Drei auf einen Streich – Neue Dunlop-Motorradreifen für Straße und Gelände
Ungeachtet aller Krise hat Dunlop gleich drei neue Motorradreifen vorgestellt: einerseits den Nachfolger des Hypersportmodells „Qualifier“, der an dem Namenszusatz „II“ zu erkennen ist, sowie andererseits in Form der „MX 51“ und „MX 31“ genannten Typen zwei Pneus für den Geländeeinsatz. Eingeladen auf die konzerneigene Teststrecke im französische Mireval hatte man dazu 130 Pressevertreter aus 15 Ländern Europas. „In Sachen Motorradreifen kann man das vergangene Jahr für Dunlop als ein gutes bezeichnen. Wir haben unseren Umsatz in Europa um sieben Prozent steigern können. Und für 2009/2010 haben wir große Pläne“, so Sanjay Khanna, Geschäftsführer Motorradreifen bei Goodyear Dunlop Europe. Gleichwohl wird 2009 seinen Worten zufolge angesichts der derzeitigen Konjunkturlage wohl ein schwieriges Jahr werden, wobei man sich mithilfe der neuen Produkte eine gute Ausgangsposition für die Zeit nach der Krise sichern will.
Für die ersten beiden Monate des laufenden Jahres spricht Khanna auf entsprechende Nachfrage der NEUE REIFENZEITUNG von einem Absatzrückgang bei Motorradreifen in der Größenordnung von 30 Prozent in Europa. „Allerdings führen wir dies eher auf Lagerbereinigungseffekte des Handels vor dem eigentlichen Start der Saison zurück. Für das Gesamtjahr gehen wir von einem Absatzminus zwischen zehn und 15 Prozent aus“, verdeutlicht Khanna, was man bei Dunlop unter einem schwierigen Jahr versteht. Nichtsdestotrotz erhofft sich der Hersteller, dank der neuen Produkte seine Marktposition trotz dieser eher widrigen Marktbedingungen festigen bzw. noch auszubauen zu können. „Unser Ziel ist es, die Nummer eins bei Radialreifen und die Nummer zwei bei Motorradreifen insgesamt zu werden“, erklärt Khanna.
Derzeit sieht sich Dunlop in Bezug auf den Motorradreifenmarkt – wie er auf Rückfrage sagt – in Europa „unter den ersten Dreien“, wobei er jedoch darauf hinweist, dass dies in einzelnen Ländern der Region durchaus anders sein könne. Als ein Beispiel dafür kann man getrost Deutschland erwähnen, denn hierzulande geben die Marktanteile definitiv keine Top-drei-Position her. „Im deutschen Markt ist die Situation eine andere. Wir haben uns hier bewusst aus manchen Segmenten zurückgezogen. Beispielsweise hat der ‚Qualifier’ in Deutschland teilweise nicht so gute Kritiken bekommen, sodass es keinen Sinn gemacht hätte, ihn weiter im Markt zu pushen“, meint Khanna. Gewissermaßen habe man also auf das richtige Produkt gewartet, ergänzt er mit Blick auf den jetzt vorgestellten Nachfolger „Qualifier II“, in den Dunlop große Erwartungen setzt.
Im Zuge der Entwicklung des neuen Reifens hat sich nicht nur mittels sogenannter Fokusgruppen bei bis zu 50 europäischen Motorradfahren umgehört, was sie von einem Reifen für das Hypersportsegment erwarten, sondern man hat dabei auch einen analogen und offenbar zudem erfolgreichen Ansatz (siehe Kastentext) wie bei dem Tourensportreifen „Roadsmart“ verfolgt. Emmanuel Robinet, Forschungs- und Entwicklungsdirektor Motorrad-/Motorsportreifen bei Goodyear Dunlop Europe, fasst dies unter dem Begriff „Combined Technology Approach“ zusammen. Ausgehend von dem Vorgängermodell und dessen Leistungseigenschaften bzw. „Key Tire Performances“ – wie Robinet sagt – wurden zusammen mit den sogenannten als „Key Tire Chararcteristics“ bezeichneten Anforderungen letztlich die grundlegenden Entwicklungs- und Konstruktionsfaktoren festgelegt. „Unter den ‚Key Design Factors’ verstehen wir solche Dinge wie die Kontur, Profilgestaltung, Mischungsspezifikation usw.“, erklärt der Entwickler.
Dabei geht es dem Hersteller eigenen Angaben zufolge nicht darum, ein perfektes Produkt nur hinsichtlich eines einzelnen Parameters wie etwa Grip zu entwickeln, sondern vielmehr eines, das in allen wichtigen Disziplinen punkten kann. „Wie für alle anderen Hersteller ist es auch für uns relativ einfach, einen Reifen allein hinsichtlich des besten Grips oder in Richtung hoher Laufleistungen zu optimieren. Aber die Kunst besteht darin, alle Anforderungen gleichzeitig realisieren zu können“, meint Robinet. Der neue „Qualifier II“, der laut Khanna in Konzernwerken in Japan und Frankreich gefertigt wird, soll dabei in allen Disziplinen gegenüber seinem Vorgänger zugelegt haben. Er biete Supersportfahrern demnach eine exzellente Kombination aus Nass- und Trockenhaftung, wobei er – so Dunlop – diese „Technologieschwerpunkte aus den Elementen des preisgekrönten ‚Roadsmart’“ ziehe. Gemeint damit ist, dass sich bei ihm Details wie beispielsweise etwa eine „MultiTread“ genannte Mehrkomponentenlaufflächenmischung oder die als CTCS (Carcass Tension Control System) bezeichnete Karkasskonstruktion wiederfinden.
Selbst wenn er als konsequente Weiterentwicklung des „D207E“, „D208“ und „Qualifier“ tituliert wird, so ist die Laufflächenmischung des „Qualifier II“ dennoch von dem Rennreifen „D211GP“ abgeleitet. Am Hinterradreifen kommt dabei zur Reifenschulter hin eine weichere Mischung zum Einsatz, die ordentlich Grip in Schräglage gewährleisten soll. Mit der vergleichsweise härteren Mischung in der Mitte der Lauffläche verbindet Dunlop ein Plus an Laufleistung. Am Vorderradreifen verwendet Dunlop demgegenüber nur eine Gummimischung. „Dank seiner ‚MultiTread’-Technologie zeichnet sich der ‚Qualifier II’ auch bei besonders sportlicher Gangart durch maximalen Grip sowie exzellente Traktion aus und überzeugt zudem durch besonders hohe Nasshaftung. Er präsentiert sich als ein Supersportreifen, der dem Fahrer ein stets sicheres Fahrgefühl, gute Rückmeldung und eine vertrauenerweckend hohe Kurvenstabilität vermittelt“, sagt der Hersteller, der mit der laufrichtungsorientierten Profilgestaltung des Reifens einer reduzierte Neigung zur Sägezahnbildung verbindet.
Durch den Einsatz neuer Laufflächenmischungen soll sich darüber hinaus das Temperaturfenster deutlich vergrößert haben, in dem der Supersportreifen optimal funktioniert. Selbst rutschige bzw. nasse Fahrbahnen sollen den „Qualifier II“ nicht vor unlösbare Aufgaben stellen. Dies führt Dunlop auf ein optimiertes Mischverfahren und eine neue, höchst dispergierbare Silica-Art, durch die eine bessere Verbindung mit den Polymeren erzielt werden könne, sowie auf ultrafeine Rußpartikel in der Gummimischung zurück. Des Weiteren werden die kürzeren Aufwärmphasen bei niedrigen Umgebungstemperaturen, verbesserte Nass- und Trockenhaftung sowie eine gute Hochgeschwindigkeitsstabilität und eine höhere Verschleißfestigkeit ebenso auf den Einfluss der Mischung zurückgeführt wie die optimierte Bodenaufstandsfläche beim Kontakt mit der Fahrbahn, die dem Fahrer eine perfekte Rückmeldung vermitteln soll.
Unterstützend wirkt diesbezüglich CTCS: Diese Technologie ermöglicht es Dunlop, die Spannung innerhalb der Karkasse zu variieren, sodass sich Belastungen im Reifen optimal verteilen können. Dadurch werde aber nicht nur die Kontaktfläche zur Fahrbahn verbessert, sondern zugleich noch die Seitenstabilität erhöht, sagt der Reifenhersteller. „Der Fahrer profitiert von einer besseren Eigendämpfung des Reifens, einer größeren Kontaktfläche besonders in Schräglagen sowie insgesamt verbesserten Fahreigenschaften. Haftungsvermögen und Stabilität des neuen ‚Qualifier II’ liegen auch in schnellen Kurvenpassagen auf besonders hohem Niveau“, erläutert Robinet die Auswirkungen all dessen in der Praxis. Wie beim „Roadsmart“ habe man bei dem Supersportreifen den Fokus bei der Konstruktion auf permanent gutes Feedback, exaktes Handling und hohes
Gripniveau auf nasser Straße gelegt, bringt er die Designziele bei der Entwicklung des Neuen auf einen Nenner, der seit März in den Größen 130/70 ZR16, 120/60 ZR17, 120/70 ZR17, 160/60 ZR17, 170/60 ZR17, 180/55 ZR17, 190/50 ZR17, 190/55ZR17 sowie 200/50 ZR17 erhältlich ist.
In Mireval hat Dunlop aber nicht nur den „Qualifier II“ vorgestellt, sondern auch zwei Motocrossreifen, die gleichfalls zu Beginn dieser Saison auf den Markt gekommen sind. Das „Geomax MX51“ genannte Modell für mittelschwere Böden soll den „D756“ in der Produktpalette des Herstellers ersetzen, wobei der Neue seinem Vorgänger hinsichtlich aller Leistungskriterien überlegen sein und zudem noch eine höhere Laufleistung mitbringen soll. Der „Geomax MX31“ wird demgegenüber als Nachfolger des „D773” beschrieben und wird Dunlop zufolge auf weichen Untergründen wie Sand oder Schlamm neue Maßstäbe zu setzen wissen. „Das Motocrosssegment ist ein wichtiges für uns, denn Dunlop engagiert sich innerhalb Europas bei vielen Meisterschaften“, weiß Sharon Antonaros, Vertriebs- und Marketingdirektor Motorradreifen für die Region EMEA (Europe, Middle East, Africa) bei Goodyear Dunlop, die Nähe zum Motorsport hervorzuheben. Und das nicht ohne Grund. Denn zum einen sind in die Konstruktion die Erfahrungen aus dem Motorsport eingeflossen sowie zum anderen hat das Entwicklerteam Prototypen der beiden neuen Modelle im Vorfeld unter extremen Rennbedingungen durch Profifahrer aus der Dunlop-AMA Supercross- und Motocrossserie testen lassen.
Damit sollten die Motocrossreifen schon vor ihrer Markteinführung „bis ans Limit“ erprobt werden. Zumal – wie der Hersteller selbst sagt – die Vertreter der aktuellen „Geomax“-Generation insbesondere für extrem engagierte Motorradfahrer im Motocrossbereich entwickelt wurden. Deswegen verfügen sowohl der „MX51“ als auch der „MX31“ über eine patentierte „Geomax“-Reinforced-Profilgestaltung, die durch breite Stege zwischen den Stollen charakterisiert ist. „Mit dem neuen Design konnte die Performance insbesondere hinsichtlich Handling und Haltbarkeit enorm verbessert werden“, heißt es über die beiden Reifenmodelle, die das Neuheitentrio in der Dunlop-Motorradreifenpalette komplettieren. Vorerst jedenfalls – denn Antonaros hat zwischen den Zeilen bereits angedeutet, dass der Hersteller in diesem Jahr durchaus möglicherweise noch nachlegen wird. Was genau es damit auf sich haben könnte, hat freilich noch nicht verraten. Aber schon Khanna hatte ja durchblicken lassen, dass man sich so einiges für dieses und das kommende Jahr vorgenommen hat.
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