Rösler zieht sich aus „Zeus“-Produktion zurück – NRZ-Interview zu den Hintergründen
Anfang des Monats machte eine Meldung hellhörig, nach der Rösler Tyre Innovators (RTI) sich aus der Herstellung von Kunststoffen zurückzieht. Neben dem eigentlichen Kerngeschäft der Runderneuerung von Reifen – insbesondere der von EM-Reifen – hat das Dortmunder Unternehmen sich über die Jahre auch zum hiesigen Marktführer bei der Herstellung und dem Vertrieb von Pannenschutzsystemen unter dem Namen „Zeus“ entwickelt. Nach dem Verkauf der Herstellung von Zeus-Reifenfüllungen an Accella Corp. aus den USA bleibt Rösler indes einer der größten Kunden und Vertriebspartner. Was ist der Auslöser für diese strategische Neuausrichtung? Und was bedeutet dies im Zweifel für die Kunden? Im NRZ-Interview erklärt Rösler-Geschäftsführer Paul Rösler jun. die Hintergründe und wie es in Dortmund weitergeht.
Neue Reifenzeitung:
Die US-amerikanische Accella Corp. hat einer Mitteilung zufolge im August Ihr Geschäft mit „Zeus“-Reifenfüllungen übernommen und führt dieses jetzt als Zeus Tyrefill Systems GmbH weiter. Was genau hat Rösler Tyre Innovators (RTI) verkauft und was von dem Geschäftsbereich bleibt?
Paul Rösler:
Die US-amerikanische Firma Accella Corp. bündelt in ihrer Gesellschaft die drei führenden Hersteller von Polyurethankunststoffen für Reifenfüllmittel. Innerhalb der letzten drei Jahre wurden die Firmen Arnco aus Kalifornien und Pathway Polymer (ehemals Synair) und nun Zeus zusammengefasst, um zukünftig eine bedeutende Position in diesem Bereich zu übernehmen. Die Produktionsstätte für Pannenschutzsysteme bleibt in Dortmund, die Mitarbeiter im technischen Bereich sowie in der Verwaltung und im Vertrieb betreuen auch in Zukunft unter der Geschäftsführung von Martin Rösler die Kunden mit Pannenschutzsystemen unter dem Namen Zeus.
Rösler betreibt in Dortmund wie bisher die größte Füllstation in Deutschland und liefert gefüllte Reifen an seine Kundschaft. Das Rohmaterial dazu wird von Zeus in Dortmund bereitgestellt, so dass Rösler als einer der größten Kunden von Zeus Tyrefill Systems GmbH die bekannt gute Qualität des Reifenfüllmaterials erhält.
Weitere Füllstationen in Deutschland, Italien, Frankreich, Belgien, Polen, Österreich, Schweiz, Rumänien, Bulgarien sowie Südafrika und Australien werden durch die bekannten Personen nun von der Zeus Tyrefill Systems GmbH beliefert. Daher ändert sich für die Kunden von Rösler lediglich die Firmierung. Alles andere bleibt beim Alten, die Ansprechpartner, Rufnummern, E-Mail-Adressen und andere Kontaktdetails behalten Gültigkeit.
Neue Reifenzeitung:
Die Vermarktung von „Zeus“-Reifenfüllungen bleibt demnach weiterhin Teil des Rösler-Geschäftes? Sind Sie dann exklusiver Vertriebpartner für Deutschland und/oder Europa?
Paul Rösler:
Die Rösler Tyre Innovators GmbH & Co. KG bleibt Vertriebspartner in Deutschland für Zeus Tyrefill Systems GmbH als Füllstation und Dienstleistungspartner.
Neue Reifenzeitung:
Inwiefern bleibt RTI bzw. dessen Management an der Produktion der Materialien beteiligt?
Paul Rösler:
Wie schon die letzten 25 Jahren führt Martin Rösler den Bereich Polyurethan für das Unternehmen Rösler und wirtschaftlich ab dem 1. September 2014 das nun neue Unternehmen Zeus Tyrefill Systems GmbH mit Sitz in Dortmund als alleinvertretungsberechtigter Geschäftsführer.
Neue Reifenzeitung:
Müssen sich Ihre „Zeus“-Kunden auf etwaige Veränderungen einstellen?
Paul Rösler:
Alle Zeus Kunden sehen auch in Zukunft bekannte Gesichter und hören bekannte Stimmen, die das bekanntermaßen gute Zeus-Reifenfüllmaterial zu bekannten Konditionen, in gleicher Qualität und mit hoher Kundenorientiertheit anbieten und verkaufen. Daher ändert sich für die Kunden nichts.
Allerdings streben wir, wie auch schon in der Vergangenheit, nach innovativen Lösungen im Bereich Pannenschutz für Reifen. Durch die Investition von Accella bestehen weitere Produktionsstätten in den USA, in Asien sowie moderne Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, die für die gesamte Gruppe weltweit tätig sind. Positive Synergien sind daher im Bereich der Produktherstellung und -entwicklung zu erwarten. Somit werden sich die Produktvielfalt und die Servicequalität für unsere geschätzten Kunden mittelfristig noch verbessern.
Neue Reifenzeitung:
Auf wessen Initiative hin hat der Verkauf stattgefunden?
Paul Rösler:
Auf der Reifen-Messe 2014 in Essen trafen sich der Managing Director Arnco Europe von Accella und Rösler-Geschäftsführer Martin Rösler. In kurz darauf folgenden Gesprächen wurden positive Effekte einer Kooperation offensichtlich und daher verhandelten beide Parteien in diese Richtung weiter, mit positivem Erfolg.
Neue Reifenzeitung:
Können Sie uns die Hintergründe dieses Verkaufs näher erläutern? Warum wollte RTI verkaufen?
Paul Rösler:
Rösler sieht weiterhin seine Kernkompetenz im Bereich der Runderneuerung von EM-Reifen und in der Reifenfüllung von jeglichen Luftreifen zum Pannenschutz. Diese Kernkompetenz wird durch die Ausgliederung des Teilbereiches Herstellung von Kunststoffen weiter gestärkt.
Neue Reifenzeitung:
Und warum wollte Accella Corp. kaufen?
Paul Rösler:
Zeus ist Marktführer in Deutschland im Bereich Herstellung von Kunststoffen zum Pannenschutz und passt als Technologieführer gut zu Accella. Das weltweite Kundennetz von Zeus hilft Accella weiter im Bereich Polyurethankunststoffe für den Reifenpannenschutz zu wachsen, um ihre expansiven Ziele zu erreichen.
Neue Reifenzeitung:
Können Sie uns die Höhe des Verkaufspreises nennen?
Paul Rösler:
Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Neue Reifenzeitung:
Laut Ihrem Jahresabschluss 2012 stand das Geschäft mit Reifenfüllungen für ein Drittel Ihrer Umsätze von gut 26 Millionen Euro und sollte einen entsprechenden Verkaufserlös eingebraucht haben. Wie planen Sie diesen zu nutzen?
Paul Rösler:
Die Sparte Herstellung von Kunststoffen, zu dem der Bereich Reifenfüllungen nicht gehört, macht weniger als ein Drittel des Gesamtumsatzes der Rösler Tyre Innovators GmbH & Co. KG aus. Der Verkaufserlös fließt in voller Höhe in das Unternehmen ein und stärkt die Rösler Tyre Innovators GmbH & Co. KG.
Neue Reifenzeitung:
In welchem Zusammenhang steht der Verkauf mit Ihrem Kerngeschäft in der Runderneuerung, insbesondere mit der Schließung Ihrer Produktionsstätte in Australien bei Rio Tinto, wo RTI Verluste in Millionenhöhe erlitten hat?
Paul Rösler:
Die Schließung der Produktionsstätte in Australien fand bereits vor zwei Jahren statt und steht in keinem Zusammenhang mit der jetzigen strategischen Entscheidung im Bereich Kunststoff. Rösler wird auch weiterhin erfolgreich Lizenzwerke dort errichten, wo die Runderneuerung von EM-Reifen Sinn macht. Genauso werden Werke, die sich im Marktumfeld nicht behaupten können, geschlossen. Besonders erfolgreich laufen die Werke in Kasachstan und Indonesien schon seit mehr als fünf Jahren und sind hier besonders zu erwähnen. Weiterhin schauen wir nach neuen interessanten Märkten und haben dafür Nordamerika, Südamerika und Afrika ausgemacht. ab
Viel Erfolg auch weiterhin.Die Skeptiker wissen in der Regel nicht das man um Weltweit im Geschäft bleiben will ab auch mal Geschäftsformen ändert ,um neue Felder zu erschliessen.Auch wenn in dem einen oder anderen Geschäftsfeld Verluste eingefahren werden.Paul und Martin wissen sich auf dem Markt zu behaupten und das ist wichtig ,besonders für die Region Dortmund.Liebe Grüsse an alle Röslers von eurem alten Trainer Siggi.