Franchising setzt sich bei Euromaster durch
Mit der hundertprozentigen Tochtergesellschaft Euromaster ist der Michelin-Konzern in 17 europäischen Ländern präsent. Bei insgesamt etwa neun Millionen Reifen, die die Fachhandelsgesellschaft über ihre eigenen aktuell knapp 1.500 Betriebe jährlich absetzt, ist dieser Absatzkanal für den größten europäischen Reifenhersteller unverzichtbar. Ein starkes weiteres Euromaster-Wachstum wäre wünschenswert und erfolgt derzeit verstärkt über Franchising, wie der Geschäftsführer der deutschen Gesellschaft Euromaster GmbH (Kaiserslautern) Dr. Matthias Schubert (40) im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG erklärt. Ein zweites exorbitantes Wachstumsfeld der Organisation sei der Autoservice.
Euromaster hat im Jahre 2013 mit gut 10.700 Mitarbeitern in den eigenen Betrieben 1,832 Milliarden Euro in Europa umgesetzt. Mehr als 2.600 Servicefahrzeuge sind mit dem Euromaster-Schriftzug auf Europas Straßen unterwegs, 21,5 Prozent der Umsätze wurden mit Reifenservices generiert, der Umsatz mit dem Autoservice liegt bei 6,2 Prozent.
„Da sind wir in Deutschland schon wesentlich weiter“, betont Schubert, der die hiesige Euromaster seit dem 1. Juni 2011 führt. Die Anzahl der eigenen Outlets ist in Deutschland mit aktuell 285 in etwa stabil, mal wird ein neuer Standort eröffnet, dafür ein anderer geschlossen, wieder ein anderer wechselt an einen günstigeren Standort. Möglichen „Opportunitäten“, also Akquisitionen, steht die Euromaster GmbH offen gegenüber, aber es müsse passen, wirtschaftlich vernünftig und nachhaltig sinnvoll sein. Wenn diese Voraussetzungen gegeben seien, würde sich seine Organisation, die im vergangenen Jahr mehr als 300 Millionen Euro umgesetzt hat, selbstverständlich auch an einem Bieterprozess beteiligen, wie das auch schon in der Vergangenheit der Fall gewesen sei. Mehr als 4,5 Millionen Privatkunden und das Flottenmanagement für große Konzerne sind ein großer Vertrauensbeweis und Beleg, dass Euromaster einer der ganz starken Wettbewerber in der Landschaft der deutschen Kfz- und Reifenwerkstätten ist.
Was europaweit gelte, das gilt auch für Deutschland: Euromaster ist bestrebt, über Franchising im Markt zu wachsen. Etwa 50 Franchisepartner hat das Unternehmen derzeit im deutschen Markt, davon sind noch nicht alle „umgebranded“, einige haben zwar bereits ihre Franchiseverträge unterschrieben, sind aber beispielsweise wegen Kündigungsfristen noch in anderen Organisationen gelistet. Matthias Schubert weiß, dass der Begriff Franchising im deutschen Reifenfachhandel traditionell negativ besetzt ist, fordert aber ganz klar von seinen Partnern ein, was deutsche Reifenhändler nur allzu gerne verweigern möchten: Verbindlichkeit. Dabei ist das Franchising in der Reifenbranche verglichen mit anderen Wirtschaftszweigen eher „soft“ zu nennen. Viele Reifenhändler, die eher lose Vereinbarungen bevorzugen, würden das Euromaster-Angebot jedoch als „Hardfranchising“ empfinden.
Insgesamt verlieren Reifenverbünde Mitglieder, wenn sie eher „unverbindlich“ organisiert seien, und wenden sich klareren Konzepten zu, weiß der Euromaster-Geschäftsführer und rechnet mit etwa zehn bis 15 neuen Partnern für seine Organisation pro Jahr. Vor allem: Wer sich für Euromaster entschieden hat, der bereue das im Nachhinein nicht. Jedenfalls würden ihm das die Euromaster-Franchisenehmer durch die Bank so zu verstehen geben.
Franchising wie Euromaster es versteht ist Mehrwerte schaffen, leistungsfähige Module kreieren. „Und das kostet“, so Schubert. „If you pay peanuts, you get monkeys”, heißt es im Englischen so treffend. Wer nichts oder wenig bereit ist zu investieren, der sollte auch nicht auf eine große Leistung hoffen. Immerhin arbeiten etwa 130 Mitarbeiter in der Kaiserslauterer Zentrale (deutschlandweit hat Euromaster ca. 2.000 Personen auf der Gehaltsliste) hart daran, jeden Tag etwas besser zu werden, allein 50.000 Trainingsstunden sind schon jetzt für das Jahr 2014 festgezurrt.
Die Euromaster-Akademie ist ein ganz wesentliches Instrument, das die Organisation voranbringen soll. Sie ruht auf vier Säulen: erstens dem Training in der Zentrale im äußersten Südwesten Deutschlands, zweitens dezentral in zwei Akademie-Centern pro Vertriebsgebiet, drittens eigene Coaches (fürs „Training on the job“), viertens Partner wie reifenseitig Michelin, aber autoserviceseitig auch zum Beispiel ZF.
Euromaster ist beim Autoservice dabei, eine Grenze zu überschreiten, die in der Vergangenheit gerne mit Begrifflichkeiten wie „unter und über der Gürtellinie“ oder „Motorhaube“ gezogen wurde. Die „reifenfernen“ Themen Klima und Autoglas seien „durch“ bzw. abgearbeitet. Bei Kfz-Elektronik tun sich angesichts der Entwicklung der Autos und herstellerspezifischer Besonderheiten noch manchmal Grenzen auf, aber die verlangen
mittelfristig nach Überwindung. Aktuell wird am Einstieg in weitere Themen, wie beispielsweise „Getriebe“ gearbeitet. Das bedarf des Know-hows, das extern gewonnen wird, das bedarf des nötigen Equipments, der Schulung. Aber das Themenfeld ist ausgerollt, jetzt muss man drübergehen, das wird eine gewisse Zeit dauern, das wird Widerstände geben, aber das Ziel ist klar: Bereits in wenigen Jahren werden wir vor oder in Werkstätten stehen und die Frage nicht mehr recht beantworten können, ob das in der Vergangenheit mal ein Reifenhandel war oder eine Kfz-Werkstatt, ist sich der Euromaster-Geschäftsführer gewiss.
Dinge halbherzig angehen, ist sein Ding offenkundig nicht. Er verlangt Professionalität. Beispiel Flottengeschäft: Da steht Euromaster in dem Ruf, hochwertigen Service anzubieten. Nicht als „billiger Jakob“, das überlässt er anderen. Diverse Auszeichnungen wie die der Zeitschrift „Autoflotte“ mögen als Belege dienen. Euromaster setzt Meilensteine, einen nach dem anderen. detlef.vogt@reifenpresse.de
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!