Günzburger Ihle-Gruppe stellt Insolvenzantrag

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Die Ihle-Gruppe (Günzburg) hat gestern die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt. Wie Geschäftsführer Jürgen Eigenbrodt dazu gegenüber der NEUE REIFENZEITUNG bestätigt, habe man entsprechende Anträge für alle vier Gesellschaften der Gruppe beim zuständigen Amtsgericht in Neu-Ulm eingereicht, das daraufhin die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet hat.

Zur Unternehmensgruppe gehören folgende Gesellschaften: Reifen Ihle Service (point-S-Betriebe), Reifen Ihle (Großhandel), R-I-G Technische Produkte (Runderneuerung) und R-I-G Karkassen (Karkassen). Das schwäbische Traditionsunternehmen wurde 1947 durch Johann Ihle gegründet und gilt als größter unabhängiger Werksrunderneuerer Deutschlands (Marke „Rigdon“). Der Stammsitz des Unternehmens ist in Günzburg an der Donau (Bayern). Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Gericht den Rechtsanwalt Prof. Dr. Martin Hörmann aus dem Ulmer Büro der Kanzlei Anchor bestellt. Betroffen sind von der Entscheidung insgesamt 230 Mitarbeiter. Wie das Unternehmen aber betont, laufe der Geschäftsbetrieb vorerst weiter. Das Unternehmen erläutert die näheren Hintergründe dieser Entscheidung in einer Mitteilung.

„Vier Unternehmen der Ihle-Gruppe haben gestern beim Amtsgericht Neu-Ulm einen Antrag nach § 13 InsO gestellt, weil durch unvorhersehbare Verzögerungen bei einer Zwischenfinanzierung die notwendige Liquidität derzeit nicht mehr gegeben ist. Die Geschäftsführung des mittelständischen Reifenherstellers und Serviceunternehmens ist zuversichtlich, dass eine rasche Sanierung erreicht werden kann und hat bereits Gespräche mit den wichtigsten Partnern und Gläubigern begonnen. Der Betrieb im Handelsgeschäft und in den zwölf Filialen wird uneingeschränkt fortgesetzt, die Kunden sind vom jetzt eingeleiteten Verfahren nicht betroffen.“

Die Ihle-Gruppe habe in den vergangenen Jahren bereits „wichtige Veränderungen eingeleitet, um die hohe Kompetenz bei der Runderneuerung von Fahrzeugreifen zu erhalten und verstärkt auf wachstumsstarke Geschäftsfelder zu setzen. Durch eine branchenweite Absatzschwäche und nach dem Ausfall einiger Großkunden erforderte die Restrukturierung aber zusätzliche Fremdmittel, die nun nicht rechtzeitig beschafft werden konnten. Entsprechend den gesetzlichen Vorschriften musste deshalb beim Amtsgericht Neu-Ulm ein Insolvenzantrag gestellt werden“, heißt es dazu weiter. „Ich bedauere die Notwendigkeit dieses Schritts, bin aber sehr zuversichtlich, dass das grundsätzlich solide Fundament und die zukunftsfähige Positionierung der Ihle-Gruppe eine rasche Sanierung ermöglichen“, erklärt Geschäftsführer Jürgen Eigenbrodt.

Der Geschäftsbetrieb in allen zwölf Ihle-Filialen ist durch das Verfahren nicht unmittelbar betroffen: „Unser Reifenservice ist wirtschaftlich gesund und arbeitet wie gewohnt weiter, wir bereiten uns auf das Sommerreifengeschäft vor. Wichtige Partner haben bereits erklärt, dass sie auch in dieser schwierigen Situation zu uns stehen“, so Eigenbrodt. Weiter: „Als schwäbisches Familienunternehmen haben wir eine enge Bindung zu unseren Lieferanten, Kunden und Mitarbeitern, die wir auch jetzt während der Sanierung aufrecht erhalten wollen.“

Die Löhne der 230 Mitarbeiter sind durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Eines der Ziele der Sanierung ist, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte und der Restrukturierungsexperte Prof. Dr. Georg Streit von der Anwaltsgesellschaft Heuking unterstützen die Ihle-Gruppe bei den notwendigen Veränderungen zur langfristigen wirtschaftlichen Stabilisierung. „Ihle hat hohe Kompetenz auch in margenstärkeren und wachsenden Teilmärkten des Nutzfahrzeugreifengeschäfts; diese zukunftsfähigen Geschäftsfelder können ausgebaut werden. Die momentane Situation ist für das Unternehmen zwar schwierig, aber die Prognosen für eine Rückkehr zu positiven Ergebnissen sind vielversprechend“, stellt Prof. Dr. Streit fest. arno.borchers@reifenpresse.de

3 Kommentare
  1. Willy says:

    Wenn jetzt ein solches Traditionsunternehmen den Bach runter geht, wer soll denn dann noch runderneuern und Gewinn machen können? Klappt eure Bücher zu, ihr Runderneuerungsasse. Euch braucht keiner mehr, Michelin, Bridgestone, Goodyear und nun auch noch die Conti hebeln euch aus. Schluss –Ende–aus.

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    • Vulcanette says:

      Willy, was willst du uns sagen? Wo kommt denn der Eigenbrötler her der den Kuckuck signiert? Von Brückenstein? Richtig!Selber schuld. Fünf oder zehn Millionen sind für diese Herrschaften doch sowieso nur soooo viel wie ein F…. (‘tschuldigung) im Wind. Ein Bandag-Konkurrent weniger. Gratuliere.

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  2. tyre-expert says:

    Ob die Insolvenz des Unternehmens allein auf die Runerneuerung zurückzuführten ist, darf bezweifelt werden, immerhin sind ja (lt Artikel) alle vier Gesellschaften der Gruppe betroffen. Nur aufgrund der Tatsache, dass es sich hier um ein Traditionsunternehmen handelt, kann weder ein Rückschluss auf die Qualität der Produkte geschlossen werden. Runderneuerung hat meines Erachtens auch in Zukunft einen berechtigten Platz im Reifengeschäft. Nur Unternehmen und Unternehmer die in der Lage sind flexibel und intelligent zu handeln werden ihren Platz im Markt finden und behauten können(das gilt nicht nur für runderneuerte Reifen) Es ist immer einfach die Schuld bei anderen (die Industrie, die abgesprungenen Kunden, der ausgefallene Winter oder gar der Markt etc) zu suchen als sich an die eigene Nase zu fassen. Was spricht denn im vorliegenden Fall gegen ein Versagen des Managements bzw. der Kontrolleure des Mangements? Der Fisch stinkt immer vom Kopf her! Ein guter Manager plant doch nicht nur mit guten Zahlen sondern sorgt auch für den Ernstfall vor. Alles andere ist schon als blauäugig, wenn nicht gar als fahrlässig zu bewerten. Es ist im Sinne der Mitarbeiter zu hoffen, dass die Verursacher aus ihrem Versagen die Konsequenzen ziehen und aus dem Unternehmen verschwinden! Ein Neuanfang ist doch mit den alten Köpfen nicht möglich.

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