“Hohe Unsicherheiten” am deutschen Automobilmarkt
Das Center für Automobilmanagement (CAMA) der Universität Duisburg-Essen hat seine neueste Prognose den deutschen Automobilmarkt betreffend vorgelegt. Darin heißt es, dass dieser nach dem Krisenjahr 2008 und den „Vorzieh- und Verschiebungseffekten durch die Abwrackprämie“ in diesem Jahr wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt sei und aller Voraussicht nach mit knapp 3,2 Millionen Pkw-Neuzulassungen bzw. einem Plus von 8,3 Prozent gegenüber 2010 abschließen werde. Demgegenüber wird für die kommenden Jahre eher Stagnation vorhergesagt. Gemäß dem sogenannten „Realistic-Case“-Szenario des CAMA wird für 2012 mit 3,1 Millionen Pkw-Neuzulassungen gerechnet, während der Markt bis 2014 dann wieder auf bis zu 3,2 Millionen Einheiten zulegen soll, nur um 2016 wieder auf 3,1 Millionen neu zugelassene Autos in Deutschland zurückzugehen.
„Die Gründe für den Absatzrückgang in Deutschland im Jahr 2012 liegen insbesondere in der zu erwartenden wirtschaftlichen Abkühlung, welche die gewerbliche Nachfrage sogar etwas stärker als die private Nachfrage treffen wird. Infolge der europäischen Schuldenkrise und der damit einhergehenden wirtschaftlichen Verunsicherungen erwarten wir für das Jahr 2012 keine nennenswerten positiven Konjunktureffekte auf den Pkw-Absatz. Nach der starken Zunahme des Bruttoinlandsproduktes im Jahr 2011 in Höhe von rund 2,9 Prozent wird das Bruttoinlandsprodukt im wahrscheinlichsten Szenario nur noch um etwa 0,7 Prozent im Jahr 2012 steigen“, sagt das CAMA. Aufgrund nur noch mäßig wachsender Auftragseingänge, weiterhin steigender Rohstoffpreise und eines leicht gedämpften Geschäfts- und Investitionsklimas erhielten die gewerblichen Neuzulassungen im Jahr 2012 kaum Wachstumsimpulse, heißt es weiter.
Und die private Fahrzeugnachfrage soll sich im Jahr 2012 ebenfalls etwas abschwächen, von der konjunkturellen Eintrübung aber weitaus weniger betroffen sein. Begründet wird dies mit einer positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, einer relativ stabilen Sparquote und steigenden Realeinkommen, welche die private Kaufkraft und damit die Bereitschaft zu langfristigen Anschaffungen stimulieren. Dennoch würden hohe bzw. gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent gestiegene Verbraucherpreise, konstant hohe Rohöl- sowie Energiekosten, der strukturelle Wandel in Form einer alternden und zugleich schrumpfenden Gesellschaft und neue Mobilitätskonzepte (z.B. Car-Sharing) den sonst positiven Effekten entgegenwirken. „Neue Fahrzeugmodelle und attraktive Neuwagenrabatte werden dieser Entwicklung im Jahr 2012 nicht entgegenwirken können, sodass die privaten Neuzulassungen nach oben hin begrenzt werden“, glaubt man beim CAMA.
Vor diesem Hintergrund und bedingt durch die europäische Schuldenkrise herrsche ein hohes Maß an Unsicherheit am deutschen Automobilmarkt vor mache eine verlässliche Abschätzung der zukünftigen Entwicklung besonders schwierig. Einen regelrechten Einbruch des Marktes erwartet man für 2012 gleichwohl nicht, die Rede ist eher von einer Art „kurzen Verschnaufpause auf einem bereits hohen Niveau“. Das Absatzniveau der Vorkrisenjahre von durchschnittlich 3,3 Millionen Fahrzeugen werde aber auch in den kommenden Jahren wohl nicht wieder erreicht. „Insofern stehen die deutschen Automobilunternehmen auf dem Heimatmarkt einer gedämpften und unsicheren Entwicklung gegenüber, die aber durch das dynamische Wachstum insbesondere in den neuen Wachstumsländern (Brasilien, Russland, Indien und China) mehr als kompensiert werden dürfte“, so das CAMA. cm
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