TÜV NORD: Jedes fünfte Auto hat erhebliche Mängel
Immer mehr Pkw sind in Deutschland mit erheblichen Mängeln unterwegs, im vergangenen Jahr hatten ein Fünftel aller Pkw, die beim TÜV NORD STRASSENVERKEHR zur Hauptuntersuchung vorgestellt wurden, erhebliche Mängel – Tendenz steigend. Insgesamt fielen 20,9 Prozent der vorgestellten Pkw wegen Mängeln an Reifen auf, im Jahr zuvor waren es noch 19,3 Prozent.
„Der sicherheitstechnische Zustand der Pkw verschlechtert sich weiter, die Tendenz der vergangenen Jahre setzt sich fort“, so Uwe Krüger, Leiter der Region Hannover-Stadt des TÜV NORD. „Ein erheblicher Mangel ist heute offenbar eine Alltagserscheinung geworden, ist keine Ausnahmeerscheinung mehr und erst recht kein Phänomen, das allenfalls Bastlerautos betrifft. Wir möchten die Verkehrsteilnehmer dafür sensibilisieren, mehr Zeit und auch Geld in vorbeugende Wartung zu investieren, denn das ist eine Investition in Sicherheit.“
Bremsen, Achsen, Räder, Reifen und Beleuchtung: An den für die technische Sicherheit eines Pkw entscheidenden Bauteile haben die Mobilitätsberater an den TÜV-Stationen vom TÜV NORD STRASSENVERKEHR die meisten Mängel festgestellt. „Hier müssen alle bei Pflege und Wartung ansetzen, um für sich selbst ein Mindestmaß an Sicherheit im Straßenverkehr zu gewährleisten, aber eben auch für die anderen Verkehrsteilnehmer. Auto fahren hat auch etwas mit Verantwortung jedes Einzelnen zu tun“, so Krüger.
Insgesamt hatten 18,5 Prozent der an den TÜV-Stationen von TÜV NORD STRASSENVERKEHR vorgestellten Pkw erhebliche Mängel, 36,4 Prozent geringe Mängel. Im Vorjahr waren es noch 17,4 Prozent mit erheblichen und 37,4 Prozent mit geringen Mängeln.
Kleine Tests vor der Hauptuntersuchung
„Bremsen, Bremsflüssigkeit, Beleuchtung, Bereifung – diese vier „Bs“ stehen auf der Checkliste ganz oben“, weiß Krüger. Deshalb empfiehlt er jedem, nicht nur vor der Fahrt zur Hauptuntersuchung das Auto zu checken. Einige Punkte können bei der täglichen Fahrt festgestellt werden: Wirken die Bremsen noch gleichmäßig oder muss justiert werden? Dass Bremsscheiben und -beläge top sein sollten, ist für den Mobilitätsberater keine Frage, daher der Rat, je nach Fahrweise die Bremswirkung regelmäßig zu überprüfen. Bei kleinsten Anzeichen dafür, dass der Hebelweg des Bremspedals zu groß oder die Bremswirkung einseitig oder schlecht sein könnte, sollte man sofort die Werkstatt aufsuchen.
Auch in Sachen Beleuchtung kann man schnell sehen, ob das Auto fit für den Straßenverkehr ist. Sehen und Gesehenwerden ist oberstes Gebot. Ein kurzer Test genügt: Mit Freund oder Partner kurz die Funktion aller Leuchten prüfen, defekte Leuchten sofort austauschen. Krüger: „Beim Austausch die Glaskolben nicht mit den Fingern anfassen, weil Finger immer etwas fettig sind; und Fett auf der Lampe verkürzt die Lebensdauer.“
1,6 Millimeter Profiltiefe bei Reifen ist absolutes Minimum; Reifen, die das Kriterium nicht erfüllen, gehören ausgetauscht. Die Profiltiefe kann man unter anderem an Tankstellen messen lassen oder auch an der TÜV-Station. Trotz der mindestens vorgeschriebenen 1,6 Millimeter empfehlen die Mobilitätsberater bereits einen Austausch aus Sicherheitsgründen bei vier Millimetern. Auch der Luftdruck muss stimmen: Ist er zu niedrig, verbraucht das Auto mehr Kraftstoff, und der Reifen erhitzt sich. Ist er zu hoch, verschleißen die Reifen zuerst in der Mitte der Lauffläche.
Achten sollte man regelmäßig noch auch möglichen Ölverlust an Stoßdämpfern, Motor und Getriebe. Spätestens dann, wenn nach dem Parken Öltropfen auf dem Boden zu sehen sind, ist eine Reparatur unumgänglich.
Wer einen kurzen Fahrzeugcheck macht, hat schon viel für seine Sicherheit getan. Noch mehr tut derjenige, der diese Checks regelmäßig wiederholt, nicht nur vor einer anstehenden Hauptuntersuchung. Uwe Krüger: „Für die persönliche Sicherheit sollte man zehn Minuten im Vierteljahr übrig haben.“
Sofort dran kommt man an der TÜV-Station mit Termin. Das geht mit einem Anruf unter freecall 0800 8070600. Terminvereinbarungen sind auch online möglich unter www.tuev-nord.de. Wenn trotz zuvor vereinbarten Termins die Fahrzeuguntersuchung dann nicht innerhalb von 15 Minuten beginnt, muss dafür kein Cent bezahlt werden.
Weniger Pkw mit Mängeln an Bremsen – aber keine Entwarnung
Der Anteil von Fahrzeugen mit Mängeln an Bremsen ist gegenüber dem Vorjahr gesunken, aber Grund zur Freude oder gar Entwarnung gibt es noch nicht. Immer noch hat jeder vierte Pkw Mängel an Bremsen. Das geht aus Pkw-Hauptuntersuchungen vom TÜV NORD STRASSENVERKEHR im Jahr 2003 hervor. Demnach hatten 25,1 Prozent der zur Hauptuntersuchung vorgestellten Pkw Mängel an der Bremsanlage, im Jahr 2002 waren es noch 27,2 Prozent.
„Wir sind froh, dass sich der Anteil der Fahrzeuge mit Mängeln an diesem Bauteil verringert hat, aber es sind immer noch zu viele, die mehr für ihre Sicherheit tun können“, sagt Uwe Krüger. Sein Tipp: Auf einer wenig befahrenen Straße einen Bremstest machen. Zieht das Auto einseitig, sollte man sofort in die Werkstatt fahren. Wer unsicher ist, kann auch zur nächsten TÜV-Station kommen, um dort einen Bremsentest vornehmen lassen kann. Krüger: „Dann hat man schwarz auf weiß, wie es um die Bremsanlage bestellt ist.“
Jeder vierte Pkw hat Probleme mit Licht
Mehr als jeder vierte Pkw (28,1 Prozent, im Jahr 2002 28,0 Prozent) hatte im vergangenen Jahr Probleme mit der Beleuchtung. Das geht aus einer Statistik vom TÜV NORD hervor. Die Statistik beruht auf Pkw-Hauptuntersuchungen im Jahr 2003.
Richtiges Sehen und Gesehen werden ist im Straßenverkehr ein wichtiger Sicherheitsbaustein. „Wer nicht sieht, dass ein Hindernis auf der Straße liegt, oder wer von anderen Verkehrsteilnehmern nicht gesehen wird, lebt gefährlich“, so Krüger. Häufig sind nur die Scheinwerfer falsch eingestellt, die Folge sind entweder unfreiwillige Blendungen des Gegenverkehrs oder aber eine zu kurze Ausleuchtzone. „Das kann man als Laie ohne Messgerät nur schwer feststellen“, sagt er weiter. Anders dagegen die Funktionstüchtigkeit von Blinkern, Bremsleuchten, Rückfahrtscheinwerfern, Nebelschlussleuchten. „Diese sollte man regelmäßig kontrollieren, genauso wie die Scheinwerfer.“ Dann tut man viel für die eigene Sicherheit und die von anderen.
Jeder fünfte Pkw hat Mängel an Reifen
Viele Pkw haben beschädigte Reifen – geht aus den Pkw-Hauptuntersuchungen im Jahr 2003 hervor. Insgesamt fielen 20,9 Prozent der vorgestellten Pkw wegen Mängeln an diesen Bauteilen auf, im Jahr zuvor waren es noch 19,3 Prozent. „Ein beschädigter Reifen kann dazu führen, dass der Reifen platzt und einen Unfall verursacht“, erklärt der Leiter der Region Hannover. Reifen stellen die Verbindung zwischen Fahrzeug und Straße her. Stimmt etwas mit ihnen nicht, ist der Fahrbahnkontakt unter Umständen nicht mehr gewährleistet. Die Folge: Die Sicherheit nimmt ab.
Beschädigungen an Reifen können laut Krüger mehrere Ursachen haben: „Der Reifen kann alt, spröde und rissig sein, Reifen gehören grundsätzlich nach sechs Jahren ausgemustert, unabhängig von ihrer Laufleistung.“ Darüber hinaus können spitze Gegenstände auf der Fahrbahn die Reifen beschädigen, aber auch das „Mitnehmen“ von Schlaglöchern oder Fahrbahnabsätzen. “Häufig sieht man auch geparkte Fahrzeuge am Straßenrand, deren Reifen am Bordstein gequetscht sind, die nur halb auf dem Bordstein stehen. Das ist auf Dauer Gift für die Reifen“, meint der TÜV-Experte.
Vergleichsweise wenig Fahrzeuge sind den TÜV-Fahrzeug-Fachleuten wegen zu geringer Profiltiefe aufgefallen: Nur 1,5 Prozent fuhren mit weniger als 1,6 Millimeter Profil, dem gesetzlich vorgeschriebenen Maß. Neue Reifen haben eine Profiltiefe von 7 bis 8 Millimeter. Je geringer die Profiltiefe, desto länger wird der Bremsweg und desto unsicherer wird das Fahrzeug bei nassen Fahrbahnen. Daher empfiehlt er den Austausch von Reifen bereits bei etwa vier Millimetern Profiltiefe.
Wenige Fahrzeuge fahren mit Reifen, die für das Fahrzeug nicht zugelassen sind. Das betrifft Größe, Bauart und Kennzeichnung. Zwar ist der Hersteller der Bereifung nicht mehr bindend, jedoch sind es nach wie vor Größe, Geschwindigkeitsklasse und Tragfähigkeit. Krüger: „Wer falsche Reifen verwendet, kommt unter Umständen leichter ins Schleudern, die Bremswirkung ist nicht optimal, er gefährdet so sich und andere.“
Bei Mängeln an Reifen kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Daher rät Uwe Krüger, häufiger eine Kontrolle der Bereifung zu machen, dazu gehören das Prüfen auf Beschädigungen, das Messen der Profiltiefe und die Kontrolle des Luftdrucks. „So geben Sie der Sicherheit Vorfahrt.“
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