Indien- und Asien-Strategie Apollos konkretisiert
Satish Sharma – Präsident der Region Asien Pazifik, Mittlerer Osten und Afrika beim indischen Reifenhersteller Apollo Tyres Ltd. – hat gegenüber indischen Medien Einblicke in die Unternehmensstrategie gewährt. Bestätigt wurden in diesem Zusammenhang leicht modifiziert im Sommer letzten Jahres angekündigte größere Investitionen in die Produktion von Lkw-Radialreifen am Standort Chennai (früher Madras). Aufgrund der lediglich zu 80 Prozent ausgelasteten Fertigungskapazitäten bei Pkw-Reifen in den Werken Baroda und Chennai sind in diesem Segment keine Expansionspläne aktuell.
Der indische Inlandsmarkt steht stark unter dem Druck chinesischer Importreifen. Deren Volumen lege Jahr für Jahr um etwa 60 Prozent zu, sodass China-Reifen im Ersatzgeschäft bereits einen Marktanteil von gut 20 Prozent erreicht hätten. China-Reifen seien ca. 30 bis 35 Prozent preisgünstiger als Reifen indischer Hersteller. Angesichts der schlechten Qualität dieser Importreifen sorgt sich Sharma allerdings um die Verbraucher.
In Anbetracht des Druckes im Heimatmarkt durch chinesische Wettbewerber und um ein globaler Spieler zu werden, habe das Unternehmen beschlossen, andere Weltregionen zu erschließen und nennt neben den durch ihn verantworteten Märkten auch Lateinamerika und speziell die beiden großen Absatzmärkte Brasilien und Mexiko. In Bangkok, Dubai, Südafrika und Australien ist man bereits mit Dependancen für die jeweiligen Regionalmärkte vertreten, aktuell werde Malaysia in Angriff genommen, so der Apollo-Manager. Derzeit exportiert das Unternehmen monatlich etwa 100.000 Pkw- und 15.000 Lkw-Reifen. Ziel sei, den aktuell bei elf Prozent liegenden Exportanteil noch in diesem Geschäftsjahr auf 15 Prozent zu erhöhen.
Daher seien zusätzliche Kapazitäten in den indischen Reifenfabriken vonnöten. Größtes Investitionsprojekt ist mit einem Umfang von mehr als 210 Millionen Euro, die Produktionsausweitung bei radialen Bus- und Lkw-Reifen im Werk Chennai von arbeitstäglich 6.000 auf 9.000 Einheiten zu erhöhen, die bestehenden Anlagen seien zu hundert Prozent ausgelastet. Die Tageskapazität Pkw-Reifen an den Standorten Baroda und Chennai liegt bei jeweils 16.000, total also 32.000 Einheiten, produziert werden allerdings tatsächlich nur etwa 25.000 Stück. Darüber hinaus läuft aktuell ein Expansionsplan für Off-The-Road-Reifen am Standort Kalamassery, wo Apollo die Kapazität von 30 auf 110 Tonnen innerhalb der nächsten 18 bis 24 Monate erhöhen will. Von den auf einen Zeitraum für etwa fünf Jahre veranschlagten 55 bis 70 Millionen Euro seien bereits sieben Millionen in der ersten Ausbauphase ausgegeben worden.
Satish Sharma gab diese Einblicke im Rahmen der Eröffnung zweier Schulspielplätze in Dörfern im Raume Chennai. Auf beiden Spielplätze seien jeweils etwa 200 Radialreifen verbaut worden, zum Beispiel dienen bunt angemalte Altreifen als Spielgeräte. Apollo plane, zahlreiche weitere solche Plätze landesweit einzurichten, wobei Standorte in der Nähe von Unternehmensfabriken bevorzugt würden. Das Projekt ist Bestandteil der Umweltinitiative „Habitat Apollo“ und auch in Zusammenhang mit einem drohenden nationalen Problem zu sehen. In Indien werde sehr bald ein jährliches Altreifenvolumen von mehr als 100 Millionen Stück anfallen, für die kaum Recycel- oder Deponierressourcen bestünden. detlef.vogt@reifenpresse.de
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