Hankook Tire: Erfolgsstory und kein Ende?
Hankook ist es in den vergangenen Jahren nicht nur auf beeindruckende Weise gelungen, sich zu einem ernstzunehmenden Herausforderer etablierter Reifenhersteller der Kategorie Premium zu mausern und sich gerade auf den Ersatzmärkten zu positionieren. Dem Vernehmen nach reklamiert das Unternehmen in Deutschland einen Marktanteil, der sich zweistelligen Sphären nähert – und diese Grenze verstehen nicht nur die Verantwortlichen in der Hankook-Europazentrale als Marke auf dem Weg und nicht als Ziel. Darüber hinaus ist es Hankook innerhalb kürzester Zeit auch gelungen, sich als Lieferant von Erstausrüstungskunden wie Mercedes-Benz, BMW und anderen fest zu etablieren. Vielen im Reifenhandel gilt der Hinweis auf die Erstausrüstung der S-Klasse, der E-Klasse, des X5 oder des 5er von BMW als Garant für Qualität – und sie ist es auch, wie sich bei (Sommer-)Reifentests immer wieder nachlesen lässt. Bei der Veranstaltung „The Ventus Experience“ in Spanien feierte der Hersteller nun sich selbst und erweckte gegenüber den anwesenden Journalisten nicht den Eindruck, die Erfolgsstory wäre alsbald Ende.
Ein Blick auf die Teilnehmerliste des European Media Events in Barcelona zeigt, dass keine der namhaften Zeitschriften und Zeitungen aus der europäischen Automobil- oder Reifenfachpresse fehlte. Von der ADAC Motorwelt über die einschlägigen AutoBild-Titel bis hin zur NEUE REIFENZEITUNG – niemand ließ sich bei Hankook vertreten. Allein dieser Umstand in einer für die Branche mit Terminen vollgestopften Zeit zeigt, welche Bedeutung man dem koreanischen Reifenhersteller in der Öffentlichkeit heute beimisst. Entsprechende Ansichten kommen dabei offensichtlich nicht von ungefähr, kommentierte ein langjähriger Hankook-Beobachter jetzt in Spanien doch: „Die haben alles richtig gemacht!“
Und dass die Wachstumsgeschichte des Unternehmens in Deutschland und in Europa sowie darüber hinaus natürlich ihresgleichen sucht, liegt auf der Hand: Es gibt kaum einen Reifenhersteller weltweit außerhalb der Gruppe der Top 3, der es sich leisten könnte bzw. leistet, gleichzeitig zwei Reifenfabriken zu bauen. Hankook hat erst kürzlich neue Werke in Indonesien (350 Millionen Dollar) und China (950 Millionen Dollar) in Betrieb genommen und hat gleichzeitig weitere 800 Millionen Dollar für die Errichtung einer neuen Fabrik ab Ende dieses Jahres in den USA projektiert, während die (2007 in Betrieb genommene) Fabrik in Ungarn erweitert wird (Kosten bisher: 1,2 Milliarden Dollar für eine Jahreskapazität von 17 Millionen Pkw-Reifen ab 2017). Diese Investitionssummen sind gewaltig. Dennoch konnte das zum Teil börsennotierte Familienunternehmen Hankook auch 2013 wieder eine – wenn auch nur leichte – Umsatzsteigerung bei einem deutlich höheren Betriebsgewinn vermelden.
Gleichzeitig investiert der Hersteller aber auch umfangreich in seine F&E-Kapazitäten. Ob es dabei um das neue European Technical Center (ETC) in Hannover geht, das 2012 eingeweiht wurde, oder das Reifentestgelände in Korea, das jetzt gebaut wird, oder aber das neue globale Forschungs- und Entwicklungszentrum, ebenfalls in Korea – die Investitionen der Vergangenheit haben Hankook bereits sehr weit in der Gunst der Kunden in Europa und darüber hinaus gebracht, ob es nun Kunden auf dem Ersatzmarkt sind oder eben Kunden in der Erstausrüstung. Mit Blick auf die jüngsten Ankündigungen zu weiteren Investitionen deutet sich ein nahezu linearer Verlauf dieser Entwicklung auch für die kommenden Jahre an.
Besondere Marken auf diesem Weg waren bisher bereits die Aufträge von BMW und – mehr noch – von Mercedes-Benz. Anlässlich der Veranstaltung „The Ventus Experience“ in Spanien betonten Hankook-Vertreter immer wieder den Charakter als Meilenstein, dass man seit dem vergangenen Sommer nun auch Reifen für die Erstausrüstung der neuen S-Klasse liefere. Ein höherer Aufstieg ins Premiumsegment geht nicht. Für das neue Flaggschiff aus Stuttgarter liefert Hankook seinen komfortorientierten UHP-Reifen Ventus Prime², und zwar in der Größe 245/55 R17 102 W. „Die Mercedes-Benz-S-Klasse ist nicht umsonst das weltweite Synonym für luxuriöses Fahren auf höchstem Niveau,“ so Ho-Youl Pae, Präsident und neuer Europachef des Reifenherstellers, der in Barcelona erstmals vor die versammelte hiesige Presse trat. „Daher sind wir sehr stolz, mit unserem Ventus Prime² einen Reifen entwickelt zu haben, der den hohen Ansprüchen unseres Kunden Daimler an die Bereifung der Mercedes-Benz-S-Klasse in allen Punkten gerecht wird.“
Im Vergleich zur Ausrüstung der S-Klasse wird die Meldung zur Ausrüstung der E-Klasse oder etwa etlicher BMW-Modelle in der Öffentlichkeit fast schon beiläufig zur Kenntnis genommen. Hankook ist es als Erstausrüstungslieferant in den vergangenen Jahren offensichtlich gelungen, in die Phalanx der etablierten Premiumhersteller vorzudringen und sich hier quasi ‚unter seinesgleichen’ einzurichten. Der klare Vorteil einer solchen Situation: Sie schafft ein herausragendes Markenimage (genau wie das Motorsportengagement von Hankook in der DTM) und erzeugt dadurch beim Endverbraucher ein Bild, das keiner näheren Erläuterung mehr bedarf: Der Reifenhändler kann kurz und knapp auf Hankooks Erfolge als Erstausrüstungslieferant verweisen – eine weitere Erklärung der Leistungsfähigkeit eines solchen Produktes ist dann in der Regel nicht mehr notwendig; der Kunde ist sofort überzeugt, gerade wenn dann auch noch der Preis stimmt.
Ein weiterer Vorteil für den Hersteller: Die Laufbahn als Erstausrüstungslieferant beginnt stets bei kleinen Dimensionen, die allerdings selten erquickliche Erträge, wohl aber die Aussicht auf ein Nachlaufgeschäft im Autohaus bieten. Ein Reifen für die S-Klasse lässt sich indes schon mit erklecklichen Margen verkaufen und bietet ebenfalls die Aussicht auf das oft zitierte Nachlaufgeschäft. Dass dabei die neuen Hankook-Produkte – allen voran die aus der Ventus-Serie – natürlich voller hochmoderner Technologie stecken, erläuterte Andreas Puerschel, der sich im ETC in Hannover um das BMW-Entwicklungsteam kümmert.
Mit welchen neuen Produkten Hankook demnächst noch aufwartet, wird sich zeigen. Sicher scheint aber bereits heute zu sein, dass der Hersteller weiter an seiner Erfolgs- und Wachstumsstory schreiben wird. Jetzt, wo es um Produkte, Produktion und Marke gut bestellt ist bzw. die Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung gelegt sind, fragt man sich unweigerlich: Was kommt als nächstes? Eine der großen Aufgaben der Zukunft wird es sicherlich sein, den eigenen Absatz in Deutschland und Europa und insbesondere die Absatzkanäle zu sichern. Aus Marketing- und Kundenbindungskonzepten könnte dann durchaus mehr werden… arno.borchers@reifenpresse.de
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