wdk: Jahresende verdirbt positive Bilanz 2012
Die ab der Jahresmitte einsetzende Abschwächung der Nachfrage hinterließ 2012 Spuren in der deutschen Kautschukindustrie. Der Umsatz sank gegenüber 2011 um 2,5 % auf 11,75 Mrd. €. Betroffen war in erster Linie der Inlandsumsatz, der um 4,7 % auf 8,22 Mrd. € nachgab. Die europäische Nachfrage nach in Deutschland verbauten Produkten der Branche fehlte. Die Umsätze mit ausländischen Kunden, vor allem in den USA und in China, konnten um 3,1 % auf 3,53 Mrd. € gesteigert werden, so der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (wdk, Frankfurt).
Die Hersteller von Technischen Elastomer-Erzeugnissen (TEE), die 2012 für 53 Prozent der Umsätze der gesamten Kautschukindustrie Deutschlands standen, traf die nachgebende Konjunktur allerdings weniger hart als die Produzenten von Bereifungen. Die deutschen Reifenhersteller verzeichneten nach einem rückläufigen Geschäft mit Sommerreifen im ersten Halbjahr ein ähnlich schwaches Geschäft mit Winterreifen. In erster Linie war dafür die milde Witterung in den entscheidenden Umrüstmonaten Oktober und November verantwortlich.
An Reifen wurden 780.000 Tonnen produziert, was einem Rückgang von 8,2 % entsprach. Gerade im 2. Halbjahr 2012 wurde das hohe Fertigungsvolumen des Vorjahres deutlich verfehlt. Der Umsatzrückgang fiel zwar 2012 weniger stark aus als das Produktionsminus, die sich aus den Preissteigerungen bei den Vormaterialien ergebenden gestiegenen Herstellkosten konnten aber auch 2012 nur unzureichend weitergegeben werden.
Der Trend steigender Rohstoffpreise und eine zum Teil angespannte Versorgungslage setzten sich 2012 zunächst unvermindert fort. Erst in der zweiten Jahreshälfte trat eine gewisse Entspannung ein. Dennoch lagen die Rohstoffkosten zum überwiegenden Teil über dem Vorjahresniveau. Lediglich Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR) und Naturkautschuk gaben aufgrund der verhaltenen Reifenkonjunktur nach.
Die Unsicherheit über die Entwicklung der Nachfrage hat die Investitionsbereitschaft der Unternehmen der deutschen Kautschukindustrie spürbar gehemmt. Nachdem in 2010 und 2011 deutliche Steigerungen der Investitionsbudgets zu verzeichnen waren, wurden 2012 mit 560 Mio. € rund 15 % weniger Investitionsmittel bereitgestellt. Betroffen waren inländische und europäische Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen. In Summe gingen die inländischen Investitionen um ein Viertel zurück. Die Investitionen in den „Emerging Markets“ nahmen dagegen deutlich zu. Gegenüber 2011 wurde dieser Posten um 50 Mio. € auf 140 Mio. € erhöht.
Die Kapazitätsauslastung in den deutschen Fertigungsstandorten der Kautschuk verarbeitenden Unternehmen sank im Jahresverlauf kontinuierlich und lag zum Jahresende um 6,3 % unter dem durchschnittlichen Auslastungsgrad des Jahres 2011. Nach nahezu Vollauslastung in 2011 kamen die Reifenhersteller 2012 nicht annähernd in diese Größenordnung. Der durchschnittliche Auslastungsgrad lag knapp 10 % niedriger, was an einigen Standorten phasenweise zu Kurzarbeit führte. Die Reifenkonzerne hielten trotz der deutlich gesunkenen Kapazitätsauslastung und Produktion die Belegschaft auf dem Vorjahresniveau von 24.600 Mitarbeitern.
Hohe Lagerbestände beim Reifenhandel belasten in der Reifenindustrie die Bestellungen und lassen für 2013 kaum Optimismus zu. Bestellungen von Sommerreifen liegen angesichts der winterlichen Witterung bisher kaum vor. Zu Beginn des neuen Jahres setzt sich zwar der preisliche Abwärtstrend bei den Rohstoffen für die Kautschukindustrie fort. Es gibt aber ernstzunehmende Anzeichen, dass die Spielräume für weitere Entlastungen sehr viel enger werden. Beim Naturkautschuk vollzieht sich bereits eine Trendwende. Seit Dezember 2012 ziehen die Börsennotierungen wieder merklich an. Vorprodukte wie Benzol und Styrol haben neue Höchststände erreicht. Mit der Ausnahme von Butadien halten sich die Vorprodukte für Synthesekautschuke auf einem sehr hohen Niveau.
Das ifo-Geschäftsklima für die deutsche Kautschukindustrie zeichnet ein ähnliches Bild. Die aktuelle Lage in der Branche hat sich zuletzt verschlechtert und liegt nahe der Null-Linie. Die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate sind zwar jüngst gestiegen, der unstete Verlauf der letzten Monate signalisiert aber die Unsicherheit der Unternehmen für das erste Halbjahr 2013.
2013 wird ein Jahr mit besonderen Herausforderungen für die Unternehmen der deutschen Kautschukindustrie. Die bei einem Ausbleiben von externen Schocks zu erwartenden Produktionsumfänge der wesentlichen Abnehmerindustrien deuten auf einen leichten Absatz- und Umsatzrückgang für das OE-Geschäft hin. Dies betrifft im Wesentlichen die Hersteller von Technischen Elastomer-Erzeugnissen. Im Ersatzgeschäft, an dem die Reifenhersteller den größten Anteil haben, sind leichte Zuwächse im Jahresverlauf zu erwarten.
Die Branche wird mit rückläufigen Umsätzen in das Jahr 2013 starten. Die Umsätze werden sich im Jahresverlauf zunächst stabilisieren und gegen Jahresende erhöhen. Insgesamt ist für die deutsche Kautschukindustrie 2013 ein Umsatzvolumen in Höhe des Jahres 2012 erreichbar, bei gutem Verlauf auch ein leichtes Plus. dv
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