Goodyear beugt sich den Gewerkschaften
Man habe ja gewusst, dass Goodyear in der Krise sei, aber dass es sich um eine solch tiefgreifende Krise handele, habe man erst durch eigene intensive Nachforschungen erfahren, teilt die Führung der Steelworkers den Mitgliedern mit. Nie zuvor habe eine Gewerkschaft die Finanzen eines Konzerns so intensiv untersucht wie dieses Jahr bei Goodyear und sei dabei von einigen der besten Analysten von Wall Street unterstützt worden. Ein noch härteres Auftreten, meinen die Verhandlungsführer, hätte Goodyear in den Ruin getrieben. Man habe die Gefahr der Konzerzerschlagung durchaus vor Augen gehabt. Die Vereinbarung kann getrost als schwere Niederlage für das Management bezeichnet werden.
Das Goodyear-Management sei in die Verhandlungen gegangen mit dem Ziel, verschiedene Fabriken zu schließen, um dann umso mehr Reifen aus Billiglohnländern zu importieren. Ferner sollte die Produktionskapazität in „Non-Union-Fabriken“ erhöht werden. Man habe weiter außerhalb der USA investieren und Maschinen aus stillgelegten amerikanischen Fabriken verkaufen wollen. Doch da spielten die Gewerkschaften nicht mit und Goodyear musste sich deren Druck beugen.
Nunmehr wird lediglich eine Fabrik in Huntsville geschlossen,; dafür haben die Steelworkers aber die Garantie erhalten, dass in den kommenden drei Jahren, solang soll der Vertrag gelten, keine der von den Gewerkschaften kontrollierten weiteren 12 Fabriken geschlossen wird, neue Produkte zunächst in deren Fabriken hergestellt werden und Importe aus Billiglohnländern nur dann erhöht werden dürfen, wenn alle Fabriken voll ausgelastet sind. Eine Verlagerung von Produktion aus den Gewerkschaftsfabriken in solche ohne Gewerkschaftskontrolle ist dem Management ebenfalls untersagt. Dem Management sind auch in eigener Sache die Hände gebunden worden. Zur Vermeidung ausufernder Selbstbedienung von Spitzenmanagern dürfen diese nur noch so viel verdienen wie Spitzenleute vergleichbarer Unternehmen und vergleichbarer Größe. Einem Missbrauch von Stock Options habe man einen Riegel vorgeschoben, triumphiert die Gewerkschaft. Der gesamte Vertrag läuft unter der Überschrift “Saving our jobs, our retirees, our standard of living, our future. Goodyear, a company in crisis.“
Der 27-seitige Vertrag liegt dieser Zeitschrift vor und wird in den nächsten Tagen, spätestens nach Ratifizierung wohl auch von Goodyear offiziell veröffentlicht werden.
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