Umfirmierung: Ellerbrock heißt ab sofort Marangoni
Über 20 Jahre, nachdem Marangoni und Ellerbrock den Grundstein für ihre gemeinsame Zukunft gelegt haben, setzen die Italiener jetzt ihre europäischen Integrationsbemühungen mit dem nächsten Schritt fort: Die Ellerbrock Reifenrunderneuerungs-Technologie GmbH firmiert seit Anfang September als Marangoni Retreading Systems Deutschland GmbH. Wie Vertreter des Unternehmens im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG betonen, gehe es „lediglich“ um eine Umfirmierung. Das operative Geschäft solle sich durch die Streichung des Namens Ellerbrock nicht verändern. Der Konzern und der Runderneuerungsmarkt müssen damit Abschied nehmen von einer fest etablierten Unternehmensmarke, die auch im europäischen Ausland über die Jahre hin eine große Bekanntheit erlangt hat. Beim italienischen Runderneuerungskonzern ist man sich indes sicher, für die Konsolidierung der Marken und die Fortführung des Geschäftes unter einer einheitlichen Unternehmensmarke „Marangoni“ in den vergangenen Jahren die erfolgreichen Voraussetzungen geschaffen zu haben.
„Diese Umfirmierung ist ein weiterer entscheidender Schritt im Integrationsprozess unserer deutschen Tochtergesellschaft mit der Marangoni-Gruppe. Zum einen intensivieren wir unsere Präsenz im deutschsprachigen und skandinavischen Markt und zum anderen wollen wir einheitlich die wichtigen neuen Märkte in Osteuropa erschließen“, erklärt dazu Massimo De Alessandri, CEO der Marangoni-Gruppe. Seit dem 1. September heißt die Ellerbrock Reifenrunderneuerungs-Technologie GmbH, die in den 1990er Jahren von der Marangoni-Gruppe übernommen wurde, jetzt Marangoni Retreading Systems Deutschland GmbH. Während man die 1990er Jahre dazu genutzt hatte, erste Gemeinsamkeiten auszuloten, wobei Marangoni und Ellerbrock vielerorts auch bewusst noch im direkten Wettbewerb zueinander standen, hat die Integration beider Firmen im folgenden Jahrzehnt ihren nächsten Schritt getan. Dem Unternehmensnamen Ellerbrock wurde der Zusatz hinzugefügt „A Marangoni Group Company“. Gleichzeitig wurde aber auch das Produktportfolio zunehmend aufeinander abgestimmt, was in der Einführung von Ringtread-Laufstreifen in Deutschland kulminierte. Nun, ein weiteres Jahrzehnt später, folgt der letzte Schritt der stufenweisen Integration beider Unternehmen.
„Die Umbenennung und die Anwendung unseres Firmen- und Markenzeichens seitens der deutschen Gesellschaft bekräftigt die immer wichtigere Beziehung, die sich zwischen unserer Gruppe und Deutschland entwickelt hat, insbesondere in einer Phase, in der sich Deutschland als weitaus wichtigster Markt darstellt und als Zugpferd der wirtschaftlichen Neubelebung unseres Kontinents gilt. Unsere Verbindung nach Deutschland ist in den vergangenen Monaten nochmals deutlich mit dem Kauf der Wenzel Industrie GmbH verstärkt worden, einer Gesellschaft, die von ihrem Standort bei Bremen aus im Industriereifensektor agiert“, unterstreicht Massimo De Alessandri die zunehmende Bedeutung des deutschen Marktes für den italienischen Konzern.
Im laufenden Jahr, so die Prognose, wird die Marangoni-Gruppe einen Jahresumsatz in Höhe von 420 Millionen Euro erzielen können, während dies in 2010 noch 399 Millionen Euro (plus fünf Prozent; 2009: 300 Millionen Euro) waren. Nach Italien mit einem Anteil von 35 Prozent (auf Basis 2010) ist Deutschland für die italienische Marangoni-Gruppe mit einem Anteil von immer noch zehn Prozent am Gesamtumsatz der zweitwichtigste nationale Einzelmarkt. Rund drei Viertel dieser Umsätze in Deutschland wiederum sind der Unternehmenssparte „Retreading Systems“ zuzurechnen, ist einer von Marangoni veröffentlichten Präsentation zu entnehmen, und zu der Sparte zählt eben an zentraler Stelle – neben Betriebsstätten in Italien sowie Nord- und Südamerika – der Materialhersteller Ellerbrock, jetzt Marangoni Retreading Systems Deutschland.
Wie es dazu weiter heißt, gehören dem sogenannten „Ringnet“-Netzwerk vertraglich nicht gebundener Ringtread-Runderneuerungspartner in Deutschland aktuell 25 Runderneuerer an, darunter zahlreiche führende Unternehmen der Branche. Insgesamt, so Marangoni weiter, beliefere man „60 aktive Kunden“ in Deutschland, was nahezu 100 Prozent aller noch bestehenden Runderneuerer in Deutschland entspricht.
Die Führungsriege der italienischen Marangoni-Gruppe und ihrer deutschen Töchter erläutertern jetzt im Rahmen einer Presseveranstaltung in Henstedt-Ulzburg, warum die Umfirmierung von Ellerbrock in Marangoni an der Zeit war und bei weiteren Expansionsbemühungen in Europa helfen soll
Im vergangenen Jahr konnte Marangoni weltweit rund 2,5 Millionen Laufstreifen vermarkten, 1,3 Millionen davon waren Ringlaufstreifen. Bei einer weltweiten Produktion von rund 50 Millionen Kaltrunderneuerten (hinzu kommen noch rund zehn Millionen Heißrunderneuerte weltweit) sind Marangoni dabei also rund fünf Prozent Marktanteil weltweit zuzurechnen. Wie allerdings Giuseppe Ferrari, Geschäftsführer des weltweiten Geschäftsbereiches „Retreading Systems“ und zusammen mit Matthias Leppert auch Geschäftsführer von Marangoni Retreading Systems Deutschland, betont, stehe man lediglich im Wettbewerb um Anteile in dem Markt für „Qualitätsrunderneuerungen“. Während dieser Teil des Marktes im so wichtigen NAFTA-Raum (rund 17,5 Millionen Runderneuerte) und in Europa (6,6 Millionen Runderneuerte) jeweils rund 80 Prozent ausmacht, sind es in Lateinamerika (10,2 Millionen Runderneuerte) nur noch in etwa 60 Prozent; in China und Indien (10,8 bzw. sechs Millionen Runderneuerte) umfasst der Markt für Qualitätsrunderneuerungen den Berechnungen Marangonis zufolge hingegen nur noch etwa fünf Prozent der jeweiligen Gesamtmärkte.
Insgesamt, so rechnet Giuseppe Ferrari vor, sind 25 der 60 Millionen weltweit kalt- und heißrunderneuerten Lkw-Reifen dem Qualitätssegment zuzurechnen, so dass Marangoni in diesem Segment nach eigener Rechnung auf einen Marktanteil von weltweit zehn Prozent kommen dürfte. Hier dürften sich die umfangreichen Expansionsbemühungen der vergangenen zehn Jahre mit neuen Präsenzen in Brasilien und den USA durchaus positiv bemerkbar gemacht haben. Auf dem deutschen Markt kommt Marangoni Retreading Systems Deutschland mit dem Verkauf von Runderneuerungsmaterialien eigener Aussage zufolge auf einen Marktanteil von 20 Prozent; in ganz Europa wiederum seien dies noch rund 15 Prozent.
„Die Nutzung unseres Namens für die in Deutschland produzierten und in ganz Europa verkauften Artikel erlaubt uns auf der einen Seite, den Globalisierungsprozess unseres Warenzeichens im Runderneuerungssektor fortzusetzen und auf der anderen Seite die traditionell als innovativ bekannte Marke Marangoni mit den Eigenschaften des ‚Made in Germany’ zu bereichern. Eigenschaften, die bereits in der Vergangenheit zur Entwicklung der deutschen Gesellschaften auf dem Weltmarkt beigetragen haben.“
Der neue Firmenname Marangoni Retreading Systems Deutschland GmbH geht mit der weiteren Ausweitung des Vertriebes der Gesellschaft einher, die durch ihren Sitz in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg von der geografischen Lage profitieren könne. Von dort aus kann sie den deutschsprachigen Markt ebenso wie die skandinavischen und osteuropäischen Länder bis hin nach Russland bedienen. Dass man sich vor diesem Hintergrund bei der Umfirmierung für den deutschsprachigen Begriff „Deutschland“ anstelle des international wohl geläufigeren Begriffs „Germany“ entschieden hat, ist der Bedeutung des deutschen Marktes in der von Ellerbrock schwerpunktmäßig betreuten Region geschuldet. Die Entscheidung über diese Bezeichnung habe man den Verantwortlichen bei Ellerbrock überlassen, heißt es vonseiten Marangonis.
Das Werk von Marangoni Retreading Systems Deutschland in Henstedt-Ulzburg verfügt über eine Fläche von etwa 26.500 m² für Produktion und Verwaltung; zum Betrieb gehört außerdem ein etwa 13.500 m² großes Logistikzentrum, das Platz für 6.000 Europaletten bietet. Aktuell kann Marangoni in seiner deutschen Produktionsstätte rund 5.500 Tonnen an herkömmlichen Laufstreifen, 2.000 Tonnen an Ringlaufstreifen sowie 1.500 Tonnen an Bindegummi pro Jahr herstellen. Da aktuell die Betriebsstätte weitestgehend ausgelastet ist, plant Marangoni in den beiden kommenden Jahren umfangreiche Investitionen in Deutschland. Wie es dazu auf Nachfrage der NEUE REIFENZEITUNG heißt, wolle man rund sechs Millionen Euro in eine zweite vollautomatische Alpha-Ring-Fertigungssttraße (wird Anfang 2013 in Betrieb gehen) sowie einen zweiten Mischer investieren, der indes nur halb soviel Kapazität haben wird wie der bereits am Standort installierte Mischer.
In der Produktion in Henstedt-Ulzburg werden heute nicht nur „Ringtread“-Ringlaufstreifen gefertigt, sondern weiterhin auch Laufstreifen der in Deutschland renommierten Produktmarke „Profil Liner“ („PRL“), die für die traditionelle Kaltrunderneuerung genutzt werden „und schon seit vielen Jahren das Spitzenprodukt der deutschen Gesellschaft darstellen“. An den Produktmarken „Profil Liner“ und „Kontur“ soll sich durch die Umfirmierung nichts ändern.
Neben Ferentino bei Rom betreibt die Marangoni-Gruppe einen weiteren wichtigen Standort zur Herstellung von Kaltrunderneuerungsmaterialien: Henstedt-Ulzburg bei Hamburg (Foto)
In Henstedt-Ulzburg arbeiten derzeit rund 120 Menschen, wobei etwa 80 davon der Produktion zuzurechnen sind und die verbleibenen 40 der Verwaltung und dem Vertrieb. arno.borchers@reifenpresse.de
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