ETRMA-Reifentest: Elf Prozent überschreiten PAK-Genzwerte
Der europäische Reifen- und Gummiherstellerverband ETRMA (European Tyre & Rubber Manufacturers’ Association) schlägt Alarm: Nachdem bei Tests von 110 Reifen 45 verschiedener Marken festgestellt wurde, dass elf Prozent der überprüften Produkte nicht die in der EU vorgeschriebenen Grenzwerte für sogenannte polyzyklisch aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) einhalten, wird nun befürchtet, dass „Millionen importierter Reifen“ möglicherweise nicht der dahinter stehenden REACH-Verordnung entsprechen. Denn bei den zwölf durchgefallenen Reifen von neun verschiedenen Marken soll es sich samt und sonders um solche aus chinesischer Produktion gehandelt haben. „Elf Prozent sind Grund zur Sorge. Es nimmt erschütternde Ausmaße an, wenn man bedenkt, dass etwa 100 Millionen Reifen jährlich in die EU importiert und auf den Markt gebracht werden“, erklärt Dr. Francesco Gori, Präsident der ETRMA. Die Ergebnisse der mehrmonatigen ersten ETRMA-Tests könnten seiner Ansicht nach „sehr gut nur die Spitze des Eisbergs sein“. Selbst wenn stark PAK-haltige Öle in Verdacht stehen, möglicherweise krebserregend zu sein, deshalb seit 1. Januar 2010 entsprechende Grenzwerte für Reifen gelten und sie überschreitende Produkte innerhalb der EU seither eigentlich gar nicht mehr verkauft werden dürfen, so geht der Verband dennoch nicht davon aus, dass von den beanstandeten Reifen eine unmittelbare gesundheitliche Gefährdung ausgeht. Vielmehr bereitet dem ETRMA eigenen Worten zufolge die Durchsetzung von REACH und zukünftiger Gesetzgebungen zur Erhöhung der Sicherheit in Bezug auf Reifen Sorge.
Bei den zwölf durchgefallenen Reifen von neun verschiedenen Marken handelt es sich laut ERTMA samt und sonders um solche aus chinesischer Produktion
„Wenn man zulässt, dass Hersteller und Importeure derzeitige Gesetzgebung ignorieren, beeinträchtigt dies vermutlich ebenso die Wirksamkeit zukünftiger Gesetzgebung wie die über Kennzeichnung von Reifen, die 2012 in Kraft tritt“, erklärt Dr. Gori. „Die Nichteinhaltung der Kennzeichnungsgesetzgebung könnte dazu führen, dass Verbraucher getäuscht werden, minderwertige Reifen mit mangelhaften Leistungseigenschaften zu kaufen“, befürchtet er. Eine Gefahr, die im Zusammenhang mit Reifen aus europäischer Produktion offenbar nicht gesehen wird. Schließlich hätten die meisten Reifenhersteller in der EU und weltweit ja auch schon den Übergang zur Herstellung mit schwach PAK-haltigen Ölen abgeschlossen und entsprächen daher vollumfänglich der EU-Verordnung. „Alle in der EU hergestellten Reifen erwiesen sich als REACH-konform,“ stellt Gori fest und verweist zugleich auf die dafür getätigten „beträchtliche[n] Investition[en] von mehr als 100 Millionen Euro“ der ETRMA-Mitglieder. Insofern treibt die Interessenvertretung der europäischen Reifenhersteller wohl auch eine mögliche Wettbewerbsverzerrung um, wenn nicht gesetzeskonforme Produkte trotzdem weiter im Markt erhältlich sind.
Vor dem Hintergrund der Ergebnisse ihres ersten Prüfprogramms fordert die ETRMA daher die Behörden der EU und der Mitgliedstaaten ein weiteres Mal auf, Prüf- und Durchsetzungsmaßnahmen zu intensivieren und zu verbreiten. So wie dies beispielsweise für Großbritannien bereits angekündigt worden sei, um sicherzustellen, dass das Vermarktungsverbot bezüglich stark PAK-haltiger Öle in Reifen gemäß der EU-Gesetzgebung eingehalten wird. „ETRMA und seine Mitglieder haben die gesamte Bandbreite der EU-Verordnungen bezüglich der Reifenindustrie begrüßt; Verordnungen, die von unseren Mitgliedern signifikante Investitionen in Bezug auf deren Einhaltung verlangten. Daher fordern wir, dass einem klar festgelegten, kohärenten und koordinierten Marktüberwachungsprogramm, das gleiche Bedingungen für alle Reifenhersteller sicherstellt, dringend Aufmerksamkeit gewidmet wird. Gesetzgebung ohne wirksame Folgemaßnahmen und Durchsetzung schadet. Zuzulassen, dass nicht ordnungsgemäße Reifen in die Europäische Union eingeführt werden, untergräbt nicht nur die Glaubwürdigkeit der EU-Gesetzgebung, sondern erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass Verbraucher getäuscht werden und minderwertige oder illegale Reifen als anderen gleichwertige ausgegeben werden“, meint der ETRMA-Präsident. cm
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