Neuer Michelin-Reifen für die LMP1-Prototypen
Ab 2014 werden die LMP1-Prototypen, die Königsklasse der Langstreckenrenner bei der FIA World Endurance Championship (WEC), auf neuen Michelin-Reifen (31/71-18) starten. Die Neuentwicklung ersetzt den 36/71-18 (vorne) und den 37/71-18 (hinten). Obwohl deutlich schmaler und leichter (Gewichtsersparnis vier Kilogramm pro Satz), passen die neuen Reifen in puncto Leistung, Rollwiderstand und Langlebigkeit zur kommenden Generation der LMP1-Prototypen, so der Hersteller. Denn die neuen Wettbewerbsregeln für das Jahr 2014 stellen die Weichen klar in Richtung Verbrauchsreduzierung und Nachhaltigkeit. Michelin hat eng mit seinen Partnern zusammengearbeitet, um diese technologische Herausforderung umzusetzen.
Der französische Reifenhersteller profitierte dabei besonders von seinem umfangreichen Know-how auf dem Gebiet energieeffizienter Reifen, wie Michelins Motorsportdirektor Pascal Couasnon erklärt: „In den letzten Jahren konnten wir Rollwiderstand und Langlebigkeit unserer Langstreckenrennreifen signifikant verbessern und dennoch höchste Sicherheits- und Leistungsstandards realisieren. Das ist ein hervorragendes Beispiel für die „Michelin Total Performance“-Strategie, die stets darauf abzielt, alle Leistungsmerkmale eines Reifens zu verbessern – auch solche, die von einigen als unvereinbar angesehen werden.“
So konnte das Le-Mans-Siegerauto von 2011, ein Audi R18, 750 Kilometer auf dem gleichen Satz Reifen zurücklegen. Der im Jahr 2012 eingesetzte Nissan Delta Wing hätte theoretisch sogar zehn „normale“ Le-Mans-Stints oder eine Distanz von 1.600 Kilometern ohne Reifenwechsel bewältigen können.
Auch wenn das Reglement nur maximal vier Stunden Fahrzeit pro Fahrer zulässt, bringen – vom reduzierten Verbrauch ganz abgesehen – die eingesparten Boxenstopps schon jetzt deutliche Vorteile im Rennen. Auch bei der perfekten Zusammenarbeit mit dem Fahrwerk spielt der Reifen eine im wahrsten Sinne des Wortes „tragende“ Rolle. Denn er muss nicht nur das Gewicht der LMP1-Prototypen (mindestens 900 Kilogramm) tragen. Die Pneus müssen auch die durch den enormen aerodynamischen Abtrieb erzeugten Kräfte aufnehmen, die bis zu dreimal höher sein können. Dazu kommen extreme Quer- und Längsbeschleunigungen. Beim Anbremsen beispielsweise entstehen in Le Mans Kräfte von bis zu 3 g, in der Porsche-Kurve beträgt die Querkraft annähernd 3,5 g.
Die jahrelange Erfahrung in der Konzeption von Reifen für LMP1-Prototypen sowie das Know-how aus dem Projekt Nissan Delta Wing sind nun in den neuen Wettbewerbsreifen 31/71-18 geflossen, der zunächst mithilfe hochmoderner Simulationswerkzeuge entwickelt wurde. Erste Tests finden in Zusammenarbeit mit dem Audi Sport Team Joest statt. Der deutsche Michelin-Partner wird darüber hinaus einen mit den neuen Reifen ausgestatteten Prototyp während der „Le Mans Test Days“ am 9. Juni einsetzen. In Zusammenarbeit mit anderen LMP1-Partnern des Reifenherstellers sind im Laufe des Jahres 2013 etliche weitere Einsätze in und außerhalb von Europa geplant.
Die neue Größe für die LMP1-Prototypen entspricht übrigens einem Straßenreifen 335/35 ZR18, wie er beispielsweise bei der neuen Dodge Viper GTS verwendet wird. Auch dies verdeutlicht den intensiven Technologietransfer von der Rennstrecke auf die Straße und umgekehrt. dv
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