Nokian Tyres führt neuen ‚High Performer’ für das Wintersegment ein

Der finnische Reifenhersteller führt nach dem im vergangenen Jahr vorgestellten WR D4 nunmehr auch eine neue Variante für das High-Performance-Segment ein: den WR A4. Damit wollen die Finnen sich weiter auf dem mitteleuropäischen Markt etablieren, wo sie eigenen Aussagen zufolge bereits heute mehr Winterreifen verkaufen als in den nordischen Ländern. Die Finnen haben den neuen Reifen mit einigen „interessanten Innovationen“ und Verbesserungen insbesondere auf Schnee und Eis ausgestattet, wie es dazu im Rahmen der Präsentation in Österreich hieß.

Die Aufgabe, die die Entwickler bei Nokian Tyres zu bewältigen hatten, nämlich einen Reifen zu entwickeln, der noch einmal besser ist als der Vorgängerreifen WR A3 – ein „Testsiegerreifen“ –, sei alles andere als einfach gewesen, erklärte Sven Dittmann. Der Produktentwicklungsmanager meinte im Rahmen seiner Präsentation allerdings, dass man insbesondere auf Schnee und Eis noch gewisses Entwicklungspotenzial für das HP-Produkt aus Nokia gesehen habe, insbesondere auch möglich durch die Profilgestaltung und vor allem das Compounding.

Der neue HP-Winterreifen Nokian WR A4 kommt zur kommenden Saison in insgesamt 52 Größen von 16 bis 21 Zoll und Speed-Indizes zwischen H und W sowie inklusive einiger Größen mit Notlaufeigenschaften auf den Markt

Der neue HP-Winterreifen Nokian WR A4 kommt zur kommenden Saison in insgesamt 52 Größen von 16 bis 21 Zoll und Speed-Indizes zwischen H und W sowie inklusive einiger Größen mit Notlaufeigenschaften auf den Markt

Um es vorwegzunehmen: Gerade in den klassischen Winterdisziplinen habe der neue WR A4 mit seinem asymmetrischen, nicht laufrichtungsgebundenen Profil gegenüber dem jetzt auslaufenden WR A3 noch einmal jeweils rund fünf Prozent an Performance zulegen können. Dittmann zufolge sei den Entwicklern wie bereits mit dem im vergangenen Herbst eingeführten WR D4 nun auch mit dessen ‚großen Bruder‘ nichts weniger als die sprichwörtliche „Quadratur des Kreises“ gelungen. Der neue HP-Winterreifen von Nokian Tyres zeige ihm zufolge „herausragende Leistungen auf Nässe und bei Trockenheit wie auch auf Schnee und Eis“. Inwiefern der neue WR A4 wirklich Benchmark-Charakter haben wird, müssen die im Herbst erscheinenden Winterreifentests erst noch nachweisen; scheuen müsse der Neue diese Tests jedenfalls keineswegs, so die Stimmung unter den Nokian-Verantwortlichen bei der Produkteinführung in Österreich.

In der Produktentwicklung der vergangenen Jahre wird bei Nokian Tyres auch ganz klar eine Stoßrichtung deutlich: Mitteleuropa. Hatte der finnische Hersteller nach der Einweihung seiner Reifenfabrik in St. Petersburg 2005 in Russland doch einen zweiten Heimatmarkt gefunden, so geriet das Unternehmen dort nach einem herausragenden Start in den vergangenen drei Jahren zunehmend unter Druck und verlor mehr als die Hälfte seiner Umsätze, obwohl die Fabrik sogar viel exportiert. Russland und die GUS-Staaten stehen heute gerade einmal noch für 17 Prozent des Konzernumsatzes; das waren 2012 einmal 38 Prozent. Auch in Finnland ist das Marktumfeld nicht das Beste; das Land hängt in einer Rezession fest. Wachstum kommt daher seit einiger Zeit vorwiegend aus Mitteleuropa.

Antti-Jussi Tähtinen, Vice-President Marketing und Kommunikation, betonte folgerichtig anlässlich seiner Ansprache in Österreich auch, dass man mittlerweile mehr Winterreifen in Mitteleuropa verkaufe als in den drei nordischen Ländern, dem eigentlichen Heimatmarkt von Nokian Tyres. Umsatzseitig steht Mitteleuropa derzeit für 26 Prozent. Man wolle folglich weiter in den mitteleuropäischen Markt investieren – insbesondere mit neuen Produkten. Nach der jetzt folgenden Einführung des neuen WR A4 und der im vergangenen Jahr bereits vollzogenen Einführung des WR D4 für den Winter und des Weatherproof für den ganzjährigen Einsatz hat Nokian Tyres derweil ein umfassenden Pkw-Reifenangebot für den mitteleuropäischen Winter, das ergänzt wird durch ein ebenfalls aktuelles SUV-Reifensortiment für den Winter.

Am Rande bemerkt: Dass entsprechende Investitionen auch in eine neue Reifenfabrik in Osteuropa fließen könnten, wie derzeit öffentlich diskutiert wird, scheint mehr als fraglich, ist die Alternative doch der boomende nordamerikanische Markt; China hat man von der Short-List gestrichen. Bei einer Investition in Osteuropa hätte man dann drei Fabriken in einem Radius von 500 Kilometern, während die Fabrik in Nokia derzeit unter offenkundigen Überkapazitäten leidet und dort sogar Personal abgebaut werden muss, von der Russland-Fabrik ganz zu schweigen. Die offizielle Entscheidung zum Standort der neuen Fabrik soll zum Ende des Jahres fallen. Dennoch, zurück zum neuen Produkt, was sind dessen zentrale Features, die in den vergangenen vier Jahren in Nokia ersonnen wurden?

Im Mittelpunkt dabei: die sogenannte Funktionelle-Performance-Lamellen-Technologie, „wo jeder Bereich, jeder Profilblock und jede Lamelle eine eigene computeroptimierte Rolle hat. Die steife Außenschulter, die Tausendfüßler-Lamellen im Mittelbereich und die zonenoptimierten Lamellen, die auch mit voller Wirkung auf der Innenschulter arbeiten, bilden alle eine kontrollierte Kombination, die den Nokian WR A4 sicher und komfortabel rollen lässt“, heißt es dazu vonseiten des Herstellers.

Im Blick hat der finnische „Erfinder des Winterreifens“ dabei aber nicht nur Profildesign-Features, die Vorteile bei klassischem Winterwetter bringen, auch wenn gerade in Bezug auf die Wintereigenschaften des WR-A3-Nachfolgers ganz genau hingeschaut wurde. Ebenfalls im Blick hatten die Entwickler die Nässeeigenschaften des neuen HP-Reifens WR A4, etwa indem man sich den sogenannten Coanda-Effekt zum Aquaplaningschutz zunutze macht.

Wasser steht häufig auf den mitteleuropäischen Winterstraßen; Spurrillen auf der Straße erhöhen das Aquaplaningrisiko besonders. Die neue Coanda-Technologie soll dabei dieses Risiko gezielt bekämpfen. So wurde ein spezielles Element an den Ecken der Lauffflächenblöcke auf den Innen- und Außenschultern konstruiert, die den Wasserfluss „effektiver in die Querrillen“ leiten sollen, so Produktentwicklungsmanager Dittmann. Das Entfernen von Wasser und Schneematsch wird durch die polierten Längsrillen weiter beschleunigt – und zum ersten Mal auch durch polierte Querrillen, die den Wasserstrom noch schneller ableiten; alles exklusive Nokian-Tyres-Produktfeatures.

Der neue Managing Director bei Nokian Tyres mit Verantwortung für Mitteleuropa Hannu Liitsola begrüßte die Gäste der Produktvorstellung

Der neue Managing Director bei Nokian Tyres mit Verantwortung für Mitteleuropa Hannu Liitsola begrüßte die Gäste der Produktvorstellung

Die Laufflächenmischung des neuen WR A4 „kombiniert einzigartig die Nokian-Hakkapeliitta-Mischung für anspruchsvolle und kalte nordische Winter mit einer Silica-Mischung, die exzellente Performance im milderen deutschen Wetter liefert.“ Das Endresultat sei, so Dittmann, „die Nokian-Performance-Nässe-und-Schneegriff-Silica- Gummimischung“, ein völlig neues Material, das funktionale Elastomere, Naturkautschuk, Silica und Rapsöl enthält und das „Spitzenleistungen sowohl beim Nassgriff als auch beim Schneegriff bietet“.

„Das leicht laufende Profil und der High-Tech-Wintergummi bewirken eine exzellente Verschleißfestigkeit und sparen viel Kraftstoff“, so der Produktentwicklungsmanager weiter. Der Nokian WR A4 habe demnach „einen extrem niedrigen Rollwiderstand und eine bessere Kraftstoffeffizienz“. Auch wenn noch keine abschließenden EU-Reifenlabelwerte für den neuen Nokian WR A4 vorliegen, so wird er beim Rollwiderstand wohl die Einstufungen B und C erhalten; für die zu erwartende Einstufung in Bezug auf Nassgriff machte der Hersteller noch keine Angaben.

Ausgestattet ist der Nokian WR A4 außerdem mit dem sogenannten Winter-Sicherheitsanzeiger, mit dem auch der Endverbraucher leicht die Restprofiltiefe ablesen kann und den von Nokian Tyres empfohlenen Moment zum Wechseln – das sind vier Millimeter – nicht verpasst. Auch in der Seitenwand setzt der Hersteller auf Anwenderfreundlichkeit, indem er dort sein bekanntes Informationsfeld unterbringt, wo Hinweise zum richtigen Luftdruck und zum Anzugsdrehmoment für die Schrauben von Leichtmetallrädern angegeben werden können.

Auf den europäischen Markt kommen soll der WR-A3-Nachfolger zur kommenden Wintersaison in Größen von 16 bis 21 Zoll und mit Geschwindigkeitsindizes zwischen H (bis 210 km/h) und W (bis 270 km/h). In Summe sind demnach 52 Größen geplant – in sieben davon wird der neue WR D4 mit Notlaufeigenschaften erhältlich sein, die bei Nokian Tyres „Flat Run“ heißen. Auch wird es etliche XL-Varianten geben. arno.borchers@reifenpresse.de

 

 

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