Die Marke Dunlop
Reifennamen werden fast täglich irgendwo auf der Welt geboren, es gibt sie zu Hunderten, zumeist mit sehr beschränkter Halbwertzeit. Reifenmarken gibt es hingegen nur wenige, Markenstatus haben bei großzügiger Auslegung vielleicht zwei Handvoll, bei engerer Betrachtung lediglich eine Handvoll Unternehmen aus der Reifenbranche. Manche Namen werden durch ein Symbol oder durch ein Produkt zur Marke, andere sind qua Namen schon eine Marke. Dunlop ist eine Marke.
Nicht nur in der Reifenbranche, sondern darüber hinaus. Vor allem im Sportbereich – am bekanntesten in den Bereichen Golf und Tennis –, aber auch bei Produkten des täglichen Bedarfes wie Matratzen (als Dunlopillo) oder Gummistiefel. Dass wir mit Dunlop aber am ehesten Reifen assoziieren hat mit der Erfindung des John Boyd Dunlop im Jahre 1888 zu tun: Er hat keinen Golfball erfunden und auch keine Gummistiefel, sondern den Luftreifen.
Der schottische Tierarzt gab der Reifenfirma seinen Familiennamen als Firmenbezeichnung. Dunlop war erst in England, wenige Jahre später in deutschen Landen und dann auch in Frankreich eine Reifenfirma. Der „Sündenfall“ – der schlechte Umgang mit dem guten Namen – lässt viele Jahre auf sich warten, aber er passiert. Und zwar gleich mehrmals: Von 1943 bis 1949 hatte sich die japanische Tochtergesellschaft in Chuo Rubber umbenannt und dann 1963 erneut von Dunlop Rubber in Sumitomo Rubber Industries (SRI). In Europa haben die Japaner ab 1983 kurz nacheinander Dunlop U.K., die deutsche Dunlop AG und die Dunlop France übernommen sowie schließlich auch die US-amerikanische Dunlop Tire Corporation. SRI meinte, alte Zöpfe abschneiden zu müssen und hat 1985 in Deutschland umfirmiert in SP Reifenwerke GmbH bzw. in Großbritannien in SP Tyres UK Ltd. Das Markensymbol des „Flying D“ blieb immerhin erhalten, auch der Schriftzug (in Versalien) DUNLOP verblieb auf den Visitenkarten der jetzt unter japanischer Ägide wirkenden Manager. Der Marke hat dieses wenige Jahre währende Intermezzo nicht geschadet. Dunlop war und ist bis heute eine Weltmarke.
Dunlop wird als Reifenmarke in diesem Jahr 125. Der Pfeil vor den sechs Buchstaben wurde in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts kreiert und wird eher intern „Flying D“ genannt, hat sich aber bei den Verbrauchern als Logo „eingebrannt“. Dass auch abseits der Reifenbranche – zum Beispiel auf den Bespannungen von Tennisschlägern oder den Tennisnetzen – das „Flying D“ auftaucht, hat den Reifenhersteller nie gestört, sondern war eher ein angenehmer Mitnahmeeffekt im Sinne der Unterstützung des Markenstatus. Darüber hinaus sprechen heutige Marketingexperten gerne von der „DNA einer Marke“, wenn sie ihr bestimmte Inhalte zuordnen. In Bezug auf Dunlop sei in diesem Zusammenhang gewiss auf die glorreiche motorsportliche Vergangenheit verwiesen, die bis in die heutige Zeit gepflegt wird: auf zwei Rädern bis in den GP-Bereich, auf vier Rädern eher im Breitensport. Erinnert sei an die legendären „Bentley Boys“, die in der Geschichte der nicht weniger legendären „24 Stunden von Le Mans“ auf Dunlop ihre Spuren hinterließen, oder an die Formel-1-Jahre 1958 bis 1970, als mit Dunlop bereifte Autos in 83 Rennen siegten und acht Fahrer- sowie neun Konstrukteursweltmeisterschaften für die Marke gesammelt wurden. Nicht zuletzt tragen auf vielen Rennstrecken dieser Welt Brücken, Kurven oder Türme den Zusatz Dunlop in ihrem Namen und stützen den Markenstatus.
Es geht auch alles „eine Nummer kleiner“, dient aber dem gleichen Zweck. Ein tiefer Blick in die Historie vor der Kreation des „Flying D“: Während die Kollegen in Großbritannien einen „Dunlop-Hund“ hatten, entschieden sich die deutschen Kollegen für eine „Dunlop-Katze“, die schnell so etwas wie Kultstatus – der allerdings längst verschwunden ist – erhalten sollte. „Munkel, unser Kater, im Verkehr stets Dein Berater“ stand auf den Löschblättern damaliger Schulkinder, im heutigen Jargon würde man sagen „sponsored by Dunlop“. detlef.vogt@reifenpresse.de
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