DVR: Reifenlabel kann nur begrenzt zur Kaufentscheidung beitragen
Die bevorstehende Einführung des Reifenlabels nimmt die „Initiative Reifenqualität“ des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) zum Anlass, um darauf hinzuweisen, was es mit dieser EU-weiten Kennzeichnungspflicht für Pkw-, Llkw- und Lkw-Reifen auf sich hat. Bekanntlich müssen alle nach dem 1. Juli dieses Jahres produzierten Reifen, sofern sie innerhalb der Europäischen Union verkauft werden sollen, hinsichtlich der drei Kategorien Rollwiderstand, Nasshaftung und Rollgeräusch kategorisiert werden. Das geschieht mithilfe eines Labels, so wie es in ähnlicher Form etwa schon bei Kühlschränken oder Waschmaschinen zu finden ist. „Ein Reifen ist aber keine Waschmaschine, und das Label kann nur begrenzt zur Kaufentscheidung beitragen“, so der DVR. Zwar informiere das Reifenlabel über den Einfluss der schwarzen runden Gummis in Sachen Kraftstoffverbrauch, Bremsweg auf nassen Fahrbahnen oder die von ihnen ausgehenden Geräuschemissionen, doch die Qualität eines Reifens werde noch von zahlreichen weiteren Kriterien bestimmt, wird dieser Standpunkt unter Verweis auf Dinge wie beispielsweise die Fahrstabilität, Seitenführung in Kurven, Aquaplaningeigenschaften, Trockenhaftung, Lebensdauer und bei Winterreifen auch den Grip auf Schnee und Eis begründet. Diese Kriterien bewerteten Fachmagazine, Automobilklubs und Prüforganisationen in regelmäßigen Reifentests, so der DVR weiter.
„Sicherheit ist das A und O beim Reifenkauf. Schließlich sind die Reifen das Einzige, was das Fahrzeug mit der Straße verbindet – die Auflagefläche jedes Reifens ist gerade einmal so groß wie eine Postkarte. Deshalb gilt: Besser den Reifen mit dem kürzeren Bremsweg wählen und Kraftstoff durch vorausschauendes Fahren, regelmäßige Luftdruckprüfungen und frühes Hochschalten einsparen“, empfiehlt DVR-Präsident Dr. Walter Eichendorf. Beim Winterreifenkauf spiele beispielsweise der Bremsweg auf schneebedeckter Fahrbahn eine wesentliche Rolle. Solche Dinge deckt das Reifenlabel allerdings nicht ab, weshalb die Reifenkennzeichnung laut DVR insofern nur einen ersten Überblick über wichtige Basiseigenschaften des Reifens liefere, aber nicht über das gesamte Spektrum an Leistungseigenschaften Auskunft gebe und damit „weder Reifentests noch die Beratung durch den Fachmann“ ersetze. Zumal man bei Reifen derzeit noch nicht wie bei Kühlschränken oder Waschmaschinen davon ausgehen könne, dass selbst preiswertere Modelle mit der besten Labeleinstufung „A“ gleichzeitig in den beiden Kategorien Rollwiderstand (hier sind insgesamt sieben Wertungsklassen von „A“ bis „G“ vorgesehen) und Nasshaftung (fünf Wertungsklassen ebenfalls von „A“ bis „G“, wobei „D“ und „G“ aber nicht belegt sind) aufwarten werden.
„Beim Reifen verhält es sich anders: Die Reifentechnologie ist deutlich komplexer als man annimmt. Denn Reifen, die besonders kraftstoffeffizient sind, weisen auf nasser Fahrbahn in der Regel einen schlechteren Bremsweg auf als solche, die einen höheren Rollwiderstand haben. Dieser Konflikt beschäftigt die Hersteller von Qualitätsreifen bereits seit Jahren, mit dem Ziel, bei beiden Kriterien ein möglichst hohes Niveau zu erreichen“, erklärt der DVR die Zusammenhänge. Zudem wird vorgerechnet, dass mit Blick auf die Rollwiderstandseinstufung der Unterschied von einer Klasse zur nächsten einem Mehr- bzw. Minderverbrauch von etwa einem Liter Kraftstoff auf 1.000 Kilometer Strecke entspricht. Da dies wiederum etwa der Distanz von Flensburg nach Salzburg gleichkomme, würde bei den derzeitigen Spritpreisen ein mit Reifen der Rollwiderstandsklasse „B“ ausgerüstetes Fahrzeug auf dieser Strecke rund 1,70 Euro Kraftstoffkosten sparen im Vergleich zu demselben Fahrzeug mit Reifen der Rollwiderstandsklasse „C“. Analog dazu wird der Bremswegunterschied zwischen Bereifungen benachbarter Labelklassen auf nasser Fahrbahn mit drei bis sechs Metern bei einer Ausgangsgeschwindigkeit von 80 km/h beziffert. „Das bedeutet, dass ein Reifen der Klasse ‚C’ auf einer durchschnittlich griffigen Straße vier Meter später zum Stehen kommt als einer der Klasse ‚B’ – immerhin eine gute Wagenlänge. Das heißt, während das eine Fahrzeug den Unfall knapp verhindert, prallt das andere mit 25 bis 30 km/h auf den Vordermann“, veranschaulicht der DVR. cm
Laut der „Initiative Reifenqualität“ des DVR beträgt der Bremswegunterschied zwischen Bereifungen benachbarter Labelklassen auf nasser Fahrbahn drei bis sechs Meter bei einer Ausgangsgeschwindigkeit von 80 km/h
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