Bandag und Bulldog – Zwei, die bei Bridgestone zusammengehören
Bridgestone hat sich während des vergangenen Jahrzehnts in Europa durch strategische Akquisitionen intensiv um die Erweiterung seiner Stellung auf dem Nutzfahrzeugreifenmarkt gekümmert. Eine dieser Akquisitionen war der Heißrunderneuerer Bulldog Remoulds Ltd. aus Bourne, Lincolnshire, gekauft 2005. Nur ein Jahr später folgte der Bulldog-Übernahme der US-Runderneuerungskonzern Bandag mit seinem globalen Franchisenetzwerk an Kaltrunderneuerern. Auch wenn beide Geschäftsmodelle grundsätzlich weit voneinander entfernt liegen, und trotz der kurz aufeinanderfolgenden Übernahme durch Bridgestone und der offensichtlichen Vorteile, die sowohl Bulldog als auch Bandag mit sich bringen – über die Jahre hat Bridgestone sehr an der Integration beider Unternehmen in das eigene Geschäftsmodell gearbeitet.
Dieser Text ist im März 2014 in unserer zweisprachigen Redaktionsbeilage “Retreading Special” erschienen, die Abonnenten auch hier als E-Paper lesen können. Sie sind noch kein Abonnent? Das sollten Sie hier ändern!
Nach Jahren der Investition und Effizienz- und Prozessupgrades bei Bulldog sowie der komplexen Integration von Bandag in das Bridgestone-Angebot stellt man dort jetzt überaus selbstbewusst die Vorteile heraus, die die Kombination dem Markt im Allgemeinen und Flotten im Besonderen bringt. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITGUNG erläutern Bridgestone-Verantwortliche, worum es bei dieser Kombination genau geht.
Ein besonderes Beispiel für die zunehmende Betonung der Runderneuerung lieferte Bridgestone erst jüngst wieder auf der CV Show, die jährlich im englischen Birmingham stattfindet. Dabei war die Message, mit der Bridgestone dort auftrat, so schlicht wie einleuchtend: „Für eine verlängerte Lebensdauer des Reifens und beträchtliche Einsparungen brauchen Sie nicht weiter zu schauen als bis zu Bridgestone und dem Bandag-Netzwerk“, so Terry Salter, Retread Development Manager bei Bridgestone in Großbritannien. Profitiert haben beide dabei von einem Investitionsprogramm in die Kaltrunderneuerung. Laut dem Unternehmen wird das Bandag-Investitionsprogramm „Alliance Excellence“ 2014 für weitere „enorme Investitionen“ sorgen. Was sich hinter diesem „enorm“ konkret verbirgt, ist zwar nicht öffentlich bekannt. Es soll dabei aber unter anderem um die Entwicklung einer State-of-the-Art-Shearografie, um maßgeschneiderte Trainingsprogramme sowie ganz allgemein um die Schaffung zusätzlicher Produktionskapazitäten in Großbritannien und Irland gehen. Ross Medlyn, Bridgestones Retread- und Bandags Franchisemanager für Großbritannien, nennt weitere Details des aktuellen Investitionsprogramms: „Das ‚Alliance-Excellence‘-Programm soll nicht nur Herausragendes befördern, sondern auch belohnen. Ein Anreizsystem soll dabei Investitionen in die Ausrüstung, Ausstattung und Ausbildung beim Runderneuerer fördern. Vor dem Hintergrund eines sich ständig entwickelnden Marktes müssen wir an der Spitze bleiben. Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben und unsere Unterscheidungsmerkmale für den Endverbraucher aufrecht erhalten. Deswegen ist eine kontinuierliche Verbesserung unserer Partner notwendig.“ Unabhängig von den Investitionen, die das Unternehmen unternimmt, sei das übergeordnete Ziel laut Terry Salter stets klar formuliert: Es gehe darum, „für unsere Flottenbetreiber immer den bestmöglichen Wert für Geld zu schaffen. Und unser Runderneuerungsangebot spielt dabei eine ganz zentrale Rolle.“
Sämtliche Maßnahmen der Bridgestone-Runderneuerungen fallen unter das „Total-Tyre-Life“-Konzept, das die Lebensdauer eines Reifens maximieren und somit die Kosten pro Kilometer minieren soll, und zwar durch Bridgestone-Neureifen und Bandag-Runderneuerte. Salter und Medlyn sind beide überzeugt davon, dass sie ihren Wettbewerbern mit dem „Total-Tyre-Life“-Konzept beim Punkt Einsparungen einiges voraus haben, und das wegen der folgenden Vorteile:
Total Tyre Life: Bridgestones Lkw-Reifen beinhalten bereits die Runderneuerungstechnologie. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, geht es bei Bridgestone eben nicht nur um die Herstellung und Vermarktung von neuen und runderneuerten Reifen, sondern auch um ein umfassendes Karkassenmanagementsystem. Dieses System hat zum Ziel, Karkassen binnen drei Tagen nach ihrer Demontagemeldung beim Händler bzw. Partner abzuholen und sie während des gesamten Runderneuerungsprozesses zu Tracken, um so das Potenzial maximal auszuschöpfen.
„Total-Tyre-Care“-Programm: Die Stärke des Programms – und des Truck-Point-Netzwerks – liegt in der Sammlung, Weitergabe und Nutzung von produktbezogenen Informationen durch Audits und Reports. Das Bridgestone-RDKS als sensorbasiertes System, das Daten über den Luftdruck im Reifen in Echtzeit übermitteln kann, ist dabei ein Zusatz zum Standardprogramm.
Bandag-Franchiser: Zusätzlich zur Bridgestone-eigenen Runderneuerungsstätte in Bourne (Bulldog Remoulds) habe insbesondere die Übernahme Bandags 2007 einen größtmöglichen Mehrwert für die von Bridgestone bedienten Flottenbetreiber in Europa geschaffen. Dabei seien nicht zusätzliche Produktionskapazitäten in Konzernnähe gekommen, sondern gleichzeitig habe man sich durch die neuen Bandag-Franchisepartner auch zahlreiche neue Bezugsquellen für Karkassen eröffnet.
Das europäische Netzwerk: Wie wir bereits in einer unserer Runderneuerungsbeilagen aus dem vergangenen Jahr berichteten, konnte Bridgestone UK bereits seine Karkassenmanagementexpertise exportieren. So sei auf diesem Wege etwa umfassendes Know-how auf den dänischen Markt gekommen, und zwar durch die Einrichtung des einzigartigen Karkassenmanagementsystems in der dortigen Tobol-Anlage. Auf diesem Wege habe sich nicht nur die Karkassensituation der Partner in Dänemark verbessert, auch habe sich der Austausch von Karkassen zwischen Dänemark und Großbritannien verbessert und somit auch für die Bridgestone-Partner insgesamt. Laut Bridgestone werde diese Expertise jetzt auch in weitere Länder exportiert.
Trotz all der Investitionen zur Kaltrunderneuerung unter dem Dach von Bridgestone drängt sich doch weiterhin die Frage auf: Welche Bedeutung hat dies für die Existenz der eigenen Heißrunderneuerung bei Bulldog Remoulds, aber auch bei SLBR in Frankreich? Wie es scheint, jedenfalls keine negative. Offensichtlich will das Unternehmen beide Unternehmungen als wichtigen Teil seines Runderneuerungsangebotes präsentieren; quasi als zwei Saiten desselben Bogens.
Zusammenfassend betont Terry Salter: „Die Bulldog-Remoulds-Produktion bleibt im großen Ganzen ausgewogen zwischen der Kalt- und der Heißrunderneuerung. In Großbritannien wurde der Markt Jahrzehnte lang von der Heißrunderneuerung dominiert. Folglich gibt es hier eine vorgegebene Nachfrage nach Heißrunderneuerten. Die Bedeutung der Kaltrunderneuerung nimmt allerdings genauso zu wie die entsprechenden Absätze, werden sie doch auch besonders gefördert. Die Bewegung im Markt geht stetig in Richtung der Kaltrunderneuerung. Dies ist aber eine Evolution und keine Revolution und der Bulldog-Produktionsplan ist an diese Veränderungen durchaus angepasst.“ chris.anthony@tyrepress.com/ab
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