Michelin integriert Reifen in die elektronische Informationskette

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Nach anderen Herstellern stellt nun auch Michelin „kommunizierende“ Nutzfahrzeugreifen vor und erwartet einen großen Mehrwert für Flottenbetreiber und die Umwelt. Konkret sind damit Busreifen gemeint, bei denen der Reifendruckkontrollsensor im Reifen mit einem RFID-Chip (RFID steht für „Radio-Frequency Identification“) im Reifen kombiniert wird. Entsprechend ausgestattete Modelle des „Michelin X InCity“ sind während der Olympischen Spiele in London erstmals im Alltagstest. Mit dieser Innovation könne man Michelin zufolge das Reifenmanagement künftig deutlich vereinfachen und effizienter gestalten und schaffe – vor allem – eine ganz neue Informationskette mit etlichen Einsatzmöglichkeiten und einem hohen praktischen Nutzen.

Für die Unternehmen im Londoner Personennahverkehr bedeute die Ausstattung ihrer Busse mit „Michelins jüngster Innovation“ einen Gewinn an Sicherheit. Auch die Mobilität ihrer Fahrzeuge und der Passagiere könne dadurch unmittelbar verbessert werden. Durch die Verknüpfung mit RFID-Transpondern, die direkt in den Reifen Michelin X InCity eingelassen sind, ermöglichten die TPMS-Sensoren neben der Erfassung der Daten für Reifendruck und Temperatur zusätzlich eine lückenlose Verfolgbarkeit. „Die vollständige Überwachung und Kontrolle der Reifen am Fahrzeug wird während ihrer gesamten Lebensdauer einfacher und sicherer. Diese Innovation gibt einen Vorgeschmack darauf, wie sich in naher Zukunft das Flottenmanagement entwickeln könnte – nicht nur bei Bussen, sondern auch bei anderen Nutzfahrzeugen“, heißt es dazu in einer Mitteilung.

Durch die Integration eines RFID-Transponders baue Michelin den Reifen zu einem elektronischen Informationssystem aus. Erfahrungen aus dem Michelin-Reifenmanagement für Flotten zeigten, dass für die herkömmliche Überprüfung von Fülldruck und Zustand der Reifen eines Busses oder Lkw durchschnittlich 15 Minuten benötigt werden. Die Überprüfung mehrerer Hundert Fahrzeuge zwinge Flottenmanager folglich bislang dazu, „aufwendige und kostenintensive Wartungsprozesse zu organisieren. Zwillingsbereifungen erschweren diese Arbeiten oft zusätzlich. Auch die Sichtprüfung der eindeutigen Identifikationsnummer eines Reifens gestaltet sich oft schwierig. Dies trifft insbesondere für die recht häufigen Fälle zu, in denen die Nummer auf der Innenflanke angebracht ist. Doch auch wenn sie sich an der Außenflanke befindet, ist sie nicht zwangsläufig immer lesbar, denn sie kann durch Kontakte mit Bordsteinen oder anderen Hindernissen beschädigt sein“, so Michelin weiter. „Die Neuerung von Michelin verkürzt und vereinfacht die notwendige Sicherheitskontrolle erheblich: Ein mit einem elektronischen Lesegerät ausgestatteter Techniker geht am Fahrzeug vorbei und kann in wesentlich kürzerer Zeit absolut zuverlässige und vollständige Daten über Druck und Temperatur jedes einzelnen Reifens erfassen. Gleichzeitig wird die Identifikationsnummer erfasst und zugeordnet. So wird der gesamte Lebenszyklus jedes einzelnen Reifens vollständig dokumentiert. Reifenkontrollen können häufiger und wirksamer durchgeführt werden. Der ‚kommunizierende’ Reifen von Michelin ist also gleich unter zwei, aus Unternehmersicht bisher unvereinbar erscheinenden Aspekten gewinnbringend: Die Wartung der Fahrzeuge wird beschleunigt und gleichzeitig kann die Sicherheit erheblich verbessert werden.“

Dazu sei das System völlig wartungsfrei. Michelin habe seine gesamte Erfahrung bei der Montage und Demontage sowie bei der Wartung von Reifen in die Entwicklung des TPMS-Sensors einfließen lassen, um ihn so widerstandsfähig wie möglich zu gestalten. Der RFID-Transponder selbst brauche keine Batterie, denn er wird durch die elektromagnetischen Wellen des Lesegerätes beim Auslesen der Informationen mit Strom versorgt. Seine Lebensdauer übersteige die des Reifens bei Weitem. Darüber hinaus entfalle, anders als bei Barcode-Etiketten, das Risiko der Unlesbarkeit durch Verschleiß oder Ablösung des Etiketts. Auf dem Transponder sei ein Bereich für den Nutzer reserviert, in den dessen Daten geschrieben und gegebenenfalls im Laufe der Lebensdauer des Reifens auch aktualisiert werden können.

Die ersten industriellen Anwendungen der RFID-Technologie stammen bereits aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, doch zum ersten Mal werden sie nun von Michelin in Kombination mit TPMS für die Übermittlung von Daten über den Reifenzustand eingesetzt. Für die Entwicklung dieser Technologie habe Michelin sieben Jahre geforscht, etwa 20 Patentfamilien angemeldet, eine Vielzahl von Preisen erhalten und 50.000 Reifen auf allen Kontinenten getestet. Dabei seien insgesamt sechs Milliarden Kilometer zurückgelegt worden. „Die Technologie zeichnet sich durch hohe Zuverlässigkeit aus, denn der Datentransfer funktioniert auch über einen langen Zeitraum hinweg fehlerfrei. Gleichzeitig bietet Michelin weiterhin die gewohnten Leistungsmerkmale der Reifen.“ Michelin setze mit dieser Innovation die langjährige Entwicklungsarbeit an der elektronischen Ausrüstung seiner Reifen fort. Dank der Einführung der elektronischen Reifendruckkontrollsysteme konnte Michelin die Produktreihe Michelin X One auf den Markt bringen, einen Superbreitreifen für Nutzfahrzeuge, der die Zwillingsbereifung ersetzen kann. In den Vereinigten Staaten sei er seit seiner Einführung im Jahr 2000 bereits mehr als eine Million Mal verkauft worden.

Fünf wichtige Vorteile böten die „kommunizierenden“ Reifen für Flottenbetreiber laut Michelin:

1. Mehr Sicherheit: Die Überprüfungs- und Wartungsarbeiten, bei denen unter anderem der Reifenfülldruck geprüft wird, würden erleichtert. Dadurch könnten die Reifen dieser Busse unter optimalen Bedingungen eingesetzt werden: Das erhöhe die Sicherheit. Darüber hinaus werde der Arbeitsaufwand für die Überprüfung des Reifenfülldrucks reduziert. So könne der Reifentechniker einer Fahrzeugflotte mehr Zeit für die Arbeiten aufwenden, die seinen eigentlichen Mehrwert ausmachten, nämlich die Sichtprüfung von Verschleiß, Profiltiefen und dem allgemeinen Zustand der Reifen. Auch für den Techniker selbst würden die Arbeiten sicherer.

2. Mehr Kraftstoffeinsparungen und weniger CO2-Emissionen: Der richtige Reifenfülldruck trage dazu bei, den Kraftstoffverbrauch und damit auch die CO2-Emissionen eines Fahrzeugs zu senken. Michelin habe in einer gemeinsamen Untersuchung mit Volvo ermittelt, dass die Unterschreitung des Nennluftdrucks um 1 bar den Kraftstoffverbrauch bis zu 0,4 Liter pro 100 Kilometer in die Höhe treiben könne. Dieser Test und Erfahrungen im Flottenmanagement hätten auch gezeigt, dass bei zwei Dritteln der Lkw, die auf europäischen Straßen unterwegs sind, der Anteil des Kraftstoffverbrauchs, der auf die Reifen zurückzuführen ist, durch die Auswahl geeigneter Reifen, den korrekten Reifenfülldruck und die Einstellung der korrekten Radgeometrie gesenkt werden könnte. Die Michelin-Innovation trage somit zu einer effizienteren und nachhaltigen Mobilität bei.

3. Längere Lebensdauer: Auch der Reifenverschleiß lasse sich durch den richtigen Reifenfülldruck, der optimal auf die Belastung und die Einsatzarten abgestimmt ist, verringern. So könne die aktuelle Michelin-Innovation die Langlebigkeit der Reifen verbessern.

4. Mehr Mobilität: Im Rahmen seines Reifenmanagements für Flotten habe Michelin festgestellt, dass rund 75 Prozent der mit Reifen zusammenhängenden Pannen und Probleme auf einen schleichenden Druckverlust zurückzuführen sind. Durch die Michelin-Innovation könnten Fülldruck und Temperatur häufiger und leichter kontrolliert werden, was es Flottenmanagern ermögliche, Probleme früher zu erkennen. So könnten sie gut informiert rechtzeitig die richtigen Entscheidungen treffen und eine der schlimmsten Situationen in der Branche vermeiden, nämlich eine Panne im fließenden Verkehr. Die Vorteile daraus lägen auf der Hand: mehr Sicherheit für die beförderten Passagiere und gleichzeitig ein Imagegewinn für die Transportunternehmen und die Stadt.

5. Mehr Effizienz: Vor dem besonderen Hintergrund der Olympischen Spiele ermögliche es die Michelin-Innovation den Technikern, die Wartungsarbeiten ohne Kompromisse bei der Sicherheit zu beschleunigen. „Ganz im Gegenteil – die durchgängige Identifizierung der Reifen durch die RFID-Transponder ermöglicht eine lückenlose Verfolgung. Doch auch außerhalb der Olympischen Spiele bietet die Michelin-Innovation Flottenmanagern im Güter- und Personentransport die Gewissheit, dass sie über mehrere Nutzungszyklen der Reifen (Nachschneiden, Runderneuerung) hinweg ein verlässliches und modernes Instrument zur Verfolgung nutzen können.

Zukunftsperspektiven

Die Michelin Innovation bietet Zukunftsperspektiven – auch über das Testfeld der Olympischen Spiele in London hinaus. Durch moderne Technologie können Flottenbetreiber bereits jetzt in Echtzeit erfassen, wo sich jedes einzelne ihrer Fahrzeuge gerade befindet. Die Bordinformatik übermittelt sämtliche Informationen über die geografische Position und die Parameter der Fahrzeugmechanik. Die Michelin-Innovation könne nun für zusätzliche Sicherheit sorgen, denn sie ermögliche die fortlaufende Zustandskontrolle jedes einzelnen Reifens am Fahrzeug. So könnten Informationen nicht nur an den Fahrer gehen, sondern über die integrierte Bordinformatik auch direkt an die entsprechende Schnittstelle im Transportunternehmen übermittelt werden – Informationen über Störungen und Pannen inklusive. Durch diese Verbindung mit den Fahrzeugen könnten die Flottenmanager künftig mögliche Zwischenfälle vermeiden und bei Bedarf schneller reagieren, damit das Fahrzeug nicht unterwegs liegen bleibt.

Die Innovation der Michelin-Gruppe „ist ein nachhaltiger technischer Fortschritt, denn der RFID-Transponder verbleibt über alle Nutzungszyklen hinweg im Reifen. Michelin-Reifen sind für das Nachschneiden und Runderneuerungen ausgelegt. Durch die neue Technologie kann Michelin zuverlässige und zurückverfolgbare Informationen liefern, solange der Reifen auf einem Fahrzeug montiert ist. Schon seit jeher war es Michelin ein Anliegen, eine breite Palette an Serviceleistungen zu entwickeln, damit jeder Nutzer mit seinen speziellen Bedürfnissen aus seinem Fahrzeug den größtmöglichen Nutzen ziehen kann. Durch die Entwicklung von Serviceleistungen mehr als nur Reifen anzubieten, zählt zu den Werten der Michelin-Gruppe.“

Der Hersteller weiter: „Somit entsteht durch die Innovation der Michelin-Gruppe ein echtes Servicesystem rund um den Reifen, das Flottenmanagern im Güter- oder Personentransport mehr operative Effizienz ermöglicht. Außerdem kann die Michelin-Gruppe mit dieser Innovation erneut unter Beweis stellen, dass sie einer der richtungweisenden Technologieführer in der Transportbranche ist.“

Die neue Informationskette, die derzeit rund um den Reifen entsteht, entspreche bereits existierenden Normen, die weltweit als Referenz anerkannt werden. Unter der Leitung von Dr. Patrick King arbeitete Michelin mit der gesamten Reifenindustrie zusammen, um gemeinsame und auf den Bedarf der Automobilhersteller abgestimmte Entscheidungen herbeizuführen. In einigen normativen Dokumenten werde der Reifen auch als Beispiel für Anwendungen der RFID-Technologie genannt. „Michelin positioniert sich nicht nur als Motor für diesen neuen Ansatz, sondern befürwortet ebenso seine allgemeine Verbreitung, damit allen Verkehrsteilnehmern dieses erhöhte Maß an Sicherheit zugutekommt. Michelin ist auch hier Wegbereiter: Für diese Innovation wie auch für andere bietet Michelin eine offene Lösung an, die weltweit alle Akteure der Reifenbranche nutzen können. Derzeit ist Michelin zwar weltweit noch der einzige Anbieter dieser Kombination aus TPMS- und RFID-Technologie, doch es ist wünschenswert, dass künftig auch andere Reifenhersteller diese Lösung in ihr Programm aufnehmen können.“ ab

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