Deutsche Kautschukindustrie 2014: Branchenumsatz leicht zurückgegangen
Trotz eines starken ersten Halbjahres sank der Umsatz der deutschen Kautschukindustrie 2014 gegenüber 2013 um 1,9 % auf 11,32 Mrd. €. Eine Ursache hierfür war die Weitergabe sinkender Rohstoffpreise. Für die Reifenhersteller verhinderte die milde Witterung am Jahresende ein Wachstum im Ersatzgeschäft. Die Hersteller von Technischen Elastomer-Erzeugnissen verfehlten den Vorjahresumsatz knapp. Insgesamt lag das Produktionsergebnis um 1,7 % über dem Volumen des Vorjahres. Im Jahr 2014 konnte, wie schon 2012 und 2013, der Beschäftigtenstand in der Branche ausgebaut werden. Für 2015 erwartet die Branche ein Umsatzplus von knapp 3 %, berichtet der WdK (Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e.V.).
Die rückläufige Entwicklung der Rohstoffpreise war 2014 mit dafür verantwortlich, dass der Umsatz der deutschen Kautschukindustrie trotz eines ausgeweiteten Absatz- und Produktionsergebnisses gegenüber 2013 mit 11,32 Mrd. € um 1,9 % niedriger ausfiel. Das war aber nicht die alleinige Ursache. Auch eine verhaltene Nachfrage nach Technischen Elastomer-Erzeugnissen aus der EU und ein schwaches Winterreifen-Ersatzgeschäft aufgrund der milden Witterung im Schlussquartal trugen zum Umsatzrückgang bei.
Insgesamt lag der Inlandsumsatz in der deutschen Kautschukindustrie am Jahresende 2014 mit 7,82 Mrd. € um 1,8 % unter dem des Jahres 2013. Der Auslandsumsatz sank um 2,1 % auf 3,5 Mrd. €. Insbesondere eine schwache Nachfrage aus der EU war für das Umsatzminus verantwortlich. Noch immer bewegen sich die Konjunkturen der wichtigen Absatzmärkte in Frankreich, Italien und Spanien seitwärts, so der WdK. Anders als noch 2013 ließ sich die europäische Nachfrageschwäche nicht durch expansive Geschäftsentwicklungen in den dynamischen Wirtschaftsregionen außerhalb Europas kompensieren.
Die deutschen Reifenhersteller konnten sowohl das Ersatzgeschäft mit Sommerreifen und Lkw-Reifen als auch die Lieferungen von Erstausrüstungsreifen an die Fahrzeugindustrie forcieren. Ein um mehr als 10 % rückläufiges Winterreifengeschäft führte aber zu einem Minus des Inlandsumsatzes von 3,2 % auf 4,11 Mrd. €.
Die verhaltene Nachfrage nach Fahrzeugen französischer und italienischer Autobauer schlug negativ auf die Reifenausfuhren durch. Der Umsatz sank 2014 um 3,8 % auf 1,01 Mrd. €. Allerdings spielt das von konzerninternen Lieferungen geprägte Exportgeschäft für die deutschen Reifenhersteller nur eine untergeordnete Rolle.
Das Produktionsergebnis des Jahres 2014 brachte einen Zuwachs um 1,7 % gegenüber 2013. Bei Technischen Elastomer-Erzeugnissen lag das Produktionsplus bei 2,0 %. Der Mengenausstoß betrug damit 800.000 Tonnen. An Reifen wurden mit 765.000 Tonnen 1,4 % mehr produziert als 2013. Das Absatzergebnis entspricht in etwa dem Produktionsergebnis.
Derzeit wartet die deutsche Kautschukindustrie ab, wie sich die aktuelle Wirtschaftspolitik auf den Standort Deutschland auswirkt. Auch der Globalisierungszwang durch marktmächtige Kunden hemmt die lokale Investitionsbereitschaft. 2014 sanken die Inlandsinvestitionen der Branche um 2,6 %. Steigende Investitionen in ausländische Werke oder in neue Standorte (+3,1 %) konnten den Inlandsrückgang nicht kompensieren. Insgesamt verlor das Investitionsvolumen gegenüber Vorjahr 0,9 % und umfasste rund 535 Mio. €.
Die deutschen Produktionsstandorte der Kautschukindustrie waren im Jahr 2014 höher ausgelastet als im Jahr zuvor. In den Reifenfabriken stieg die durchschnittliche Auslastung um 0,5 % auf 85,2 %, bei den Herstellern Technischer Elastomer-Erzeugnisse, deren Prozesse weniger kontinuierlich sind, lag der Auslastungsgrad mit 82,5 % um 1,9 % höher als 2013.
Wie in den beiden Vorjahren zeigte sich eine erfreuliche Entwicklung beim Beschäftigtenstand in der Branche. Die Kautschuk verarbeitenden Unternehmen beschäftigten am Jahresende 2014 in Deutschland 75.850 Mitarbeiter. Das waren 1,0 % mehr als ein Jahr zuvor. Die steigende Produktion, aber auch steigende Produkt-, Prozess- und Compliance-Anforderungen führten zu einem höheren Arbeitskräftebedarf. Nicht alle offenen Stellen konnten allerdings adäquat besetzt werden. Viele Unternehmen klagen über einen Fachkräftemangel.
Die Frühindikatoren der Branche, Geschäftsklima und Auftragseingänge, weisen zum Jahresstart 2015 auf eine Konjunkturbelebung im Jahresverlauf hin. Die Rohstoffpreise dürften den unteren Rand erreicht haben. Die Wachstumsprognosen für die Gesamtkonjunktur werden von den meisten deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten aktuell angehoben.
Nach schwachen Vorjahren ist für das Reifenersatzgeschäft in 2015 mit moderatem Wachstum zu rechnen. Allerdings verbleiben die Absatzvolumina im langjährigen Vergleich niedrig.
Für die deutsche und für die europäische Industrieproduktion erwarten Experten einen leichten Zuwachs in 2015. Das gilt für die Automobilindustrie und weitere wichtige Abnehmerbranchen der Produkte der deutschen Kautschukindustrie. Für die Hersteller von Technischen Elastomer-Erzeugnissen ergibt sich ein steigendes Umsatzpotential.
Insgesamt ist für die deutsche Kautschukindustrie 2015 ein Umsatzplus von etwa 3 % möglich. dv
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