Die Wheelworld GmbH ist in der nächsten Dimension angekommen
Im Jahre 2007 hatten Sabine und Rolf Bene ihre Wheelworld GmbH in Winnenden gegründet, im tiefen Südwesten Deutschlands. Bereits zwei Jahre später erfolgte jedenfalls geografisch ein tiefer Einschnitt. Es zog den Anbieter von Aluminiumgussrädern nach Sachsen-Anhalt in den Ostharz. Bereits da wussten die Benes, dass dieser Standort in Blankenburg nur ein Provisorium sein würde. Denn sie hatten einen Plan, den sie zielgerichtet verfolgt haben.
„Wir hatten die Chance, mit einem weißen Blatt Papier zu beginnen. Konnten alles neu durchdenken. Statt eingefahrene und veraltete Strukturen nutzen zu müssen, weil diese gerade vorhanden waren, betrachteten wir uns den gesamten Markt und pickten uns das Beste und Fortschrittlichste heraus“, heißt es im Wheelworld-Prospektwerk. Seit dem Sommer 2013 ist das Unternehmen in Ilsenburg angesiedelt, keine halbe Autostunde von Blankenburg entfernt. In einem modernen und sehr funktionalen Neubau. Mit dem Personal, das schon am alten Standort zum Team gehört und den Umzug mitgemacht hatte und – inzwischen – mit neuen Mitarbeitern. Deren Stellenbeschreibungen hatten Sabine und Rolf Bene bereits im Kopf. Jetzt ist die Mannschaft mit etwa zwanzig Mitarbeitern im Grunde komplett, alles passt, die nächste Stufe in der Wheelworld-Entwicklung hat gezündet und lässt sich ablesen am Unternehmenswachstum, das Rolf Bene mit „sehr zufriedenstellend“ bezeichnet, konkrete Umsatzzahlen zu nennen, habe er sich abgewöhnt.
Das Team steht, der Service funktioniert, die Logistik klappt, für die Technik wie den Kundenservice samt Außendienst rekrutiert Wheelworld auch branchenerfahrene Mitarbeiter, die sich offenkundig gar nicht von dem für die Räderbranche auf den ersten Blick ungewöhnlichen Standort abschrecken lassen. Dass jetzt eine Phase der Konsolidierung folgen könnte, davon will Rolf Bene, der fast sein gesamtes berufliches Leben mit dem Produkt Aluminiumräder verbracht hat, nichts wissen. „Wir wollen weiter wachsen.“
Dazu werde man den Kundenservice ausweiten; dass bereits zwei Mitarbeiter für IT verantwortlich sind, hatte sich Bene vor einigen Jahren nicht vorstellen können. „Die professionelle Datenübertragung ist heute von enormer Bedeutung.“ Wheelworld nutzt den elektronischen Fortschritt konsequent und legt wert darauf, immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein, professionell arbeitende Kunden fordern das auch ein.
Das Kundenportfolio ist branchenüblich: Reifengroßhändler, die einen überdurchschnittlichen Fokus auf Aluminiumräder legen, Kooperationen, Handelsketten. Branchenunüblich ist, dass Wheelworld vom Trend zu Kleinlieferungen, den vor allem die Ketten erwarten, weniger betroffen ist. Bei der Wheelworld GmbH liegen die Containerverschickung direkt ab Werk bzw. eine Bevorratung palettenweise gewiss über dem Marktdurchschnitt. Skandinavien konnte als neuer Exportmarkt gewonnen werden, in Österreich ist neben Reifen Ruhdorfer mit Porsche Austria ein vielversprechender zweiter Vermarktungspartner im Boot, Schweiz, Osteuropa … – „und ab 2015 vielleicht auch die USA“, formuliert Rolf Bene noch in aller Vorsicht.
Die Logistik ist eingespielt, täglich treffen ein bis zwei Container ein, für schnelle Auslieferungen kleinerer Chargen hatte man extra ein drittes Tor beim Bau der etwa 3.000 Quadratmeter großen Lagerhalle in die Planungen mit aufgenommen. Die Halle ist keine acht Meter hoch – dadurch konnte eine aufwendige Sprinkleranlage eingespart werden – und bietet damit drei Paletten übereinander Raum. Insgesamt könnten 60.000 Räder eingelagert werden, der Durchlauf funktioniert aber dermaßen zügig, dass vor dem Wintergeschäft 2014/2015 knapp 45.000 Räder gereicht haben.
2-Marken-Strategie
Die Marke wheelworld, die ganz überwiegend bei PT Prima in Indonesien hergestellt wird, bedient den „preissensitiven Volumenmarkt“. Axxion, Produzent ist hauptsächlich Stamford in Thailand, ist als extravagant und „fashion brand“ positioniert. Ob es dauerhaft bei der Herstellerkonstellation bleibt, lässt Rolf Bene offen. PT Prima habe technisch aufgerüstet und biete Flowforming, aber welchen Preisaufschlag sind die Kunden bereit, dafür zu zahlen? Thailand-Räder verteuern sich durch Einfuhrzölle in Höhe von 4,5 Prozent; und wie wird die Entwicklung bei Anti-Dumping-Zöllen auf China-Räder sein? Fragen, deren Konsequenzen für Wheelworld erst beantwortet werden, wenn sie geklärt sind.
„Einstweilen konzentrieren wir uns stark darauf, im Consumer-Bereich mit unserer Edelmarke Axxion zu punkten“, so Katja Möser, die als Assistentin der Geschäftsleitung zusätzlich für PR und Marketing zuständig ist. Das ist auch ein gewichtiges Argument, warum – im Gegensatz zu einigen anderen Aluräderanbietern – das Unternehmen auf der Essen Motor Show mit einem eigenen Ausstellungsstand aufwartete. Mit der auf der Essener „Reifen“ („für uns ein ganz großer Erfolg“) bewährten Bodypainting-Vorführung und der damit verbundenen direkten Kundenansprache ist ein Medium gefunden worden, mit dem sich Endverbraucher ganz gezielt ansprechen lassen. Für 2015 stehen als Messeengagements das GTI-Treffen am Wörthersee, der Tuner-GP und erneut die Essen Motor Show auf der Agenda. Dort treffe man jeweils im Übrigen auch immer wieder und manchmal überraschend Geschäftspartner, was die Präsenz ja zusätzlich rechtfertige.
Der bei einigen Marktteilnehmern anzutreffende hohe Anteil Winterräder wäre für Rolf Bene ein Graus, für ihn bzw. Wheelworld ist bereits nach den ersten sechs Monaten des Jahres ziemlich klar, wie die Jahresbilanz ausfallen wird. Bezogen auf den Umsatz werden traditionell etwas mehr als 50 Prozent im Frühjahr eingefahren, bezogen auf den Absatz etwas mehr als 50 Prozent im Herbst.
Das Programm der wheelworld-Räder beginnt bei 16, das der Axxion-Räder bei 17 Zoll; bei beiden Marken reicht es bis zu 22 Zoll. Die Lücke bei 21 Zoll wird aktuell geschlossen, an (margenschwachen) 16 Zoll festgehalten, das ist der Kundenanforderung an Vollsortimenterstatus geschuldet. Eine Programmbereinigung ist aktuell nicht geplant, weil sämtliche Designs laufen, WH11 hat sich – angeboten mit vier verschiedenen Oberflächen – gar zu einem wheelworld-Klassiker entwickelt. Bei den Oberflächen kann man dank der Expertise der Produzenten alle Trends mitgehen, mit beispielsweise „Hyper Gun“ aber auch selbst vorne mitmarschieren und dafür Sorge trage, dass die Marke wheelworld nicht so ohne Weiteres in den Sog der echten Billigheimer gezogen wird.
Fürs Frühjahrsgeschäft sind er und Katja Möser sehr zuversichtlich, dass die WH26 – erhältlich in Race Silber und Schwarz glänzend lackiert – einschlagen wird, schließlich sei man bei der klassischen Kreuzspeiche bislang unterrepräsentiert gewesen. Und mit der „Rage“ (alias AX8) sollte der tuningaffine Anspruch der Marke Axxion auch 2015 weiter gestärkt werden können. Das Tiefbett hat sich als langlebiger Trend erwiesen, ob sich die konkave Linienführung, die im Moment en vogue ist, als dauerhaft erweist, ist noch nicht gewiss. Aber die permanente Auseinandersetzung mit Fragen wie diesen lässt erwarten, dass der Aluminiumräderanbieter Wheelworld irgendwann die nächste Entwicklungsstufe zünden kann. detlef.vogt@reifenpresse.de
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