Hervorragende Expertise bei Maxion Wheels
Im Rahmen der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover hatte die NEUE REIFENZEITUNG Gelegenheit, mit Dan Ioschpe, Präsident des brasilianischen Konzerns Iochpe-Maxion S.A. (Muttergesellschaft des weltgrößten Räderherstellers Maxion Wheels), ein Kurzinterview zu führen. An dem Gespräch nahmen auch Fred Bentley, der die Räderdivision des Konzerns führt und zuvor bei der von den Südamerikanern zum 1. Februar dieses Jahres übernommenen Hayes Lemmerz als COO gewirkt hatte, und Marc Hendrickx, Vice President für Verkauf, Marketing und Geschäftsentwicklung, teil.
NEUE REIFENZEITUNG: Herr Ioschpe, mit Blick auf die Geschichte Ihres Unternehmens und auf die Sparten einschließlich der für Fahrzeugräder wurde Iochpe-Maxion immer als „Steel Company“ wahrgenommen. Mit der Übernahme von Hayes Lemmerz sind nun auch Räder aus Aluminium hinzugekommen. Werden diese eine langfristige Zukunft unter dem Dach des Konzerns haben?
Dan Ioschpe: Ja, wir kommen von der Stahlseite und sind mit diesem Material groß geworden. Aber mit der Übernahme von Hayes Lemmerz haben wir eine hervorragende Expertise akquiriert, die sich im Bereich der Stahlräder mit dem vorhandenen Know-how, das wir in die neugeschaffene Division Maxion Wheels einbringen, ergänzt. Darüber hinaus aber haben wir auch Expertise dazugewonnen, die für uns sehr gewinnbringend sein wird: Denn wir sehen ja, dass der Bedarf an Pkw-Aluminiumrädern weltweit wächst und eine Substitution stattfindet weg vom Stahl- und hin zum Aluminiumrad.
Marc Hendrickx: In diesem Licht sind auch unsere aktuellen Investitionen zu sehen. So verdoppeln wir gerade unsere Kapazitäten in unserem türkischen Pkw-Aluminiumräderwerk von zwei auf vier Millionen Einheiten jährlich.
NEUE REIFENZEITUNG: Und wie steht es mit Aluminiumrädern für Lkw aus, ein Segment, in dem Maxion Wheels derzeit nicht vertreten ist?
Dan Ioschpe: Kurzfristig gibt es bei uns in diese Richtung kein Projekt und keine konkrete Planung. Ob wir uns in diesem Bereich mittel- oder langfristig engagieren werden, kann ich Ihnen derzeit nicht beantworten.
NEUE REIFENZEITUNG: Bei Pkw-Rädern ist Ihre Akquisition Hayes Lemmerz bislang sehr auf die Erstausrüstung fokussiert gewesen. Gibt es Ambitionen, auch am Nachrüstgeschäft signifikant zu partizipieren?
Dan Ioschpe: Bei Pkw-Aluminiumrädern sind wir tatsächlich im Aftermarket so gut wie nicht vertreten und werden das wohl auch nicht ändern. Aber unsere geschätzten Mitbewerber (zum Beispiel Borbet oder Ronal, d. Red.) legen ebenfalls ihren Fokus auf die Erstausrüstung und haben nur kleine Anteile im Ersatzgeschäft. Und hinsichtlich Pkw-Stahlrädern sind wir in Europa mit unseren Produkten Marktführer im Ersatzmarkt, auch wenn der Vertrieb nicht direkt über uns erfolgt, sondern über sehr kompetente Partner.
NEUE REIFENZEITUNG: Wenn ich auf die globale Verteilung der Räderwerke schaue, dann ist Russland ein weißer Fleck. Oder gibt es andere Märkte, die eine höhere Priorität bei Expansionsprojekten haben könnten? Im Wachstumsmarkt Südostasien erscheint mir der Weltmarktführer bei Fahrzeugrädern auch unterrepräsentiert.
Dan Ioschpe: Konkrete Pläne haben wir da nicht. Wir registrieren natürlich den wachsenden Bedarf in Regionen wie Russland oder Südostasien und wissen, dass das herausfordende Märkte sind. Wenn Markttrends da sind, so werden wir ihnen folgen.
Fred Bentley: Wir haben im Übrigen gerade in zwei Stahlräderwerke in Indien – eines für Pkw, das andere für Lkw – und auch bei unserem Aluminiumräderwerk in Thailand kräftig investiert, woran man erkennen mag, dass wir jedenfalls am Wachstum in Südostasien partizipieren wollen. (Bei den drei genannten Fabriken handelt es sich um Werke der vormaligen Hayes Lemmerz, ferner hat Iochpe-Maxion ein eigenes Stahlräderwerk in China in die neue Räderdivision eingebracht, d. Red.)
NEUE REIFENZEITUNG: Mit Blick auf den Heimatmarkt des Konzerns fällt auf, dass sowohl die vormalige Hayes Lemmerz als auch Ihr Unternehmen je ein Werk für Pkw- und Lkw-Stahlräder eingebracht haben. Benötigt ein Land wie Brasilien je zwei Pkw- und Lkw-Stahlräderfabriken oder sind Zusammenlegungen zu erwarten?
Dan Ioschpe: Die vier Produktionseinheiten waren vorher gut ausgelastet und sind es immer noch. Darum sehen wir keine Veranlassung, daran etwas Grundlegendes zu ändern.
NEUE REIFENZEITUNG: Der brasilianische Markt mag groß genug sein. Aber wie steht es mit dem Werk für Aluminiumräder, das Ihnen mit der Übernahme von Hayes Lemmerz in Südafrika zugefallen ist? Dort gibt es noch ein weiteres Pkw-Aluminiumräderwerk eines Wettbewerbers (Borbet) und Marktbeobachter sind der Ansicht, dass ein so kleiner Markt keine zwei Aluminiumräderfabriken benötigt.
Dan Ioschpe: Wir haben keinen Einfluss auf Entscheidungen eines Mitbewerbers. Wir jedenfalls sehen unsere Fabrik als einen unserer weltweiten „Footprints“, glauben an wachsendes Potential und wollen noch lange vor Ort sein. Vielleicht wird der Standort Südafrika eines Tages der ideale Ausgangspunkt für einen neuen sich entwickelnden riesigen Markt Afrika sein. detlef.vogt@reifenpresse.de
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