Bridgestone und Fiege sind seit 30 Jahren Partner
Als der Reifenumsatz von Bridgestone Ende der 70er-Jahre in Deutschland und Europa neue Dimensionen erreichte, stellte sich auch die Frage nach einer entsprechenden Organisations- und Verteilungsstruktur. 1976, bei der Gründung der Bridgestone Reifen GmbH in Hamburg, war bereits jeder fünfzigste Container im Hamburger Hafen mit Produkten von Bridgestone bestückt. Doch der Reifenhersteller wollte sich uneingeschränkt auf die Entwicklung und Produktion konzentrieren. Mit Fiege fand Bridgestone 1978 einen Partner, dem genügend kreatives Potenzial beigemessen wurde, um ein neues Konzept aktiv mitzugestalten und der bereit war, sich den hohen Anforderungen zu stellen, welche weit über herkömmliche Transportaufgaben hinausgingen.
Heute verantwortet das Familienunternehmen aus dem Münsterland die komplette europäische Reifenlogistik des Konzerns. Die Partnerschaft zwischen dem großen japanischen Reifenhersteller und dem Kontraktlogistiker mit Stammsitz im kleinen Greven hat über die Jahre hinweg sogar an Profil gewonnen. Allein von Hamburg aus bedient Fiege täglich bundesweit 35 sogenannte Kopfstationen. Bridgestone liefert seine Produkte nur bis an die Eingangsrampen, alles andere – von der Kommissionierung bis zur Auslieferung an die einzelnen Händler – liegt dann in den Händen des Logistikers.
Täglich bis zu 20.000 Reifen
Wer die riesige Lager- und Umschlagshalle in Hamburg betritt, sieht auf den ersten Blick nur Schwarz – 450.000mal Schwarz. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich diese Masse an Gummi als eine äußerst präzise sortierte Angelegenheit. Gut 30.000 der insgesamt 80.000 Quadratmeter stehen Bridgestone hier zur Verfügung. In den Hochregalen stapeln sich Reifen mit verschiedenen Durchmessern, Dicken und Profilen für Pkw und Allradfahrzeuge, leichte Transporter sowie schwere Lkw und Busse.
Bis zu 20.000 Reifen rollen täglich ins Innere der riesigen Halle, und ebenso viele verlassen das Gebäude wieder. Die eingehende Ware wandert direkt auf so genannte Corletten. Die Spezialgestelle erinnern an überdimensionierte Fahrradständer und können in zwei Lagen bestückt werden. Jeweils fünf Corletten passen übereinander und türmen sich auf eine Gesamthöhe von zirka acht Metern. „Nach ganz oben kommen nur unsere Schubmaststapler“, erklärt der Abteilungsleiter der Reifenlogistik, Dirk Brümmer, „für größere Kaliber wie Agrarreifen stehen Klammerstapler zur Verfügung, die den Reifen fest in die Zange nehmen können.“
Doch neben den EM-Reifen, die in einem speziellen Bereich der Halle gelagert werden, wirkt ein Traktorreifen wieder relativ winzig. Die schwarzen Ungetüme für die riesigen Erdbewegungsmaschinen sind bis drei Meter hoch und bringen bis zu 300 Kilogramm auf die Waage. Gepackt werden die dicken Dinger mit Spezialstaplern. Die Fahrzeuge sind mit Spitzen bestückt, die in das Zentrum des Reifens geführt werden. Dem entsprechend kommen für die größten Exemplare beim Weitertransport Transportfahrzeuge in XXL zum Einsatz. Allein die komplette Reifenpalette für Erdbewegungsmaschinen umfasst etwa 50 verschiedene Profile, sowohl Radial- als auch Diagonalreifen.
Katalogisiert bis zur letzten Profilrille
Insgesamt hat Bridgestone in Deutschland gut 6.000 unterschiedliche Reifenausführungen auf dem Markt. Um bei diesem Riesensortiment immer in der Spur zu bleiben, ist jeder Artikel bis zur letzten Profilrille katalogisiert. Herzstück des „Material Flow Control System“ (MFCS) ist eine Leitzentrale, die sämtliche Abläufe von der Anlieferung über die Lagerung bis zur Weiterverteilung steuert. Über Datenschnittstellen kommen die Aufträge von den Bridgestone-Systemen aus Brüssel und landen schnell auch bei den Staplerfahrern.
Kommissionierlisten aus Papier gibt es hier nicht mehr, alle Stapler werden per Radio Frequency (RF) gesteuert. Die Fahrer bekommen ihre Aufträge direkt auf einen Bildschirm im Fahrzeug, der sie über die genaue Lagerposition und Menge informiert. Teilweise werden die Chargen auf einem integrierten Drucker mit Labeln versehen. Neben diesem Service gehört das Aufziehen von Felgen zu den zusätzlichen Dienstleistungen rund um den Reifen. „Auf dem skandinavischen Markt sind wegen der strengen Witterungsverhältnisse im Winter Spikes besonders gefragt“, so der Fiege-Regionalleiter Nord, Marcel Vogler. „Die entsprechende Bestückung der Reifen liegt dort auch in unseren Händen.“
Hohe Flexibilität – ständige Verfügbarkeit
Das Mega Center in Hamburg Moorfleet, das deutlich sichtbar direkt an der Autobahn A1 liegt, ist nur eine Komponente im europäischen Vertriebsnetz von Bridgestone. Von hier kann innerhalb von 24 Stunden der gesamte deutsche Markt und Dänemark bedient werden. Während der Hamburger Stützpunkt die Versorgung der nordeuropäischen Regionen sicherstellt, werden vom Lager- und Distributionscenter in Lahr ganz Süddeutschland und das Elsass versorgt. Mit dem Fiege Mega Center im tschechischen Bor hat Bridgestone entsprechend seiner paneuropäischen Strategie das Distributionsnetz für die Reifenlogistik noch enger geknüpft.
Der neue Standort, rund 20 Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze entfernt, hat im Vergleich mit dem Hamburger Center noch einige Umdrehungen mehr zu bieten. Hier stehen Bridgestone 70.000 Quadratmeter Fläche mit einer Lagerkapazität von über einer Million Reifen zur Verfügung. Rund hundert Mitarbeiter sorgen mit einer ausgeklügelten Informationstechnologie für eine logistische Bearbeitung der rund 2.200 verschiedenen Artikel. Von Bor aus werden komplette Lastzüge in die regionalen Bridgestone-Betriebszentren in Polen, Italien, Ungarn, Rumänien, Belgien, Deutschland und Österreich geschickt. Für den tschechischen und teilweise den deutschen Markt treffen Bestellungen bereits am Folgetag beim Empfänger ein. Der Lagerumschlag in der tschechischen Dependance beträgt in diesem Jahr bis zu neun Millionen Reifen.
Auf der Basis des heutigen Logistik-Netzwerkes kann Bridgestone trotz der enormen Umschlagsmenge in Deutschland und Europa ein Höchstmaß an Flexibilität sowie die ständige Verfügbarkeit aller Reifenprodukte sichern – vor allem auch bei witterungsbedingten Nachfrageschwankungen.
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