Reifen(label)test wirft so manche Frage auf

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Auf ihren Internetseiten präsentiert die Autozeitung die Ergebnisse eines ganz speziellen Winterreifenvergleichstests: Auf dem Opens external link in new windowContidrom mussten sich vier so bezeichnete „Billigreifen“ – Achilles „Winter 101“, Goodride „Snowmaster SW 601“, Syron Opens external link in new window„Everest 1“ und Torque „TQ 022“ – in der Größe 205/55 R16 gegen Contis Opens external link in new window„WinterContact TS 850“ beweisen. Dabei wurde allerdings nicht das sonst übliche Testprozedere des Magazins angewandt, bei dem nach eigenen Angaben bis zu 18 Disziplinen überprüft werden, sondern man fokussierte sich ausschließlich auf zwei Kriterien: Nasshandling und Bremsen auf nasser Fahrbahn. Ermittelt wurden dabei die Rundenzeiten auf einem künstlich beregneten Kurs sowie in Anlehnung an das Opens external link in new windowEU-Reifenlabeling die beim Verzögern von 80 auf 20 km/h auf Nässe zurückgelegte Distanz. Letzteres wohl vor allem deshalb, um auf Ungereimheiten rund um die Nasshaftungsklassifizierung der „Billigreifen“ aufmerksam machen zu können.

Denn von den stichprobenartig gekauften Modellen habe lediglich das Conti-Produkt ein „gültiges Label“ getragen, heißt es. Die anderen zierten demnach „Aufkleber, die dem EU-Sticker nachempfunden“ seien, aber zu Irritationen oder Fehlkäufen führen könnten. Begründet wird diese Sicht der Dinge bzw. der Vorwurf, die bei den „Billigreifen“ vorgefundenen und sogar als „Fälschung“ bezeichneten Reifenkennzeichnungen würden nicht die „exakte Produktbezeichnung inklusive Artikelnummer sowie die genaue Größe samt Betriebskennung (Load- und Speedindex) des Reifens“ tragen. Das aber verlangt der Gesetzgeber überhaupt nicht von dem auf den Reifen klebenden Stickern. Zudem sagt die Autozeitung selbst, dass die vier Importreifen ohnehin kein Label hätten tragen müssen, weil sie vor dem 1. Juli 2012 produziert worden sind. Doch nichtsdestotrotz soll auf den vom Reifenhandel ausgestellten Kaufbelegen bei allen Modellen in Sachen Nasshaftung aber mindestens ein „C“ (in einem Fall sogar ein „B“) ausgewiesen worden sein.


Laut Autozeitung ist ein Reifenlabel, das keine konkreten Angaben zum Modell bzw. der Dimension und Geschwindigkeits-/Lastindex enthält, ungültig bzw. eine „Fälschung“ – das ist aber schlichtweg falsch

Tatsächlich bewahrheitet haben sich diese Angaben bei den konkreten Messungen demnach letztlich nur bei dem Conti-Modell. Für die vier „Billigreifen“ nennt die Autozeitung nach ihrem eigenen Test demgegenüber durchweg eine „E“-Einstufung in Sachen Nasshaftung (siehe Tabelle). Immerhin waren die bei ihnen gemessenen Strecken beim Verzögern von 80 auf 20 km/h auf nasser Fahrbahn zwischen sechs und knapp sieben Metern länger als bei dem „WinterContact TS 850“. Mit Blick auf das Nasshandling und die dort mit den „Discountpneus“ gefahrenen Rundenzeiten ist ebenfalls von einer schwachen Vorstellung die Rede. „Sie zeigen allesamt ein instabiles Verhalten im Grenzbereich und reagieren trotz Fahrdynamikregelung (ESP) empfindlich auf Lastwechsel, woraus ein durchweg unsicheres Fahrgefühl resultiert. Ganz anders der Conti: Er verzeiht mit stoischer Ruhe sogar grobe Fahrfehler“, so die Tester.

Angesichts all dessen stellt sich die Frage, was das Ganze schlussendlich aussagen soll. Zum einen will die Redaktion vermutlich einen Hinweis auf ein potenziell falsches Labeling bei den „Billigreifen“ geben. Ob Messwerte von Reifen, die offiziell gar kein Label tragen müssten, sich dazu allerdings eignen, den Gesetzgeber an seine Opens external link in new windowMarktüberwachungspflichten zu erinnern, muss man abwarten. Zum anderen möchte die Autozeitung vor allem aber wohl auch die Bedeutung ihrer eigenen Opens external link in new windowReifentests unterstreichen. „Nur Reifentests, wie sie die Autozeitung regelmäßig durchführt, bieten zuverlässige Informationen. Zumal in einem solchen Test 18 Disziplinen geprüft werden, während das EU-Label nur Rollwiderstand, Geräuschemission und Nassbremsen abdeckt“, so das Blatt. Dann muss man sich allerdings die Frage gefallen lassen, warum bei dem jüngsten Test dann sogar nur zwei Kriterien – Nasshandling und Nassbremsen – überprüft wurden, um darauf aufbauend „Billigreifen“ generell die Konkurrenzfähigkeit mit Premiumprodukten abzusprechen. Eine schlüssige Argumentationskette sieht jedenfalls anders aus. christian.marx@reifenpresse.de

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