Ein Kommentar zum Uniwheels-Börsengang
Der deutsche Mittelstand gilt als Rückgrat unserer Wirtschaft, deutsche Zulieferer als Rückgrat der international so erfolgreichen deutschen Automobilindustrie. Und immer wieder handelt es sich um familiengeführte oder wenigstens im Besitz von Familien befindliche Unternehmen. Insofern hat der Aluminiumräderhersteller Uniwheels durchaus das Zeug, als „typisch“ angesehen zu werden. Er ist in Europa nicht der größte Spieler in seiner Branche (das sind Ronal und Borbet), liegt bei den Stückzahlen auf Rang 4 (hinter Türkeis CMS), beim Umsatz aber klar auf Rang 3.
Der aktuell hohe Auslastungsgrad sämtlicher Hersteller von Aluminiumrädern in Europa ist Beleg dafür, dass Unternehmen wie Uniwheels von den Autobauern dringend benötigt werden. In diversen Abhandlungen wird immer wieder darauf hingewiesen, dass es den Mittelständlern an Visionen fehle, wie sie einen Generationswechsel bewerkstelligen können, um ihren mittel- oder gar langfristigen Fortbestand zu gewährleisten. Insofern ist Uniwheels untypisch: Die Eignerfamilie Schmid ist noch weit an Jahren von einem Generationswechsel entfernt, mit nicht einmal zwanzig Jahren im Markt ist Uniwheels ein vergleichsweise recht junger Spieler auf dem Feld.
Einig ist den mittelständischen Aluminiumräderherstellern, dass sie zum Aufbau neuer (im Markt benötigter!) Kapazitäten tief in die Schatulle greifen müssen. So an die hundert Millionen Euro verschlingt der Bau einer neuen mittelgroßen Fabrik zur Herstellung von Gussrädern, es dauert zwei Jahre bis die Produktion aufgenommen werden kann, ein weiteres, bis die Kunden Automobilhersteller die Gewähr haben, dass ihren Ansprüchen Genüge getan wird. Mit anderen Worten: Kosten fallen sofort an. Bis mit dem neuen Werk Geld zu verdienen ist, dauert es.
Der Weg, den Uniwheels eingeschlagen hat, könnte beispielgebend für einen mittelständischen deutschen Automobilzulieferer sein. Er ist an die Börse gegangen. Er gibt das Heft unternehmerischen Tuns dabei nicht aus der Hand, denn mehr als 60 Prozent der Anteile verbleiben in der Familie. Angst vor einem mächtigen Ankeraktionär muss er nicht haben, denn die beiden größten Neugesellschafter halten gerade mal Anteile von um die vier Prozent und sind polnische Pensionsfonds. Die werden der Unternehmerfamilie nicht so schnell auf die Pelle rücken.
Der Börsengang – offenkundig gut vorbereitet – spült nicht nur locker genügend Geld in die Kasse, sodass Uniwheels ein neues Werk errichten kann, er macht das Unternehmen auch fast völlig schuldenfrei. Und Uniwheels wird weiterhin von Branchenexperten geführt und nicht von gesichtslosen Heuschrecken, die von der Materie bzw. dem Produkt, das da erzeugt wird, gar keine Ahnung haben.
Und an dieser Stelle sei ein letzter Aspekt angeführt, warum nach hier vertretener Auffassung Uniwheels als sehr positives Beispiel für die Entwicklung eines mittelständischen Zulieferers dienen mag: Bei Uniwheels gibt es auch die „Räder von der Stange“, die ganz überwiegend aus polnischer Produktion kommen. Aber als jüngster Marktteilnehmer hat er sich von seinen direkten Mitbewerbern dadurch differenziert, dass er weniger als diese volumenorientiert agiert, sondern gezielt an einer Premium-, wenn man so will auch Qualitätsstrategie arbeitet. Er kämpft darum, jene Erstausrüstungsaufträge hereinzuholen, die besonders hochwertige Räder betreffen. Es gibt wohl kein Aluminiumräderwerk in Europa, das alle Stufen der Fertigung in den eigenen vier Wänden hat, mit solch einem hohen Anteil großdimensionierter Räder wie das in Werdohl plus der gebündelten Kompetenz für vollpolierte Räder und technische Schmankerl wie Flow- oder Lightforming. Das ist auch beispielgebend ein Stück Standortsicherung in Deutschland. detlef.vogt@reifenpresse.de
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