Bridgestone bringt Firestone-Marken-Relaunch voran
Das neue Mehr-Marken-Konzept des Bridgestone-Konzerns für Europa nimmt immer mehr konkrete Formen an. Da der Hersteller seine Marke Firestone klar im mittleren Markt- bzw. Preissegment positioniert und dort mit aktuellen Produkten und einem neuen, auf jüngere Endverbraucher ausgelegten Marketing punkten will und darunter außerdem die Marken Dayton – wird exklusiv über First-Stop-Betriebe vertrieben – und seit Neuestem auch wieder die Marke Seiberling anbietet, verfügt der japanische Konzern im DACH-Markt nun über ein umfassendes Mehr-Marken-Portfolio. Insbesondere die Marke Firestone erfährt dabei einen umfassenden Relaunch, wie die NEUE REIFENZEITUNG Ende vergangener Woche anlässlich einer Produktvorstellung erfuhr.
Die Marke Firestone gehört mithin zu den geschichtsträchtigsten Marken der Branche. Harvey Firestone gründete den Reifenhersteller bereits 1900 und verstand seine Freundschaft zu Automobilpionier Henry Ford ab 1904 – erste Firestone-Reifen wurden 1906 geliefert – dazu zu nutzen, zu einem der größten Industriellen der USA seiner Zeit aufzusteigen. Als die Marke dann 1988 von der Bridgestone Corp. übernommen wurde, um den Japanern insbesondere in den USA möglichst schnell eine Markt- und Produktionspräsenz und ein verlässliches Vertriebsnetzwerk zu bieten, geriet Firestone in Europa etwas aus dem Fokus; der japanische Reifenhersteller musste sich hierzulande vielmehr auf den Aufbau seiner Erstmarke Bridgestone konzentrieren, was Mitte der 1990er Jahre spätestens durch die Fusion der jeweiligen Vertriebsgesellschaften (in Deutschland fand dies 1995 statt) ihren konkreten Ausdruck fand.
Auch wenn die Marke Firestone weiterhin im Portfolio des Bridgestone-Konzerns für Europa eine wichtige Rolle spielte, kann man mit Recht behaupten: Firestone-Reifen – lange Zeit sogar Erstausrüstungsreifen in Europa – waren lange Jahre bestenfalls ‚Reifen für die Nachlauf- und nicht für die Antriebsachse’, wenn ein solches Bild erlaubt ist. Lange Produktzyklen und minimaler Marketingeinsatz gehörten dazu.
Dies soll sich nun aber ganz bewusst ändern, wie Verantwortliche des Unternehmens – allen voran Bridgestones Europachef Franco Annunziato – bei verschiedenen Gelegenheiten bereits gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG erklärt hatten. Anlässlich einer Produktvorstellung Ende vergangener Woche erläuterte nun Peter Gulow, Director Consumer Products Bridgestone DACH, wie es mit der Marke Firestone im Bridgestone-Konzern in Europa und hier insbesondere in Deutschland weitergehen soll.
Die Neuausrichtung der Marke Firestone und ihre neue Einsortierung in das Mehr-Marken-Konzept des japanischen Herstellers für Europa basiert dabei auf zwei zentralen Entscheidungen. Einerseits will Bridgestone wieder kontinuierlich in das Firestone-Produktsortiment investieren, und dabei geht es hier zunächst ausschließlich um Pkw-Reifen, und will außerdem die Marke als solche „revitalisieren“.
Neue Firestone-Produkte
Bereits im vergangenen Jahr hatte Bridgestone erstmals seit Längerem einen neuen Firestone-Reifen eingeführt: den Destination HP. Der robuste SUV-Reifen wird in über 20 Größen zwischen 15 und 17 Zoll angeboten und soll außerdem ab dem kommenden Jahr einen Bruder für den Einsatz im Winter erhalten. Nun hat das Unternehmen auch für Pkws einen neuen Sommer-Allrounder vorgestellt: den Multihawk 2. Der Reifen für Klein- und Kompaktwagen wird in 36 Größen für 13 bis 15 Zoll große Räder und mit „einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis“ angeboten, sodass mehr als 95 Prozent der Nachfrage in der EU im Klein- und Kompaktsegment abgedeckt werden können. Der Multihawk 2 biete „einen günstigeren Kraftstoffverbrauch, noch mehr Sicherheit bei Nässe und ein angenehmeres, entspannteres Fahrverhalten“, verspricht der Hersteller.
Noch größere Stücke indes, als auf den Destination HP und den neuen Multihawk 2, hält man bei Bridgestone unterdessen auf den neuen Ganzjahresreifen Firestone Multiseason, der ebenfalls dieser Tage in den Handel kommt. Dabei ist der Multiseason nicht nur ein neuer Firestone-Reifen, sondern Bridgestone bekennt sich damit auch ganz bewusst und öffentlich zu dem Segment der Ganzjahresreifen. Während Bridgestone selber bereits seit 2012 den A001 Weather Control im Sortiment führt, ohne ihn indes in den Mittelpunkt seiner Vermarktungsaktivitäten zu rücken, will man nun mit dem neuen Firestone-Ganzjahresreifen Multiseason insbesondere im mittleren Markt- bzw. Preissegment ganz gezielt auf Endverbraucherjagd gehen und das neue Produkt auch entsprechend positionieren und bewerben; der Multiseason ist der erste Firestone-Ganzjahresreifen überhaupt.
Es ist den Bridgestone-Verantwortlichen natürlich nicht entgangen, dass es insbesondere der Markt für Ganzjahresreifen ist, dem viele ein deutlich überdurchschnittliches Wachstum in den kommenden Jahren in Europa zutrauen. Berechnungen des japanischen Herstellers zufolge werde dieses Marktsegment bis 2020 europaweit jährlich um 17 Prozent wachsen, sich also binnen fünf Jahren mehr als verdoppeln. Folglich steht der europäische Ganzjahresreifenmarkt 2015 bei einem Volumen von gut neun Millionen Reifen, wovon der bereits weit entwickelte deutsche Markt nach Schätzungen dieser Zeitschrift in etwa noch 60 Prozent ausmachen sollte. „Das Bedürfnis nach einfacherem Gebrauch und die kontinuierliche Suche nach mehr Sicherheit wird die Nachfrage nach besten Ganzjahresreifen auf Kosten von traditionellen Sommer- und Winterreifen beeinflussen“, erläuterte Sebastian Grimm, Teamleader Technical Service Center von Bridgestone DACH anlässlich der jüngsten Produktvorstellung. Außerdem gehen die Verantwortlichen davon aus, dass es insbesondere das mittlere Markt- bzw. Preissegment sein wird, das überdurchschnittlich wachsen wird in Europa und das den Bridgestone-Schätzungen zufolge noch in diesem Jahr die Premium- und Budgetsegmente als wichtigstes für Ganzjahresreifen ablösen wird. Beim japanischen Reifenhersteller rechnet man damit, dass gerade das mittlere Segment jährlich um 40 Prozent wachsen wird. Zur Erinnerung: Das Segment der Ganzjahresreifen insgesamt soll ‚lediglich’ um 17 Prozent jährlich wachsen. Folglich mache es zu allererst Sinn für einen Hersteller mit Mehr-Marken-Konzept, die Marke(n) in eben diesem mittleren Segment mit Ganzjahresreifen zu bestücken.
Der neue Firestone Multiseason ist in 13 bis 16 Zoll in ganz Europa erhältlich. Mit der ersten Welle werden im Juli 2015 neun Größen auf den Markt kommen, im kommenden Jahr wird es dann 16 zusätzliche Größen geben.
Bei der Entwicklung des Multiseason sei man von einem Grundprofil ausgegangen, „das sich bei Nässe und Schnee bewährt hatte. Dank der richtigen Anzahl Rillen für eine effiziente Wasserableitung und der Verwendung der Nano-ProTech-Technologie in der Mischung bietet der Multiseason guten Grip bei Nässe und eine optimierte Aquaplaningsicherheit – große Mengen Wasser werden rasch abgeleitet“, verspricht der Hersteller umfassende Kontrolle. Genauso geeignet sei der Multiseason auf Schnee, was sich nicht zuletzt an der M+S-Markierung sowie insbesondere dem Schneeflockensymbol ablesen lasse. „Dank des richtigen Profils für solide Traktion, Handling und Bremsverhalten bei Frost und Schnee gewährleistet der Multiseason, dass der Fahrer unter allen Wetterbedingungen an seinem Ziel ankommt. Trotz der starken Performance bei Nässe und winterlichen Bedingungen werden aber keine Kompromisse hinsichtlich des Fahrvergnügens im Alltag eingegangen.“
Revitalisierte Marke
Die zweite Entscheidung die Neuausrichtung der Marke betreffend ist die zu deren Revitalisierung über Sponsoring- und Werbemaßnahmen; in Bad Homburg spricht man in diesem Zusammenhang von der „Firestone-Revival-Kampagne“: „Firestone wird in diesem Jahr mit der ‚Firestone Music Tour’ auf Europas angesagtesten Musikfestivals dabei sein. Als Co-Sponsor von Festivals in Spanien, Deutschland, Frankreich, Polen, Italien und Großbritannien will die Reifenmarke ihre Position als dynamisch, cool und energiegeladen für Junge und Junggebliebene auf dem europäischen Markt bekräftigen“, heißt es dazu vonseiten des Herstellers. Die jetzt startende Kampagne, zu der auch ein Sponsoring des Hurricane-Festivals im niedersächsischen Scheeßel gehörte (fand vom 19. bis 21. Juni statt), sei „der Startpunkt, um die Marke Firestone mit jugendlicher Energie neu aufzuladen“, betonte Peter Gulow, Director Consumer Products Bridgestone DACH. Dieses erste Sponsoring im Rahmen der „Firestone Music Tour“ sei ein „erster Erfolg“ gewesen, so Gulow im Nachgang zum Festival und unterstrich dabei, dass ein entsprechendes Engagement als Marke nun kontinuierlich fortzuführen sei – in Deutschland wie in ganz Europa. arno.borchers@reifenpresse.de
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