Test-as-test-can – Vox-Magazin Auto Mobil prüft Winterreifen
Das auf dem Fernsehsender Vox ausgestrahlte Magazin Auto Mobil präsentierte in seiner Ausgabe vom 23. Oktober einen Test von Winterreifen, bei dem nach „dem besten neuen Allrounder“ für die angebrochene kalte Zeit des Jahres gesucht wurde. Antreten ließ man dazu insgesamt fünf Modelle in der Größe 205/55 R16 montiert an einem VW Golf: den „Acelere Winter“ von Apollo Tyres, Dunlops „Winter Sport 4D“, Nokians „WR D3“, Pirellis „Snowcontrol Serie III“ sowie Vredesteins „Snowtrac 3“. Zu absolvieren hatten die Kandidaten Traktions-/Bremstests auf schneebedeckter Piste sowie Vergleichsfahrten auf trockener wie nasser Fahrbahn. Zusätzlich wurde noch das Verhalten bei Schneematsch untersucht. Streckenweise erinnert der rund achtminütige Beitrag einen nüchterne Fakten erwartenden Zuschauer allerdings mehr an einen Freistilringkampf à la Catch-as-catch-can, bei dem so ziemlich alle Griffe erlaubt sind.
Denn einerseits beginnt die Sendung tatsächlich so wie erwartet, indem die Probanden für ihre Leistungen auf Schnee – die Handlingeigenschaften spielten hier offenbar ebenso eine Rolle wie die gemessenen Bremsweglängen (aus 40 km/h bis zum Stillstand) und Zeiten für das Beschleunigen von null auf 40 km/h – und auf trockener Fahrbahn Punktezahlen verliehen bekommen. Auf Schnee hat demnach der „WR D3“ mit 60 Punkten „souverän“ die Nase vorn gefolgt von den Modellen der Marken Dunlop (56 Punkte), Pirelli (54 Punkte), Vredestein (52 Punkte) und Apollo (51 Punkte). Auch für die Testergebnisse auf trockener Fahrbahn wird dann noch ein Punktestand gezeigt, der offensichtlich auf bei Slalomfahrten und bei Bremswegmessungen gesammelten Erkenntnissen basiert. Hierbei kommt der laut den Testern preislich „fast schon auf Billigreifenniveau liegende“ und „offenbar auf nicht ganz so winterliche Verhältnisse optimierte“ Apollo-Reifen mit 40 Punkten als Erster in dieser Disziplin ins Ziel. Hinter ihm folgen der „WR D3“ (38 Punkte), „Winter Sport 4D“ und „Snowtrac 3“ (jeweils 36 Punkte) sowie „Snowcontrol Serie III“ (35 Punkte). Soweit so gut.
Andererseits wird die Präsentation der weiteren Messergebnisse danach viel weniger präzise. Als ein Beispiel mögen hier die Eigenschaften in der Teildisziplin Schneematsch dienen. „Hier im Test sind die Unterschiede eigentlich gering. Allenfalls zwischen dem Besten, dem Pirelli, und dem Schlechtesten, dem Apollo, kann man einen Unterschied spüren“, kommt Auto-Mobil-Testchef Albert Königshausen in dem Beitrag zu Wort, der zusammen mit dem Redakteur Jochen Grußendorf im lappländischen Ivalo sowie im Süden Finnlands den Probanden auf den „Zahn“ gefühlt hat. Über etwaig dafür vergebene Punkte erfährt der Zuschauer hier und auch im weiteren Verlauf der Sendung jedenfalls nichts mehr. Gleiches gilt samt und sonders für die restlichen Teildisziplinen. Immerhin wird mitgeteilt, dass der Vredestein bezüglich Aquaplaning die besten Sicherheitsreserven biete, weil er später aufschwimme als die gesamte Konkurrenz. „Den Bremstest auf nasser Fahrbahn dominiert erneut der Apollo“, wird begründet, warum mit Blick auf die Nässewertung das Nasshandling „die Entscheidung bringen“ müsse.
Nokian und Vredestein hätten hier zwar „gute Werte vorgelegt“, doch der Apollo-Reifen sei noch besser, schlage sich in dieser Teildisziplin „sehr gut“ und lasse sogar das Dunlop-Modell auf Platz drei hinter sich, heißt es weiter. Nur der Pirelli-Reifen präsentierte sich demnach noch besser oder – wie es heißt – „wunderschön“ beim Nasshandling und wird schlussendlich als „Topreifen auf Nässe“ bezeichnet. Punktezahlen werden für diese Teilabschnitte auf nasser Fahrbahn freilich ebenso wenig geliefert wie bei der Abschlusstabelle mit der Gesamtreihenfolge der angetretenen Kandidaten. Hier erfährt der Zuschauer lediglich, dass der Nokian-Reifen wegen seines nicht mehr einholbaren Vorsprungs aus den Schneewertungen letztlich Sieger des Vergleiches wird und die Pirelli- und Apollo-Modelle auf die Plätze zwei und drei verweist. Als Vierter und Fünfter kommen bei Auto Mobil der Dunlop- und der Vredestein-Reifen über die Ziellinie. Den beiden Ersten (Nokian/Pirelli) wird zudem das Prädikat „sehr empfehlenswert“ verliehen, der Rest des Wettbewerbsfeldes wird als „empfehlenswert“ bezeichnet. „In Schnee oder Eis ist der Nokian also nicht zu schlagen. Wer im Winter aber nur mit Nässe und Kälte zu tun hat, fährt mit Apollo und Pirelli am besten“, so das Fazit der Tester, das einmal mehr symptomatisch für weite Teile dieses Produktvergleiches ist: Von Messfahrten auf Eis war nämlich zuvor an keiner Stelle des Berichtes die Rede – Test-as-test-can eben. christian.marx@reifenpresse.de
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