TÜV Süd: Semislicks gehören nicht in den öffentlichen Verkehrsraum
Semislicks eignen sich nicht für den Straßenverkehr – das ist unter anderem Ergebnis eines Reifentests der Schweizer Fachzeitschrift auto-illustrierte. Die Rennreifen haben beim Bremsen auf nasser Fahrbahn einen deutlich längeren Bremsweg als herkömmliche Pneus. Die Probanden auf dem Goodyear Testgelände im französischen Mireval: ein Standard-, ein Ultra-High-Performance- (UHP) und ein Semislick-Reifen. TÜV Süd-Sachverständige unterstützen die Redakteure bei Durchführung und Auswertung des Tests als neutrale Partner.
„Semislicks eignen sich nicht für den normalen Straßenverkehr, weil dort Nässe immer und überall lauern kann“, sagt Thomas Salzinger, Teamleiter Reifen bei TÜV Süd. Das zeigte der Reifentest der Schweizer Fachzeitschrift auto-illustrierte – unterstützt vom neutralen Partner TÜV Süd. Beim Bremstest auf nasser Fahrbahn von 80 auf 20 Stundenkilometer hängten die herkömmlichen Reifen den Rennreifen deutlich ab. Sie brachten das Testfahrzeug – einen Opel Astra Turbo mit 200 PS – bereits nach 26 Metern zum Stehen; der Astra auf den Semislicks war da noch mit 34 Sachen unterwegs und stoppte erst nach 31,6 Metern. Auch in der Kurvenhaftung auf Nässe – getestet bei stationärer Kreisfahrt – fällt der Rennpneu deutlich hinter seine Standard- und UHP-Konkurrenten zurück.
Wie erwartet, heißt es in der Mitteilung, zeigt der Semislick seine Stärke vor allem auf trockener Straße: Hier hat er beim Verzögern von 100 Sachen bis zum Stand klar die Nase vorn – beziehungsweise hinten: Nach 32,5 Meter steht der Rennreifen still – die Regalware aus gleichem Haus braucht dafür knapp vier Meter mehr: 36,2 Meter. Das Fazit von Thomas Salzinger: „Trotz der überragenden Stärke der Semislicks auf trockener und sauberer Testfahrbahn: Öffentliche Straßen können – beispielsweise im Wald – plötzlich feucht und schmutzig sein. Und auch im Sommer können Regenschauer oder Wärmegewitter die Fahrbahnverhältnisse plötzlich und unerwartet verändern. Beides ist für Autofahrer auf Semislicks eine brenzlige Situation. Solche Reifen gehören aus Expertensicht trotz Straßenzulassung auf die Rennstrecke, dort können sie ihre Vorteile voll ausfahren. Eine kurze Anfahrtstrecke aus der heimischen Garage zum Trackday mag bei entsprechender Sorgfalt und Vorausschau akzeptabel sein, aber im Alltag haben diese Reifen im öffentlichen Verkehrsraum nichts verloren.“
Laut Mitteilung des TÜV Süd war der Arbeitstitel der Tester auf dem Goodyear-Testgelände in Südfrankreich: Für welche Bedürfnisse taugen welche Reifen? Zum Vergleich traten an: Semislick Dunlop Direzza 03 G, der Dunlop Sportmaxx RT2 als UHP-Reifen und der Dunlop Blu-Response. Weitere Testparameter: Kreisbahn, Trocken- und Nasshandling sowie Messung der Innenraumgeräusche. Getestet wurde bei 30 Grad Außen- und 50 Grad Asphalt-Temperatur. Resümee der Reifenspezialisten in ihrer Mitteilung: Der UHP-Reifen ist der beste Kompromiss zwischen Alltagskomfort und Sportlichkeit. Der Semislick ist etwas für Hobbyrennfahrer – als zweiter Radsatz für die Rennstrecke.
Die ausführlichen Ergebnisse des Reifentests stehen ab 15. Juli 2016 in der August-Ausgabe der Fachzeitschrift auto-illustrierte. cs
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