Synthesekautschuk-JV von Lanxess mit Saudi Aramco
Der Spezialchemiekonzern und Zulieferer der Reifenindustrie Lanxess (Köln) und Saudi Aramco gründen ein Joint Venture für synthetischen Kautschuk. Hierzu haben beide Unternehmen heute eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Lanxess und Saudi Aramcos Tochtergesellschaft Aramco Overseas Company werden einen Anteil von je 50 Prozent an dem Joint Venture halten, dessen Jahresumsatz bei rund drei Milliarden Euro (2014) liegt.
Saudi Aramco wird für seinen Anteil von 50 Prozent nach Abzug von Schulden und anderen finanziellen Verbindlichkeiten rund 1,2 Milliarden Euro in bar zahlen. Das Joint Venture ist insgesamt mit 2,75 Milliarden Euro bewertet. Die Transaktion bedarf noch der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden. Mit dem endgültigen Abschluss der Transaktion wird im ersten Halbjahr 2016 gerechnet.
Lanxess bringt in das neue Gemeinschaftsunternehmen sein Kautschukgeschäft ein. Es umfasst die Geschäftsbereiche Tire & Specialty Rubbers (TSR) und High Performance Elastomers (HPE) mit insgesamt 20 Werken in neun Ländern und rund 3.700 Mitarbeitern sowie unterstützende Stabsfunktionen. Die Hochleistungskautschuke von Lanxess werden vor allem für die Produktion von Reifen sowie von technischen Applikationen wie Schläuche, Riemen oder Dichtungen eingesetzt. Hauptabnehmer sind die Automobil- und Reifenindustrie, aber etwa auch die Bauwirtschaft oder die Öl- und Gasindustrie.
Saudi Aramco ermöglicht dem Joint Venture mittelfristig einen wettbewerbsfähigen und verlässlichen Zugang zu strategischen Rohstoffen. Mit dem Gemeinschaftsunternehmen gehen der weltweit größte Produzent von synthetischen Kautschuken und der weltgrößte Öl- und Energiekonzern eine weitreichende strategische Partnerschaft ein. „Mit dieser Allianz verschaffen wir dem Kautschukgeschäft eine sehr starke Wettbewerbsposition und die bestmögliche Zukunftsperspektive“, sagte Matthias Zachert, Vorstandsvorsitzender der Lanxess AG. „Gemeinsam können wir künftig synthetische Kautschuke in einer integrierten Wertschöpfungskette von der Ölquelle bis zum Endprodukt herstellen. Damit formen wir einen der leistungsfähigsten Anbieter im Weltmarkt. Unseren Kunden können wir dadurch noch höhere Zuverlässigkeit bieten.“
Abdulrahman Al-Wuhaib, Senior Vice President Downstream, bei Saudi Aramco: „Durch das Joint Venture investieren wir in eine erstklassige Produktpalette von Synthesekautschuk- und Elastomerprodukten, die bereits heute von zahlreichen der weltweit größten Unternehmen in der Reifen- und Autoproduktion genutzt werden. Die Vereinbarung schafft nicht nur eine neue Einnahmequelle für Saudi Aramco, sondern fördert auch das Wirtschaftswachstum sowie Diversifikationsmöglichkeiten für das Königreich Saudi-Arabien und die Nahostregion in hochvolumigen Sektoren wie der Reifen- oder Autoteilebranche, die auf margenstärkere Chemieprodukte mit höherer Wertschöpfung angewiesen sind.“
Das neue Unternehmen wird über eine Holdinggesellschaft in den Niederlanden geführt. Der CEO wird von Lanxess und der CFO von Aramco Overseas Company gestellt. Die Geschäftsführung des Joint Ventures wird je zur Hälfte mit Vertretern der beiden Partner besetzt. Das Joint Venture wird bei Lanxess konsolidiert.
Mit dem Joint Venture setzt Lanxess die dritte Phase seiner dreistufigen Neuausrichtung um. „In nur etwas mehr als einem Jahr haben wir eine völlig neue strategische Ausgangssituation für unser Unternehmen geschaffen“, so Zachert. „Wir haben unsere Verwaltungs- und Geschäftsbereiche verschlankt und bereits viele Produktionsstrukturen und -prozesse effizienter gestaltet. Doch mit dem Joint Venture für das Kautschukgeschäft haben wir nun die wohl wichtigste Etappe unserer Neuausrichtung bewältigt – mit dem bestmöglichen Partner und in sehr kurzer Zeit. Mit dem sich bietenden finanziellen Spielraum können wir deutlich früher als erwartet wieder den Wachstumskurs einschlagen.“
Lanxess plant, von dem Erlös aus der Transaktion etwa 400 Millionen Euro für zukünftige Wachstumsinvestitionen in den gut positionierten und weniger zyklischen Segmenten Advanced Intermediates und Performance Chemicals zu nutzen. Weitere rund 400 Millionen Euro sollen zur weiteren Schuldenreduzierung und etwa 200 Millionen Euro für ein Aktienrückkaufprogramm verwendet werden. dv
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