Schmalere Rennreifen von Michelin für die „Königsklasse“ in Le Mans
Am kommenden Wochenende versprechen die 24 Stunden von Le Mans spannenden Motorsport auf höchstem Niveau. In allen vier Wertungsklassen steht Michelin zahlreichen Werks- und Privatteams als Technikpartner mit modernem Reifenmaterial zur Seite. Es könnte das schnellste Rennen aller Zeiten Le Mans werden.
Die weit mehr als 200.000 Zuschauer, die entlang des „Circuit des 24 heures“ erwartet werden, dürfen sich auf ein Rennen der Extraklasse freuen. Mit Audi, Toyota, Porsche und Nissan stellen sich gleich vier Werksteams in der Topkategorie LMP1 dem Kampf um Platz 1 und schicken elf der wohl über 1.000 PS starken Hybrid-Prototypen an den Start – ein ähnliches Spektakel hat es in Le Mans schon lange nicht mehr gegeben. So unterschiedlich die technischen Konzepte der einzelnen Boliden auch sein mögen, eines verbindet alle: Die vier Hersteller setzen unisono auf Produkte von Michelin.
„Wegen der Niederschläge konnten wir zwar nicht alle Fragen beantworten, die wir uns für den Testtag in Le Mans in Bezug auf unsere Trockenreifen gestellt haben, dennoch wissen wir jetzt, dass wir mit unseren Pneus seit Saisonbeginn in die richtige Richtung arbeiten“, zieht Jérôme Mondain als Leiter des Langstrecken-WM-Engagements von Michelin eine Bilanz. „Die übrigen Details müssen wir während der Trainingssitzungen vor dem 24-Stunden-Rennen aussortieren.“
Rund 7.000 Reifen – davon sind allein 2.500 für die LMP1-Klasse vorgesehen – bringt die französische Premiummarke mit 15 Sattelschleppern an die Strecke. Im Fahrerlager steht ein eigenes Zelt mit 900 Quadratmetern Grundfläche als Reifenlager bereit, während Mechaniker in einem zweiten 800-Quadratmeter-Zelt im Schichtbetrieb für die Montage und Demontage sorgen. 25 Techniker halten den Kontakt zu den Partnerteams von Michelin, 15 Reifeningenieure stehen für die Analyse der Pneus und ihrer Performance zur Verfügung.
Neben den LMP1-Teams hat auch Michelin über den Winter intensiv an Verbesserungen gearbeitet. Das Ergebnis sind neu entwickelte Rennreifen, die fünf bis sechs Zentimeter schmaler sowie gut zwei Kilogramm leichter sind als die im Vorjahr genutzten Exemplare. Nachteile in puncto Performance oder Haltbarkeit nehmen sie deswegen nicht hin. Zur Wahl stehen die beiden Regenexperten „Wet“ und „Full Wet“ – letzterer kann bei starken Niederschlägen, wenn viel Wasser auf der Strecke steht, bis zu 120 Liter pro Sekunde kanalisieren – und drei profillose Slicktypen mit präziser definierten Arbeitsfenstern. So eignen sich die beiden weicheren „Soft“-Laufflächenmischungen für Asphalttemperaturen unter 18 Grad Celsius („Low Temperatures“) beziehungsweise 15 bis 40 Grad („High Temperatures“). Wärmt sich der Teer bei sommerlichem Sonnenschein auf mehr als 35 Grad Celsius auf, kommt die „Medium“-Mischung in Betracht.
Der 2012 eingeführte „Hybrid“-Reifen von Michelin übernimmt als Spezialist für gemischte Bedingungen und abtrocknende Straße die Aufgaben eines typischen „Intermediate“-Pneus, wie ein Slick kommt er aber dank seiner Konstruktion und einer sehr weichen Laufflächenmischung ohne ein Negativprofil aus. Sorgte das ungewöhnliche Konzept anfänglich noch für Staunen, so habe der „Hybrid“-Slick bei Teams und Fahrern längst viele Fans gefunden, so Michelin.
Der R18 e-tron quattro des Vorjahressiegers Audi rollt ebenso wie der TS040 Hybrid des amtierenden Langstrecken-Weltmeisters Toyota und der neue 919 Hybrid von Porsche an Vorder- wie Hinterachse auf Reifen der Dimension 31/71-18. Während sie jeweils der speziellen Charakteristik der einzelnen Prototypen-Rennwagen angepasst wurden, stellen die Pneus für den neuen Nissan GT-R LM Nismo eine eigene Entwicklung dar. Sie entsprechen damit dem besonderen Layout dieses prinzipiell frontangetriebenen LMP1, der mit seinem Frontmotor auch aerodynamisch eine abweichende Philosophie verfolgt. Sah das ursprüngliche Konzept rundherum 16 Zoll hohe Pneus vor, verständigten sich Michelin und Nissan nach ersten Analysen auf eine Mischbereifung. So entspricht die Dimension der vorderen Pneus nun der Größe der übrigen Hybrid-Prototypen, während an der Hinterachse elf Zentimeter schmalere Reifen mit einem zwei Zoll kleineren Innendurchmesser zum Einsatz kommen, die aber unverändert einen Außendurchmesser von 71 Zentimetern besitzen (20/71-16).
Das Reifenangebot für den Nissan GT-R LM Nismo ist ebenso vielseitig wie jenes für seine Kontrahenten, allein die Arbeitsfenster unterscheiden sich: Der „Medium“-Slick eignet sich für Asphalttemperaturen über 30 Grad Celsius, der „Soft High“ für Temperaturen zwischen 15 und 35 Grad. Der „Soft Low“ ist richtig, wenn die Straßenoberfläche auf weniger als 20 Grad abkühlt. Bei der Entwicklung dieser Pneus standen für Michelin die gleichen Ziele im Vordergrund: hohe Leistungsfähigkeit in Kombination mit großer Ausdauer. dv
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