Diese aber hätten kaum eine Chance auf Begleichung etwa noch ausstehender Löhne. Wie Hasenöhrl weiter berichtete, so die PNP weiter, liegen auf dem Insolvenztreuhandkonto 5,6 Millionen Euro. Geld erwarte sie sich auch von einem Konto der Kanzlei Salleck. Hier gebe es aber „manche Unstimmigkeit“. Der Verkehrswert des verwertbaren Grundvermögens belaufe sich zwar „auf dem Papier“ auf über 25 Millionen Euro, tatsächlich werde bei einem Verkauf wohl aber nur sehr viel weniger zu erlösen sein.
Für Silke Hasenöhrl sei auch entscheidend, ob eventuell ein Zugriffsrecht auf Immobilien der Familie Schwarz etwa in Österreich oder Spanien, auf eine Yacht, auf Oldtimerfahrzeuge oder eine „wertvolle afrikanische Kulturgutsammlung“ bestehe. Die Gläubigerversammlung ermächtigte Hasenöhrl, dies zu überprüfen. Unter anderem erhielt sie außerdem Vollmacht, die Beteiligung von Gotthard Schwarz an der österreichischen Firmentochter zu verkaufen. Unter dem, was die Insolvenzverwalterin neben Filialen und Inventar der zahlungsunfähigen Firma noch verwerten will, ist auch eine Sammlung antiker Waffen.
„Schonungslos“, so die PNP in ihrer Sonnabendausgabe, „offenbarte Silke Hasenöhrl dann die Gründe, die ihrer Meinung nach für die Pleite des Passauer Traditionsunternehmens verantwortlich waren.“ Heruntergewirtschaftet worden sei die Firma fast ausschließlich durch Missmanagement. Eine „vorsintflutliche“ technische Ausstattung der Buchhaltung und eine fehlende Verknüpfung etwa von Finanzbuchhaltung und Warenwirtschaft hätten eine zeitnahe Information der Unternehmensführung über Geschäftsvorgänge unmöglich gemacht. Dazu seien Fehlentscheidungen und „erhebliche Geldentnahmen“ durch Familienmitglieder gekommen. Hasenöhrl sprach von 1,3 Millionen Euro seit 2001 – obwohl das Unternehmen bereits 2000 einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag aufgewiesen und 2002 ein Minus von 2,4 Millionen Euro habe hinnehmen müssen. Die letzte geprüfte Bilanz stamme im übrigen aus dem Jahr 2001. „Enttäuschend“ nannte es Hasenöhrl, dass eine Zusammenarbeit mit der Familie Schwarz nicht stattfinden könne. Die Söhne ließen sich im Unternehmen überhaupt nicht blicken. Von Hilfe könne keine Rede sein.
Für die Mehrzahl der 45 von der Insolvenz betroffenen Filialen gebe es aber bereits Weiterführungspläne oder sie wurden schon von neuen Eigentümern wie Bridgestone, Vergölst oder ehemaligen Mitarbeitern übernommen.
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