Der neue „kleine Bruder“
Nachdem in den vergangenen Wochen bereits neue Produkte aus dem Hause Michelin vorgestellt wurden, kam im März ein weiterer Reifen hinzu, auf den das Unternehmen aus Clermont-Ferrand große Hoffnungen setzt. Im wachsenden HP-Segment des Reifenmarktes soll der Pilot Exalto PE2 künftig Maßstäbe setzen. Die geräuschoptimierte Neuentwicklung basiert dabei größtenteils auf dem Pilot Sport, von dem der Exalto 2 als kleiner Bruder auch das asymmetrische Profil sowie die unterschiedlichen Profilsegmente geerbt hat. Ab April ist der Pilot Exalto PE2 im Handel verfügbar, wird aber bereits seit Dezember in der Erstausrüstung verbaut.
Mit dem neuen Hochleistungsreifen Pilot Exalto will Michelin seine Modellpalette im weiter wachsenden High-Performance-Segment konsequent ausbauen. Das erfuhren etwa 50 Autohausbesitzer und deren Mitarbeiter auf einer Multimarken-Präsentation im spanischen Valencia. „Multimarken“ daher, weil Michelin seinen Autohaus-Kunden gleichzeitig den neuen Dynaxer HP2 von Kleber sowie den g-Force Profiler von BFGoodrich vorstellte (siehe März-Ausgabe der NEUEN REIFENZEITUNG). Innerhalb von drei Tagen konnten sich die Gäste von der Leistungsfähigkeit der neuen Michelin-Produkte überzeugen und gleichzeitig im Rahmen einer Cabrio-Ausfahrt nach Roadbook eine der schönsten Ecken Spaniens kennen lernen.
Michelin habe den neuen Pilot Exalto so gestaltet, dass er die hohen Anforderungen leistungsstarker Kompakt- und Mittelklassefahrzeuge perfekt erfülle, so Dirk Bichels. Der Leiter Marketing für das Pkw- und Llkw-Reifen-Ersatzgeschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz führte durch die Produktpräsentationen an der spanischen Mittelmeerküste. Der Pilot Exalto PE2 kombiniere ausgeprägte fahrdynamische Reserven mit hoher Alltagstauglichkeit. Der neue Exalto basiert auf dem Pilot Sport PS2, mit dem Michelin exklusiv Supersportwagen wie den Porsche Carrera GT oder den Mercedes-Benz SLR McLaren ausrüstet. Im High-Performance-Segment mit Geschwindigkeitsfreigaben von 240 km/h bis 270 km/h hat das Unternehmen neben den beiden Sportreifen noch den Pilot Primacy für komfortorientierte Limousinen im Programm.
Das Segment für High-Performance-Reifen ist wirtschaftlich und strategisch für jeden Reifenhersteller von großer Bedeutung: Allein in Europa beträgt das Marktvolumen derzeit rund 35 Millionen Einheiten. Aktuellen Prognosen zufolge wird es bis 2005 auf 43 Millionen Stück steigen. Michelin will mit dem Pilot Exalto PE2 seinen Absatz deutlich erhöhen und weiter an der Führungsposition im HP-Segment arbeiten. Dazu hat sich der neue Exalto im Vergleich zu seinem Vorgänger nicht nur, was die unternehmensinterne Positionierung in den verschiedenen Segmenten betrifft, weiter in Richtung Performance verschoben. Auch mit den technologischen Anforderungen, die der Pilot Exalto 2 genügen soll, spricht Michelin eine deutliche Sprache und rückt die Unternehmensneuheit weiter in die Sportecke.
Ein erster Beleg dafür: Der neue Hochleistungspneu basiere zum großen Teil auf dem Supersportreifen Pilot Sport PS2, der zurzeit die technologische Speerspitze des Reifenbaus im Hause Michelin darstelle, so Wolfgang Mick vom Produkt-Marketing. Der Pilot Exalto PE2 unterscheidet sich von seinem „großen Bruder“ insbesondere durch die homogene Gummimischung auf der gesamten Lauffläche. Übernommen hat er hingegen sein aufwendiges Technologiekonzept, das unter anderem aus einem asymmetrischen Profil, einer variablen Form der Kontaktfläche und einer Gummimischung mit hohem Silica-Anteil besteht. Das Resultat: Der neue Reifen kombiniert die fahrdynamischen Eigenschaften eines reinrassigen Sportreifens mit hoher Alltagstauglichkeit auf nasser und trockener Piste.
Ein weiterer Beleg dafür, dass der Pilot Exalto PE2 tiefer in das HP-Marktsegment passt als sein Vorgänger, sind die auf dem Ersatzmarkt verfügbaren Größen. Der neue PE2 ist in 27 Dimensionen verfügbar. Die Neuheit wird mit Geschwindigkeitsindizes nicht unter V geliefert, Dimensionen mit W-Index stellen die Mehrheit dar; der erste Exalto war in „W“ nicht zu haben. Den neuen PE2 gibt es bis 17 Zoll, den ersten Exalto nicht; beim neuen PE2 ist sind die 40er und 50er Querschnitte die Regel, beim ersten Exalto die 50er und 60er. Sein Debüt gab der Michelin Pilot Exalto PE2 allerdings bereits im vergangenen Dezember als Erstausrüstungsreifen auf dem über 170 PS starken Renault Clio 2.0 16 V – Michelin kann also auf entsprechende Nachfolgegeschäfte hoffen. Im April 2004 kommt er für das Ersatzgeschäft in den 27 gängigsten Größen für 14- bis 17-Zoll-Felgen in den Handel. Übrigens: Der erste Exalto war nicht in der Erstausrüstung vertreten.
Der Michelin Pilot Exalto PE2 hat ein asymmetrisches Profil, das heißt, das Profil auf der äußeren Reifenschulter ist anders gestaltet als auf der Innenseite. Hintergrund: Bei schneller Kurvenfahrt verlagert sich die Kontaktfläche des Reifens nach außen, die Reifenschulter wird stärker belastet. Bei Nässe liegt die größte Belastung – bedingt durch das langsamere Kurventempo – auf der Innenschulter des Reifens. Diesen Effekt machen sich die Ingenieure bei Michelin zunutze und stimmten die Profilgestaltung an der Außen- und Innenseite ganz gezielt auf die unterschiedlichen Belastungszustände ab. Beim Michelin Pilot Exalto PE2 übernehmen die großen und steifen Profilelemente auf den Außenschultern bei hohem Tempo die Seitenführung, während die Innenseiten mit ihren wesentlich kleineren und flexibleren Elementen eine hohe Traktion ermöglichen. Das heißt, auf der Außenseite des Reifens erhöht der 70-prozentige Positivanteil des Profils die Kontaktfläche zum Asphalt – auch bei forcierter Kurvenfahrt; auf der Innenseite beträgt der Positivanteil immerhin noch 62 Prozent.
Um die unterschiedlichen Profile optimal nutzen zu können, verfügt der Pilot Exalto PE2 über die so genannte VCP-Technologie: den Variable Contact Patch, also eine variable Form der Kontaktfläche zur Straße. Durch die VCP-Technik verändert sich die Lauffläche des Reifens unter der einwirkenden Belastung: Treten am Reifen in Kurven größere Querkräfte auf, so verformt sich dieser definiert und vergrößert seine Kontaktfläche. Damit soll der Pilot Exalto PE2 unter allen Bedingungen optimalen Grip bieten, weil er sich immer auf der größtmöglichen Aufstandsfläche bewegt.
Auf der Innenseite des Reifens – die bei Nässe stärker belastet wird – ermöglicht der deutlich höhere Negativanteil des Profils (38 %), dass das Wasser gut abfließen kann. Damit der Reifen bei Geradeausfahrt in starkem Regen möglichst wenig aufschwimmt, hat der Pilot Exalto PE2 in der Laufflächenmitte drei breite Längskanäle. Diese sind jeweils über zehn Millimeter breit, sodass der Reifen große Wassermengen verdrängen kann, was das Risiko auf Aquaplaning deutlich reduziert. Michelin war der erste Reifenhersteller der Welt, der bereits in den sechziger Jahren ein asymmetrisches Profil auf den Markt brachte.
Im Bereich der Laufflächenmischung profitieren auch die Serienreifen vom breit gefächerten Motorsportengagement Michelins: Die Forschungsarbeit unter den Wettkampfbedingungen von Rennserien wie der WRC-Rallye, der Formel 1 oder dem Tourenwagensport beschleunigt auch die Materialentwicklung für die Serienprodukte. Beim Pilot Exalto PE2 sorgt beispielsweise der hohe Anteil an Silica-Verstärkern in der Gummimischung nicht nur für eine bessere Haftung bei Nässe, sondern reduziert auch gleichzeitig den Rollwiderstand, was den Spritverbrauch senkt.
Der neue Pilot Exalto setzt sich bei der Laufleistung deutlich von seinen Konkurrenten ab, heißt es in Valencia. Damit der niedrige Verschleiß nicht mit einem schwachen Grip-Niveau erkauft werden muss, haben die Reifenentwickler die gesamte Reifenarchitektur auf eine perfekt ausgeglichene Lastverteilung ausgelegt. Beispiel: Die Profiltiefe verjüngt sich beim Pilot Exalto PE2 von 8,0 Millimetern in der Reifenmitte auf 6,5 Millimeter auf der Reifenschulter. Das bringt zusammen mit der erhöhten Steifigkeit des Reifens in Längs- und Querrichtung eine gleichmäßige Druckverteilung über die gesamte Lauffläche. Effekt: Der Reifen verschleißt langsam und gleichmäßig, was ihm – gemessen an den Durchschnittswerten im Segment – zu ungewöhnlich hohen Laufleistungen verhilft.
Dass der Michelin Pilot Exalto PE2 zu den herausragenden Sommerreifen gehören, befanden auch die Tester vom ADAC. In einer der jüngsten Ausgaben der Mitgliederzeitschrift ADAC motorwelt wurde der neue Franzose in der Größe 205/55R16 mit der Bestnote „besonders empfehlenswert“ ausgezeichnet. Die ADAC-Tester benoteten die Trockeneigenschaften des Pilot Exalto sogar mit 1,0; aber auch in den anderen Kategorien erzielte er durchweg gute bis sehr gute Noten. Wie alle Michelin Pkw-Reifenkunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen auch die Käufer des Pilot Exalto PE2 in den Genuss des Mobilitätsservice OnWay, was auch die Reifentester des ADAC würdigten. Das Leistungspaket steht den privaten Kunden europaweit zwei Jahre lang rund um die Uhr zur Verfügung und beinhaltet drei wesentliche Dienstleistungen. Erstens: Eine Rundum-Reifengarantie, die ab dem Kaufdatum zwei Jahre lang Reifenschäden jeglicher Art, sogar Vandalismus und Diebstahl, abdeckt. Zweitens: Einen Reifenpannen-Service, der im Falle eines Falles rund um die Uhr für Hilfe sorgt und die Mobilität garantiert. Sollte eine sofortige Weiterfahrt nicht möglich sein, bezahlt Michelin OnWay sogar die Übernachtung oder die Heimreise. Drittens: Über die SOS-Routeninformation helfen speziell geschulte Mitarbeiter via Telefon den richtigen Weg, die nächstgelegene Tankstelle, ein gutes Hotel oder ein nettes Restaurant zu finden.
Neben den Produktinformationen über den neuen Pilot Exalto PE2 sowie über den g-Force Profiler von BFGoodrich und den Dynaxer HP2 von Kleber hatte der französischen Reifenhersteller seinen deutschen Autohauskunden im spanischen Valencia aber noch mehr zu bieten. Als selbstverständlich wird natürlich der ausgiebige praxisnahe Test der neuen Produkte „am eigenen Fahrzeug“ vorausgesetzt. Folglich konnten sich die etwa 50 Michelin-Gäste auf dem Grand Prix-Kurs „Ricardo Torno“ vor den Toren der drittgrößten spanischen Stadt selbst von der Leistungsfähigkeit der neuen Reifen aus dem Michelin-Konzern überzeugen. Nasshandling, Trockenhandling sowie Geräuschmessungen gehörten zu den absolvierten Übungen. Dass Michelin seinen Pilot Exalto PE2 als reinen High-Performance-Reifen verstanden wissen will, stellte der Reifenhersteller auch bei einer Cabrio-Ausfahrt durch das valenzianische Hinterland unter Beweis. Mit sportlichen Fahrzeugen von BMW, Mercedes und anderen ausgestattet – natürlich auf Pilot Exalto stehend – durften die Teilnehmer der Kundenveranstaltung auf eigene Faust allein anhand eines Roadbooks die nähere Umgebung der Metropole kennen lernen, die neben Großstadttrubel eben auch landschaftlich reizvolle Gegenden zu bieten hat, in denen man sich zwischen Olivenhainen und grünen Hügeln erholen kann.
arno.borchers@reifenpresse.de
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