Haken hinterm Sommergeschäft – Und was kommt jetzt?
„Herr, lass Frost und Schnee früh und reichlich im Lande Einzug halten“ – so oder so ähnlich dürften mit Blick gen Himmel die Stoßgebete großer Teile der Reifenbranche dieser Tage lauten. Denn inzwischen muss hinter dem Sommerreifengeschäft wohl endgültig ein Haken gemacht werden, und weil die Absatzzahlen bis dato recht deutlich hinter der Vorjahresreferenz zurückgeblieben sind, ruhen die Hoffnungen jetzt natürlich auf dem kommenden Wintergeschäft.
Bei Optimisten wird diese unter Umständen befeuert von einem (Teil-)Ergebnis des „ADAC-Reifenmonitors 2013“, wo bei einer repräsentativen Befragung immerhin zwischen 28 und 29 Prozent der rund 4.000 Teilnehmer angegeben haben, dieses Jahr einen Reifenkauf zu planen. Wenn nicht so stark bei Sommerreifen zugegriffen wurde, dann doch wohl vielleicht bei Winterreifen? Ein Dämpfer für eine solche Erwartungshaltung ist allerdings ein weiteres Ergebnis derselben Umfrage, die TNS Infratest im Dezember 2012 für den Automobilklub durchgeführt hat: Dabei sagten nämlich rund 80 Prozent, sie hätten innerhalb der zurückliegenden beiden Jahre bereits neue Reifen erworben, wobei mit annähernd 52 Prozent mehr als die Hälfte zuletzt Winterreifen gekauft hat, 20 Prozent Sommerreifen und etwa zwölf Prozent Ganzjahresreifen. Insofern scheint der Bedarf an Gummis für die kalte Jahrezeit für einen nicht unerheblichen Anteil der Autofahrer gedeckt zu sein: Innerhalb von nur zwei Jahren bringen schließlich nur Vielfahrer einen Winterreifensatz bis an die Profilverschleißgrenze.
Dabei könnte die Branche – Industrie wie Handel – einen kräftigen Absatzschub durchaus brauchen. Laut Zahlen des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WdK) ist der Pkw-Absatz des Handels in Richtung Verbraucher (Sell-out) von Januar bis einschließlich August um gut acht Prozent gegenüber demselben Zeitraum 2012 zurückgegangen. Mit Blick allein auf die Sommerreifen nennt das sogenannte Sell-out-Panel des WdK dabei sogar ein Minus von leicht mehr als zehn Prozent, während bei Pkw-Winterreifen ein Plus von ziemlich genau zwischen zwei und drei Prozent verbucht wurde. Letzteres sollte freilich nicht überbewertet werden, stehen rund um das Frühjahr über den Sommer bis etwa zum Herbstanfang beim Verbraucher Winterreifen normalerweise eher weniger hoch im Kurs.
Das belegen die Daten der European Rubber Manufacturers’ Conference (ERMC) in Sachen des Reifenabsatzes Industrie in Richtung Handel (Sell-out). Über 16,1 Millionen ausgelieferten Pkw-Reifen für den Sommereinsatz in den ersten acht Monaten 2013 stehen 10,9 Millionen solcher für die kalte Jahreszeit gegenüber. In beiden Fällen entsprechen die Absolutwerte einem mehr oder weniger starken Rückgang gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum: Das Minus beziffert die ERMC mit etwas mehr als einem Prozent (Pkw-Sommerreifen) respektive gut 13 Prozent (Pkw-Winterreifen). Das bedeutet, dass die Industrie in Summe fast 27,1 Millionen Pkw-Reifen an ihre Handelspartner in Deutschland geliefert hat und damit zwischen sechs und sieben Prozent weniger als von Januar bis August 2012.
Erfreulicher sieht es nach wie vor im Segment 4×4-/Offroadreifen aus – sowohl was den Sell-in als auch den Sell-out betrifft. Während sich das Liefervolumen der Industrie mit beinahe genau zwischen 1,8 und 1,9 Millionen Einheiten per Ende August fast auf Vorjahresniveau präsentiert, konnte der Handel im Geschäft mit dem Endverbraucher sogar einen gut zweiprozentigen Zuwachs verbuchen. Dafür konnten die Reifenvermarkter hierzulande rund neun Prozent weniger Llkw- und etwa drei Prozent weniger Lkw-Reifen an ihre Kunden vermarkten. Aufseiten der Industrie steht laut der ERMC-Statistik bei Llkw-Reifen einem Minus von 18 Prozent auf rund zwei Millionen Stück ein Plus von über sechs Prozent auf gut 800.000 Einheiten bei Lkw-Reifen gegenüber. christian.marx@reifenpresse.de
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