Russland lastet schwer auf Nokian Tyres’ Quartalsbericht
Kaum ein Reifenhersteller ist so sehr vom russischen Reifenmarkt abhängig wie Nokian Tyres. Vor dem Hintergrund immenser politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise und eines kontinuierlichen Kursverlustes beim Russischen Rubel brachen im zweiten Quartal die Umsätze und insbesondere die Gewinne des finnischen Reifenherstellers deutlich ein. Während der Umsatz um 11,8 Prozent auf 369,5 Millionen Euro zurückging, lag der operative Gewinn bei 90,7 Millionen Euro sogar 24,6 Prozent unter dem Vorjahreswert. Dennoch verfügt das Unternehmen immer noch über eine komfortable Umsatzrendite in Höhe von 24,5 Prozent. Den Nettogewinn gibt Nokian Tyres mit 66,1 Millionen Euro an, was einem Rückgang von 22,8 Prozent entspricht.
Wenn Nokian Tyres zum Beginn des vierten Quartals mit Ari Lehtoranta einen neuen President und CEO erhält, wird Punkt eins auf seiner To-do-Liste klar sein: Russland und die GUS-Staaten. Denn weder kurz- noch langfristig mag derzeit jemand eine Prognose abgeben, wie sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Westen einerseits und Russland andererseits weiterentwickeln werden; die Dimensionen gegenseitig ausgesprochener Boykotte verbreitet jedenfalls kein Gefühl der Stabilität und Sicherheit. Nokian Tyres produziert in seiner Fabrik in St. Petersburg jährlich rund 15 Millionen Pkw-Reifen, von denen 55 Prozent exportiert werden. Am Stammsitz in Nokia fertigt der Hersteller indes jedes Jahr nur bis zu vier Millionen Pkw- sowie einige Schwerreifen.
Dass Nokian Tyres zu allererst von seiner hohen Abhängigkeit von Russland betroffen ist, zeigen einige Zahlen. Während das Unternehmen im ersten Halbjahr 70,7 Millionen Euro bzw. 9,4 Prozent an Umsätzen eingebüßt hat, brachen die Umsätze in Russland 31,4 Prozent und somit 105,5 Millionen Euro ein. Russland steht für rund ein Drittel der Nokian-Tyres-Umsätze. In den weiteren GUS-Staaten (ohne Russland), denen die Ukraine seit März nicht mehr angehört, brachen die Umsätze im Halbjahr sogar um zwei Drittel ein, auch wenn dies lediglich einem Rückgang von 13,4 Millionen Euro entspricht. Dennoch: Nokian Tyres zufolge gingen die Absätze in Russland und den GUS-Staaten indes deutlich geringer zurück als die Umsätze und man verzeichne immer noch „starke Gewinne und Margen“.
Nachdem Nokian Tyres seine Prognosen für das laufende Jahr im April bereits zurechtgerückt hatte, nimmt der finnische Reifenhersteller angesichts der weiteren Rückgänge keine zusätzlichen Anpassungen vor. Im April hatte war der Board of Directors erstmals davon ausgegangen, im laufenden Jahr rückläufige Umsätze und Gewinne hinnehmen zu müssen und hatte damit seine bisherigen Prognosen kassiert. ab
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