Schwache Nachfrage zwingt Lanxess zu reagieren
In einem schwachen Marktumfeld insbesondere in der Reifen- und Automobilbranche hat der Spezialchemiekonzern und Reifenzulieferer Lanxess im ersten Quartal 2013 wie erwartet einen Ergebnisrückgang verzeichnet. „Wir sind nicht immun gegen starke Nachfragerückgänge. Darauf reagieren wir wie immer konsequent“, so Lanxess-Vorstandsvorsitzender Axel C. Heitmann.
Nachdem Lanxess bereits zu Jahresbeginn im Segment Performance Polymers mit zeitweisen Anlagenstilllegungen begonnen und sein bewährtes flexibles Anlagen- und Kostenmanagement fortgeführt hat, plant der Konzern jetzt zusätzliche Maßnahmen im Segment Performance Chemicals. „Diese Schritte sind nicht auf kurzfristige Einsparungen ausgelegt. Wir wollen in diesem Segment mittel- und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit an den internationalen Standorten steigern“, erklärt Heitmann. Zudem kürzt der Konzern sein Investitionsbudget für das laufende Geschäftsjahr auf rund 600 Millionen Euro von bisher geplanten 650 bis 700 Millionen Euro.
Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Maßgeblich waren rückläufige Absatzmengen sowie gesunkene Verkaufspreise. Das EBITDA vor Sondereinflüssen ging im Jahresvergleich um 53 Prozent auf 174 Millionen Euro zurück und lag damit in dem im März angekündigten Zielkorridor von 160 bis 180 Millionen Euro. Das operative Ergebnis wurde durch planmäßige Einmalaufwendungen in Höhe von rund 30 Millionen Euro für die Inbetriebnahme des neuen Butylkautschukwerks in Singapur sowie für die Umstellung auf die Keltan ACE-Technologie in der EPDM-Kautschuk-Anlage im niederländischen Geleen belastet.
Als stabilisierende Faktoren im ersten Quartal erwiesen sich erneut das Geschäft mit Agrochemikalien sowie die starke Positionierung des Konzerns in der Wachstumsregion Asien. Die EBITDA-Marge im Konzern sank von 15,5 auf 8,3 Prozent. Der Konzerngewinn reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahr um 87 Prozent auf 25 Millionen Euro.
Die Nettofinanzverbindlichkeiten stiegen wie erwartet im ersten Quartal im Vergleich zum Jahresende 2012, und zwar um 21 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro. Die Kennziffer nahm insbesondere aufgrund der Erhöhung des Working Capital zu. Der operative Cashflow war negativ und lag wegen des gestiegenen Working Capital und des gleichzeitig schwachen operativen Ergebnisses bei 160 Millionen Euro. „Wir sehen einen für uns typischen Anstieg der Nettoverschuldung in der ersten Jahreshälfte, verfügen aber weiterhin über eine langfristig gesicherte und solide Finanzierungsposition. Wir setzen zudem auf strikte Ausgabendisziplin“, so Lanxess-Finanzvorstand Bernhard Düttmann.
Geschäftsentwicklung in den Regionen
Mit Ausnahme der Region Asien/Pazifik verzeichneten alle Regionen Umsatzrückgänge im prozentual zweistelligen Bereich. In Asien/Pazifik blieb der Umsatz annähernd konstant bei 530 Millionen Euro. Der Anteil der Region am Konzernumsatz stieg auf 25 Prozent nach 23 Prozent im Vorjahresquartal. Die Region EMEA (Europa ohne Deutschland, Naher Osten, Afrika) stellte mit einem Umsatzanteil von rund 30 Prozent nach 29 Prozent im Vorjahr die stärkste Region dar. Der Umsatz ging um elf Prozent auf 623 Millionen Euro zurück. Der Anteil Deutschlands am Konzernumsatz betrug knapp 18 Prozent nach 17 Prozent im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz sank um elf Prozent auf 370 Millionen Euro. In der Region Nordamerika erwirtschaftete Lanxess gut 15 Prozent des Konzernumsatzes nach 18 Prozent im Vorjahr. Das Unternehmen verzeichnete dort einen Umsatzrückgang um 23 Prozent auf 327 Millionen Euro. Dieser ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass Rohstoffe für den Eigenverbrauch genutzt wurden statt diese extern zu verkaufen. In Lateinamerika gingen die Umsätze um 19 Prozent auf 245 Millionen Euro zurück. Der Anteil der Region am Konzernumsatz betrug zwölf Prozent nach 13 Prozent im Vergleichsquartal. Der Umsatz in den fünf BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) sank gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent auf 492 Millionen Euro. Diese Staaten machten damit 24 Prozent des Konzernumsatzes aus nach 23 Prozent im Vorjahr.
Geschäftsentwicklung der Segmente
Im Segment Performance Polymers verringerte sich der Umsatz um gut 18 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Niedrigere Verkaufspreise aufgrund gesunkener Einstandspreise für Rohstoffe führten zu einem negativen Preiseffekt. Zudem sanken die Verkaufsmengen aufgrund der geringeren Nachfrage aus der Automobil- und Reifenindustrie. Das EBITDA vor Sondereinflüssen ging um 56 Prozent auf 112 Millionen Euro zurück. Das Ergebnis wurde durch die bereits beschriebenen Einmaleffekte in Höhe von rund 30 Millionen Euro belastet. Das Segment Advanced Intermediates entwickelte sich aufgrund der guten Nachfrage nach Agrochemikalien solide. Der Umsatz stieg im ersten Quartal leicht um ein Prozent auf 433 Millionen Euro. Höhere Einstandspreise für Rohstoffe wurden vollständig an den Markt weitergegeben. Im Vergleich zum starken Vorjahreszeitraum gingen jedoch die Absatzmengen aufgrund der Nachfrageschwäche aus der Bau- und Farbenindustrie zurück. Das EBITDA vor Sondereinflüssen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um eine Million Euro auf 71 Millionen Euro. Die Umsätze im Segment Performance Chemicals reduzierten sich um sieben Prozent auf 520 Millionen Euro. Die Absatzmengen gingen unter anderem aufgrund der schwachen Nachfrage aus der Bauindustrie infolge des langen Winters und aus den mit der Reifenindustrie verbundenen Geschäftsbereichen zurück. Die Verkaufspreise zeigten sich insgesamt stabil. Das EBITDA vor Sondereinflüssen lag mit 51 Millionen Euro um 32 Millionen Euro unter dem Wert des Vorjahreszeitraums.
Ausblick
Für das zweite Quartal erwartet Lanxess eine leichte Verbesserung des Geschäfts. „Die Nachfrageschwäche aus der Reifen- und Automobilbranche hält an, doch der Abbau der Lagerbestände bei unseren Kunden schwächt sich ab. Für das zweite Quartal gehen wir derzeit davon aus, dass das EBITDA vor Sondereinflüssen über dem der ersten drei Monate, aber unter 220 Millionen Euro liegen wird“, sagt Heitmann. Erwartet werden Sondereinflüsse im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich für die zusätzlichen Maßnahmen. „Das Marktumfeld bleibt schwach und volatil. Vorhersagen sind derzeit schwierig. Dennoch gehen wir für das zweite Halbjahr von einer konjunkturellen Verbesserung der Geschäftslage aus. Asien mit Schwerpunkt China wird sich deutlich besser entwickeln, während die Marktbedingungen in Europa weiterhin schwierig bleiben.“ Im Bereich Agrochemikalien geht der Konzern von einer weiterhin guten Nachfrage aus. Erwartet wird zudem eine moderate Erholung in der Bauindustrie. Die Megatrends Mobilität, Landwirtschaft, Urbanisierung und Wasser bleiben intakt. Insgesamt rechnet der Konzern im Gesamtjahr 2013 nun mit einem EBITDA vor Sondereinflüssen von unter einer Milliarde Euro. Für 2014 hält Lanxess an seinem mittelfristigen EBITDA-Ziel von 1,4 Milliarden Euro ebenso fest wie an den angekündigten 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2018. dv
Schreiben Sie einen Kommentar
An Diskussionen teilnehmenHinterlassen Sie uns einen Kommentar!