Bridgestone veranstaltet „Swiss Days“ und hat viel zu erzählen

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Seit Anfang des vergangenen Jahres ist auch die Bridgestone-Vertriebsorganisation länderübergreifend aufgestellt. Seither steht der Reifenvertrieb in den Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz unter der Leitung von Gerry Duffy, Geschäftsführer der Bridgestone Deutschland GmbH (Bad Homburg) und neu ernannter DACH-Chef. Für den Bridgestone-Vertrieb in den deutschsprachigen Ländern der Region „Zentraleuropa“ war es daher Zeit, die Integration der bisher unabhängigen Teile voranzutreiben. Mitte Juni nun veranstaltete der Hersteller in Zürich seine „Bridgestone Swiss Days“ und nutzte dabei die Gelegenheit, mit den 200 geladenen Schweizer Reifenhändlern die aktuelle Entwicklung – innerhalb der neuen Vertriebsorganisation wie auch am Markt – umfassend zu diskutieren und sich als guter Gastgeber zu präsentieren.

Der gebürtige Schotte Duffy traf vor der versammelten Schweizer Händlerschaft nicht nur den richtigen Ton, sondern sprach auch die Sprachen, die man dort versteht: Deutsch und Französisch. Dies kam bei den Zuhörern gut an und zeigte ihnen, dass der Hersteller an einer guten und kooperativen Partnerschaft mit den Händlern im Nachbarland Deutschlands ein großes Interesse hat. Traf die Umstrukturierung Anfang des vergangenen Jahres die Organisation in Österreich kaum, wurden dort neben dem Abzug einiger Back-Office-Funktionen doch auch neue Aufgaben angesiedelt, so musste die Schweizer Organisation doch gewisse Einschnitte hinnehmen. Nach anfänglichen Reibungsverlusten im Zuge der Umstrukturierung hätten sich die Arbeitsweisen und die Betreuung der Händler nun aber weitestgehend eingespielt, so war anlässlich der „Bridgestone Swiss Days“ in Zürich zu erfahren. Die Schweizer Händlerschaft hatte somit – neben den offiziellen Programmpunkten der Zusammenkunft – auch den Kopf frei fürs Gesellige.

Anlässlich der „Bridgestone Swiss Days“, die nun erstmalig in der Schweiz stattfanden, nachdem eine ähnliche Kundenveranstaltung im vergangenen Jahr in Deutschland abgehalten worden war, kamen über 200 Händler an zwei Tagen zum Fahrsicherheitszentrum des Touring Club Schweiz (TCS) bei Zürich. Dort hatte der Hersteller genügend Platz, um sein komplettes Produktportfolio – von Motorradreifen über Runflatreifen bis hin zu EM-, AS- und Pkw-Reifen – zu präsentieren und darüber hinaus auch einige Informationsveranstaltungen abzuhalten.

Eines der Schwerpunktthemen, das die Schweizer Händler sehr interessierte, war das EU-Reifenlabel. Die neue Gesetzgebung ist zwar bekanntermaßen in dem Nicht-EU-Land nicht verpflichtend. Dennoch werden aus dem benachbarten Ausland, etwa aus Deutschland, aber auch direkt von Herstellern wie Bridgestone fast nur gelabelte Reifen in die Schweiz ausgeliefert. Folglich hat der Endverbraucher und somit auch der Händler einen gewissen Informationsbedarf. Insgesamt, so war von den Händlern zu hören, sieht man das Label und dessen Einführung eher entspannt, auch wenn man sich in einem Winterland wie der Schweiz schon fragt, wie man Endverbrauchern den Nutzen eines (Sommer-)Reifenlabels erklären soll, das nichts über Wintereigenschaften aussagt, aber mitten in der Winterreifensaison auf den Markt kommt. Dennoch: Das Label kommt, und zwar auch in die Schweiz, wenn auch eben nicht verbindlich.

Entsprechende Ansichten über Sinn und Unsinn des EU-Reifenlabels gibt es indes auch bei Bridgestone Deutschland. Im Gespräch mit der NEUE REIFENZEITUNG betonte Peter Gulow, dass Bridgestone grundsätzlich sehr froh über die Einführung des Reifenlabels sei und dass das Label zukünftig die Entwicklung von neuen Reifen vorantreiben werde, man müsse jedoch erst einmal abwarten, inwiefern die Endverbraucher das neue Label akzeptieren und was das Label und dessen auf drei Kriterien reduzierte Vergleichbarkeit von Produkten für den Absatz von Reifen in der Europäischen Union bedeute. Laut dem Director Consumer Products bei Bridgestone in Deutschland seien gute Labelwerte zwar in Zukunft genauso ein „Must-Have“ wie gute Reifentestergebnisse. Was dies oder eben das Fehlen eben solcher Labelwerte für den Absatz bedeuten werde, darüber könne man derzeit nur spekulieren, so Gulow weiter. Während etwa die Einführung der S-Markierung vor knapp drei Jahren beinahe völlig am Endverbraucher vorbei gegangen war, so Gulow, rechnet er in Bezug auf das Reifenlabel schon damit, dass sich dafür ein höheres öffentliches Interesse entwickelt; dies sei aber ein „Prozess“ und man dürfe nicht damit rechnen, dass die ‚Rakete Reifenlabel‘ bereits am 1. November zündet. Auch Peter Gulow weiß natürlich, dass das Reifenlabel über Wintereigenschaften eines Reifens nichts aussagt und infolgedessen alle Folgen, die sich für den Markt aus der Einführung zum Winter hin ergeben, von vielen Zufälligkeiten abhängen.

Bridgestone unterstütze die Argumentation des Bundesverbands Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk, der seinen Mitgliedern rät, im Beratungsgespräch eben nicht nur auf das Label als Hinweis auf die Eigenschaften des Reifens zu verweisen, was – wie gesagt – im Winter wenig Sinn macht. Sondern der Reifenhandel solle seiner Aufgabe als Berater des Endverbrauchers nachkommen und im Gespräch idealerweise das gesamte Spektrum der Reifeneigenschaften entsprechend der Bedürfnisse des Endverbrauchers zu erläutern. Dann könne man im Reifenhandel auch von einer Qualitätsvermarktung sprechen. Aber auch hier müsse man abwarten, inwiefern das Reifenlabel in das Verkaufsgespräch eingebunden werden kann, so der Director Consumer Products weiter. Das hänge letzten Endes sehr vom einzelnen Kunden und davon ab, wie sich gerade die großen Zeitschriften wie ADAC Motorwelt, Auto-Bild, Auto Motor und Sport und Auto-Zeitung mit ihren Reifentests zum EU-Reifenlabel positionieren.

Die mediale Begleitung des Themas ist wohl von zentraler Bedeutung für die Bildung einer öffentlichen Meinung zum Label. Und man darf erwarten, dass die Reifentester sich klar gegen das Label in Stellung bringen werden und auf die Reduzierung der umfangreichen Produkteigenschaften eines Reifens auf drei kritisch hinweisen werden. Nicht um zuletzt auch die Relevanz der eigenen Tests zu unterstreichen, die Produkte schließlich in etlichen verschiedenen Kriterien prüfen.

Geklärt werden muss laut Peter Gulow noch, welche Institutionen oder Behörden nun bevollmächtigt werden sollen, die Korrektheit der in einer Selbstzertifizierung vom Hersteller festgestellten Labelklassen überprüfen dürfen und sollen. Außerdem müsse ebenfalls festgelegt werden, wie und von wem ein etwaiges Vergehen geahndet werden soll. Allerdings könne sich Gulow nicht vorstellen, dass ein Hersteller bewusst bei den Labelwerten täuscht, zu einfach sei schließlich die Kontrolle. Ebenfalls ergebe sich durch die Einführung des EU-Reifenlabels eine Beratungspflicht für den Reifenhändler. Man müsse sich auch hier die Frage stellen: Was geschieht mit einem Händler, der nicht berät? arno.borchers@reifenpresse.de


Bridgestone gab anlässlich seiner „Swiss Days“ in Zürich einen umfassenden Einblick in sein Produktportfolio

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